Frankenthal LESERBRIEFE AN DIE LOKALREDAKTION:

Ich bin zwar kein „Sprössling einer Pfarrersfamilie“, dennoch stimme ich Herrn Haller aus voller Überzeugung zu. Ich freue mich, dass er als Landtagsabgeordneter den frühen Veranstaltungsbeginn des Kanalhafenfests öffentlich thematisierte, und dass Oberbürgermeister Wieder verständnisvoll reagierte. Sonn- und Feiertage seien „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“, betont die Evangelische Kirche in Deutschland. Es geht dabei keineswegs darum, „Kirchenbänke zu füllen“. Die Trennung von Kirche und Staat impliziert ja nicht, dass Gottesdienste und kommunale Feste als Konkurrenzveranstaltungen wahrgenommen werden, sondern dass jeder Mitbürger die Möglichkeit hat, ganz nach seiner Façon diesen Einladungen zu folgen (oder eben nicht). Dass Herr Scherr bei seiner Argumentation Martin Luther zitiert, empfinde ich als dreist. Offensichtlich nimmt er an, dass sich heutzutage ohnedies nur wenige Schäflein in die Kirchen verirren. Ich bin mir dessen nicht so sicher. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass an jenem Sonntag die Anzahl der Gottesdienstbesucher in Frankenthal und Umgebung höher war als die Zahl der Besucher, die zwischen 10 und 11 Uhr auf dem Kanalhafenfest anzutreffen waren. Tierdressurnummern im Zirkus sind laut Herrn Bruder eine Schande für Frankenthal? Was für eine Schande ist dann jedes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt die Ponyreitbahn? Vielleicht sollte man sich als Politiker etwas genauer überlegen, vor welchen Karren man sich spannen lässt, beziehungsweise man sich selber spannt. Es gibt ganz bestimmt brennenderes Unrecht in unserem direkten Umfeld. Ist aber vermutlich nicht so medienwirksam zu vermarkten. Tierrecht und gewisse damit einhergehende Ernährungsformen sind halt momentan en vogue. Wie jeder Trend aber hoffentlich kurzlebig. Haben Sie einmal versucht, während der Rushhour von Mannheim-Käfertal aus nach Frankenthal zu kommen? Ein schier aussichtsloses Unterfangen. Bereits auf der B 44 in Höhe der Autohäuser staut sich der Verkehr, weil auf der A 6 nichts mehr geht. Die A 6 wird ausgebaut, die Abfahrt Richtung Worms/Mörsch ist gesperrt. Weil schon von weitem zu sehen ist, dass nichts mehr geht, fahre ich geradeaus, will über Lampertheim, die B 47 nach Worms und dann über die B 9 nach Frankenthal. In Lampertheim – erst an der Kreuzung, an der es am Altrhein entlang nach Rosengarten geht – da steht ein Schild, dass die Zufahrt zur B 47 in Rosengarten gesperrt ist. Also bleibt dann nur noch der Umweg über Bürstadt, um dann über die B 47 vorbei an Rosengarten nach Worms auf die B 9 nach Frankenthal zu kommen – ein Umweg von mehreren Kilometern mit viel Stau, weil die Hauptzufahrtswege durch Bauarbeiten gesperrt sind. Selbstverständlich kenne ich auch den Weg durch Mannheim, die Innenstadt und dann auf eine der zwei Rheinbrücken. Diese Route bringt weniger Kilometer, dafür längere Standzeit. Im Endeffekt dürfte sich das nichts nehmen. Nach meiner Auffassung ist diese Verkehrslage eine schallende Ohrfeige für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere die berufstätigen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sämtliche Bauarbeiten und Brückenreparaturen keineswegs im Vorfeld absehbar waren, mindestens genauso überraschend kamen, wie die Tüv-Hauptuntersuchung für jeden Autofahrer. Eine Koordinierung war auch keineswegs machbar, immerhin handelt es sich hierbei um länderübergreifende Bauarbeiten. Nein, es zeigt lediglich, dass es die Flatrate nicht nur im Telefontarif, sondern auch in den Köpfen der Planer und Verantwortlichen gibt. Dieser Eindruck wird zur Überzeugung, wenn man von Mannheim-Sandhofen vorbei am Bauhaus Richtung Käfertal fährt und sich auf die Beschilderung verlässt, welche die Spurführung aufzeigt.

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