Frankenthal Liebeslieder und Lebensfreude

Künstlerisch auf beachtlich hohem Niveau stand das Neujahrskonzert, zu dem das Kulturbüro des Rhein-Pfalz-Kreises und die Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim am Sonntagnachmittag ins Schloss von Kleinniedesheim baten. Mit nur gut 40 Zuhörern war die Resonanz freilich mehr als dürftig.

Vor zwei Jahren, als Professor Thomas Heyer mit seiner Gesangsklasse der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst aus Frankfurt am Main schon einmal gastierte, war der Saal proppenvoll. Diesmal gab es im eher familiären Ambiente die (lediglich zahlenmäßig) „abgespeckte“ Besetzung mit nur drei Mitwirkenden: der aus Südrussland stammenden Sopranistin Daria Kalinina, dem gebürtigen Maxdorfer Tenor Florian Löffler und dem Pianisten Hedayet Djeddikar, der Schweizer Wurzeln hat. Mit „Seelenklänge“ überschrieben war das überaus kurzweilige und locker präsentierte Programm, das eine wohldosierte Mischung aus anspruchsvollen Opernarien, romantischen Kunstliedern und unverwüstlichen Operettenmelodien bot. Schon bei dem lyrischen „Zeffiretti lusinghieri“ (Schmeichelnde Lüfte) aus Mozarts „Idomeneo“ zeigte sich das enorme stimmliche Potenzial der Sopranistin Kalinina, die aktuell ein Engagement am Staatstheater Mainz hat. Sauber in der Intonation meisterte sie auch die tückischen Koloraturen und interpretierte die Rosenarie der Susanna aus „Die Hochzeit des Figaro“ als hinreißende Liebeserklärung. Mit einem kraftvollen Organ ausgestattet ist Florian Löffler, der in die Rolle des Türkensultans Bajazet – entnommen aus der Händel-Oper „Tamerlano“ – ebenso dramatische Akzente setzte wie mit der zwischen Wehmut und Verzweiflung angesiedelten Arie „Durch die Wälder, durch die Auen“ aus „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Die beiden jungen Gesangssolisten Kalinina und Löffler, die in Djeddikar einen kompetenten, mit viel Einfühlungsvermögen und rhythmischem Impetus begleitenden Partner hatten, waren auch in der Gattung des Kunstliedes kaum in Verlegenheit zu bringen. Das bewies Kalinina, die aus dem Zyklus „Sieben frühe Lieder“, einem Jugendwerk von Alban Berg, drei zu Herzen gehende Melodien ausgewählt hatte. Löffler tat sich mit dem Brahmslied „Wie bist du meine Königin“ und den nachdenklich stimmenden Weisen – darunter das liebliche „Ich trage meine Minne“ von Richard Strauß – hervor. Nach der Pause war es dann vorbei mit Melancholie und Liebeslied. Die leichte Muse und mit ihr überschäumende Lebensfreude brachen sich Bahn. Bei der neapolitanischen Canzone „Torna a Surriento“ von Ernesto de Curtis und dem feurigen „Juramé“ der mexikanischen Komponistin Maria Grever entfaltete Löffler, derzeit am Staatstheater Wiesbaden unter Vertrag, seine Belcanto-Qualitäten. Inbrünstig und hingebungsvoll sang Kalinina die Arie „O mio babbino caro“ aus Giacomo Puccinis Einakter „Gianni Schicchi“. Dann endlich durften die Herzen der Operettenfreunde höher schlagen: Das bestens harmonierende Trio hatte sich für die Dauerbrenner „Grüß mir mein Wien“ (Gräfin Mariza), „Tanzen möcht’ ich“ (Csardasfürstin) und „Es muss was Wunderbares sein“ (Im weißen Rössl) entschieden – und erntete begeisterte Bravorufe. Erwartungsgemäß waren die Zugaben vom gleichen publikumswirksamen Kaliber. Altmeister Franz Lehár war angesagt: zuerst das offene Bekenntnis „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ aus der Operette „Giuditta“, dann im Duett der langsame Walzer „Lippen schweigen“ aus „Die lustige Witwe“. Zum Abschluss kam mit dem durch die Comedian Harmonists bekannt gewordenen Couplet „In der Bar zum Krokodil“ auch noch das witzig-frivole Genre zu seinem Recht.

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