Frankenthal Jugendarbeit zahlt sich aus

Frankenthal. Zum dritten Mal bereits traten die Schachspielerinnen der TSG Mutterstadt in dieser Saison in der Zweiten Bundesliga an. Angesichts der geballten Konkurrenz gab es für die reine Amateurmannschaft auch diesmal wenig zu holen. Doch war schon der Aufstieg ein Ausrufezeichen, zumal in dem immer noch von Männern dominierten Schachsport. Eine Gelegenheit, das königliche Spiel in der Pfalz einmal genauer unter die Lupe zu nehmen – immerhin sitzen etwas über 2000 Spieler in der Pfalz regelmäßig über den 64 schwarz-weißen Feldern.

Gerade einmal 158 Frauen und Mädchen sind in den Vereinen des Pfälzischen Schachbunds (PSB) organisiert. Das entspricht einem Anteil von knapp acht Prozent der Spieler. Noch eklatanter ist das Gefälle bei den Erwachsenen, bei denen der Frauenanteil auf die Hälfte (4,2 Prozent) abfällt. Woher diese Zurückhaltung bei einem Sport herrührt, in dem körperliche Unterschiede eigentlich keine Rolle spielen – darüber ist viel gemutmaßt worden. Ob Defizite beim räumlichen Denken, Abneigung gegen stundenlanges Nachdenken über den nächsten Zug oder die Gehässigkeit mancher männlicher Schachchauvinisten, für die „Mädchenschach“ noch immer ein Schmähbegriff darstellt – die Liste der möglichen Erklärungen ist lang. Die meisten aktiven Mitglieder von den 64 Vereinen in der Pfalz verzeichnen momentan der SK 1912 Ludwigshafen (82), der SK Frankenthal (77) und der SC Lambsheim (74). Während bei den Frauen Mutterstadt seit Jahren eine Vorreiterposition innehat, stellt bei den Männern die SG Speyer-Schwegenheim den am höchsten spielenden Verein. Der Absteiger aus der Zweiten Bundesliga und aktuelle Tabellenführer der Oberliga Südwest hat sich den sofortigen Wiederaufstieg zum Ziel gesetzt. Im Gegensatz zu den fast reinen Amateurvereinen andernorts setzen die Speyerer dabei vor allem auf Legionäre aus Osteuropa, die an den acht Brettern die Punkte einfahren sollen. Die anderen Oberligisten (SK Landau, TSG Mutterstadt, Wormser SV) und Rheinland-Pfalz-Ligisten (SK Frankenthal, SK Ludwigshafen, SC Pirmasens) treten dagegen mit einheimischen Spielern an, nicht selten darunter seit Jahrzehnten dem Verein verbundene Eigengewächse. Ernste Nachwuchssorgen braucht sich Schach derweil nicht zu machen. Zwar geht die Zahl der Schachspieler seit Jahren kontinuierlich leicht zurück, doch finden sich immer wieder starke junge Talente. „Schach besitzt bei vielen Eltern immer noch ein sehr positives Image“, weiß PSB-Landesspielleiter Dieter Hess vom Schachclub Lambsheim. Das Problem sei heute eher, genügend Ehrenamtliche zu finden, die in den Vereinen und Schulen regelmäßig Training beziehungsweise Schach-AGs anbieten könnten. „Die Erfahrung zeigt, dass die Vereine mit guter Jugendarbeit auch langfristig die mitgliederstärksten sind“, meint Hess, „umgekehrt befindet sich eine Reihe von Vereinen ohne Nachwuchsabteilung buchstäblich vor dem Aussterben“. Dabei stehen jedoch viele kleinere Vereine vor einem Dilemma: Betreiben sie engagierte Jugendarbeit und bringen talentierte Spieler hervor, stehen häufig gleich die höherklassigen Vereine auf der Matte, um diese abzuwerben und mit noch besseren Trainingsmöglichkeiten wegzulocken. Beispielhaft dafür steht der Wechsel der beiden talentierten Nachwuchsspieler Daniel Stein und Lukas Tresch, die vor zwei Jahren vom kleinen SC Bad Dürkheim zum großen SK Frankenthal gingen. Während Frankenthal und besonders der SC Lambsheim in den vergangenen Jahren enorm an Mitgliedern gewannen, stagniert der SC Bobenheim-Roxheim auf relativ niedrigem Niveau. Noch schlimmer sieht es freilich in großen Teilen der Westpfalz aus, wo viele Clubs unter dem berufsbedingten Wegzug junger Menschen leiden. Überhaupt kränkelt das Schach an einem Mangel an Spielern mittleren Alters, erklärt Dieter Hess. „Wie in anderen Sportarten auch haben wir einen Einbruch bei den 20- bis 40-Jährigen – Ausbildung, Familie und Beruf gehen in dieser Lebensphase häufig vor.“ Ungefähr die Hälfte der Spieler, die als Teenager oder Twen das Schachspiel aufgegeben hätten, käme aber nach zehn, 20 Jahren zurück, um wieder einzusteigen und nicht selten die eigenen Kinder gleich mit anzumelden.

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