Frankenthal „Krankenhaus ist mein Ding“

Mit 36 Jahren zählt Kaba Finjap zu den jüngsten Oberärzten an der Frankenthaler Stadtklinik. „Ich habe viel Glück gehabt, dass ich mit 30 schon Facharzt war“, sagt er, der stolz auf eine steile Karriere sein kann.

Kaba Finjap ist in Kamerun geboren. Eigentlich habe er Pilot werden wollen. Aber der Papa habe von dem Job eines fliegenden Taxifahrers abgeraten. „Denk doch mal über ein Medizinstudium nach“, das sei „viel anständiger“, lautete des Vaters Anregung. Den letzten Ausschlag hätten dann die Migräneanfälle der Mutter gegeben und die Einsicht des jungen Kaba, dass er ihr als Mediziner ja vielleicht einmal helfen könne. 1996 kam er nach Heidelberg, um Medizin zu studieren. Als Arzt im Praktikum habe er eine Zusage vom Klinikum Mannheim in der Tasche gehabt. In Frankenthal aber habe man dringend eine Nachfolge gesucht – und so sei er 2005 in die Stadtklinik Frankenthal gekommen. 2010 habe er die Facharztprüfung bestanden, 2012 sei er Oberarzt geworden. „Das Krankenhaus ist mein Ding“, bestätigt Finjap die Entscheidung gegen die Selbstständigkeit in einer Praxis. Dort habe ihn die Bürokratie abgeschreckt, zudem „hat mich das Spektrum in Frankenthal beeindruckt, weil wir die gesamte Bandbreite der Inneren Medizin anbieten. Wir machen im Prinzip fast alles.“ Dass jeder Oberarzt der Inneren Medizin im Grundsatz alles können, alles machen muss, gilt auch für ihn. Doch auch Kaba Finjap hat seine Schwerpunkte. Das ist zum einen der Einsatz als Notarzt. „Das macht eigentlich viel Spaß.“ Zum zweiten widmet er sich verstärkt der nichtinvasiven Beatmung. Das heißt, eine Beatmung erfolgt nicht über einen in die Luftröhre geschobenen Schlauch, über eine sogenannte Intubation, sondern über eine Gesichts- oder Mund-Nase-Maske. Auch damit könne ausreichend Druck erzeugt werden, um die Lunge zu belüften, erklärt der Mediziner. Eine interessante Zukunftsaufgabe in Frankenthal, die ihm auch Spaß mache, sei die sogenannte Intermediate Care, die Überwachung von schwerkranken Patienten etwa bei Herz-Rhythmus-Störungen, schweren Atemproblemen, Schlaganfällen oder akuten Blutungen. Derzeit stecke dieses Teilgebiet noch in den Anfängen, Umbauarbeiten für eine solche Station seien noch nicht abgeschlossen. Privat findet Finjap Ablenkung und Entspannung beim Sport – im Fitnessstudio, beim Joggen oder Fahrradfahren. Mitunter radelt er sogar von seiner Wohnung in Mannheim zur Stadtklinik. „Ich schaffe es wirklich, hier rauszugehen und alle Probleme und Sorgen hier zu lassen“, sagt der Arzt, der gerne reist und sich zudem noch ein teures und zeitraubendes Hobby zugelegt hat: das Online-Zusatzstudium Public Health an der Universität Liverpool. „Das nimmt viel von meiner Freizeit in Anspruch“, bestätigt er. Es ist Studium, das zunächst analysiert, etwa den Einfluss von Arbeits- und Umweltbedingungen auf die Gesundheit der Bevölkerung, oder welche Ursachen neue Krankheiten und Beeinträchtigungen haben und wie sie sich ausbreiten. Daraus folgen Schlüsse, etwa, wie die Krankenversorgung weiter entwickelt und das Gesundheitssystem optimiert werden können. Kaba Finjap nennt ein Beispiel: „Man könnte etwa die Gründe für Herzinfarkt untersuchen. Viele trinken und rauchen viel. Warum tun sie das, wie kann man hier ansetzen, um vorzubeugen?“ Er überlegt kurz und meint: „Ich weiß nicht, ob sich die Menschen in Deutschland bewusst sind, wie abgesichert sie sind. Sie haben zu jeder Uhrzeit Anspruch auf eine Facharzt-Behandlung; das ist in England nicht der Fall.“ Ein bisschen bedauert er, dass Patienten die Arbeit zu wenig anerkennen. „Sie müssen nicht dankbar sein, nein, wir sind ja keine Götter“, sagt Finjap. Jedoch, wenn einmal etwas schief laufe, da sei der Aufschrei groß, aber wenn es gut laufe, dann gelte das einfach als selbstverständlich.

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