Frankenthal JVA Frankenthal: Arbeitsplatz Sporthalle und Muckibude

Kann von Sport nicht genug bekommen: Björn Römer beim Training mit einem Gefangenen an Geräten im Kraftraum.
Kann von Sport nicht genug bekommen: Björn Römer beim Training mit einem Gefangenen an Geräten im Kraftraum.

Hinter Gittern (6): Den ganzen Tag durch die Häuser der Justizvollzugsanstalt, über Flure, Treppen rauf, Treppen runter: Eigentlich haben die JVA-Beschäftigten schon viel Bewegung. Björn Römer ist noch ein bisschen fitter als alle anderen: Als Sportbeamter spielt er Fußball, Badminton und Volleyball, geht mit den Gefangenen in den Kraftraum und ermöglicht ihnen, körperlich aktiv zu bleiben.

Welchen Anteil die Schreibtischarbeit im Verhältnis zur sportlichen hat – die räumlichen Verhältnisse symbolisieren es schon. Björn Römers „Büro“ ist ein Computer auf einem kleinen Tisch, der sich den Platz in einem fensterlosen Verschlag mit Pokalen, Sportgeräten, dem CD-Player für die Fitnessstunde und sonstigem Equipment teilt. Der 38-Jährige sitzt an diesem Schreibtisch immer nur kurz: um mal schnell eine E-Mail zu lesen oder etwas auszudrucken. Dann setzt er sich wieder in Bewegung. „Es sind vielleicht drei von 37,5 Wochenstunden“, sagt er. Römers hauptsächliche Arbeitsplätze sind eine nüchterne Turnhalle und ein improvisierter Fitnessraum mit Geräten, die verschiedene Studios gestiftet haben. Ab und zu kann er auch mal etwas Neues kaufen, ein paar Fußbälle zum Beispiel. Am Wochenende, außerhalb seiner eigentlichen Arbeit, hat Römer regelmäßig Dienst auf der JVA-Leitstelle, wo er für die Überwachung von Monitoren zuständig ist. Er hat nach einer ersten Ausbildung zum Industriemechaniker die Laufbahn eines ganz normalen Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst absolviert und macht diese Arbeit seit 2003. Im Jahr 2010 ergab sich dann die Chance, sein Hobby Sport in den Beruf zu integrieren und sich zum Sportbeamten weiterzubilden. „Jeder Gefangene sollte die Möglichkeit haben, mindestens einmal pro Woche am Sport teilzunehmen“, erklärt Römer. Seine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen und die Teilnehmer so zu koordinieren, dass das System gerecht ist. Bei der Planung unterscheidet er zwischen Nord- und Südseite der JVA, Untersuchungshäftlingen und Männern in der Strafhaft, zwischen arbeitenden und nicht arbeitenden Gefangenen. In den Fitnessraum nimmt er 15, in die etwas größere Turnhalle maximal 20 Männer mit. Praktisch funktioniert das ganz spontan: Den Männern, die potenziell in Frage kommen für eine Sportstunde, wird durchgesagt, dass sie an der Hausrufanlage in ihrer Zelle den entsprechenden Knopf drücken sollen. Dann geht ein Beamter oder eine Beamtin durch und sammelt alle ein, die sich gemeldet haben. Wenn Plätze frei sind, füllt Römer sie mit Interessenten aus einem anderen Haus auf. Etwa 30 bis 40 Prozent der inhaftierten Männer, schätzt er, nehmen das Angebot regelmäßig an. Die Gründe, warum die Männer in der JVA Sport machen, unterscheiden sich nicht von denen, aus denen Menschen außerhalb der JVA Sport machen: weil es Spaß macht, weil man den Kopf freibekommt, sich körperlich fit hält, Aggressionen abbaut und mit anderen zusammensein kann. „Hier entstehen auch soziale Kontakte und Freundschaften“, sagt Römer. Natürlich gebe es zum Beispiel beim Fußballspielen auch mal die eine oder andere Herausforderung beim Lösen eines Konflikts. Aber: „Das Gewaltpotenzial ist nicht besonders hoch. Ich würde sagen, es ist bei denen höher, die keinen Sport machen“, sagt der Beamte. Römer ist auch für den sportlichen Teil der Einstellungstests von Bewerbern für den Justizdienst zuständig und nimmt mit den Gefangenen regelmäßig an Turnieren anderer Anstalten teil. In seiner Freizeit macht er bei der Betriebssportgemeinschaft mit, die zum Beispiel eine gemeinsame Teilnahme an Firmenläufen oder an Fußballturnieren organisiert. Und oft hat er dann noch nicht genug vom Sport: Wenn er dazu kommt, geht Björn Römer nach einem Tag zwischen Turnhalle und Fitnessraum am liebsten selbst noch irgendwo trainieren.

x