Frankenthal Jahreszeit beeinflusst Preise nicht mehr

Im Frankenthaler Telefonbuch findet man unter dem Stichwort Heizöl sechs Anbieter. Zwei davon gehören nicht mehr zum Nahbereich, drei haben zumindest eine Frankenthaler Rufnummer, einer sogar eine kostenlose 0800er-Nummer. Jochen Ziehl von Heizöl Ziehl im Gewerbepark Nord bezeichnet sich selbst als der letzte Frankenthaler Händler. Heizöl Winkler sitzt dagegen im Mannheimer Raum, Heizöl Berg, der nach eigener Aussage vor rund einem Jahr die Frankenthaler Brennstofffirma Noack übernommen hat, im Wormser Gebiet und Anbieter Aral Wärme Service Mobene verfügt bundesweit über 25 Vertriebsbüros, eines davon in Mannheim. Jan Flohn von Heizöl Berg sieht eine Schrumpfung der Händlerszene, auf den regionalen Partner vor Ort werde der Kunde jedoch nicht verzichten wollen. „Das ist auch Vertrauenssache“, behauptet er. Aus dem regionalen Tanklager in Ludwigshafen schöpfen alle regionalen Händler – egal, ob der Lieferant Shell, Aral, Esso, BP oder eine andere Mineralölgesellschaft ist. Jochen Ziehl erklärt: „Jede Mineralölgesellschaft liefert in einen großen Tank, aus dem wir unsere Wagen befüllen.“ Lediglich die Zusätze werden von den Händlern getrennt nach Lieferant getankt und vor Ort beim Kunden direkt zugemischt. Die Lieferzeiten liegen im Schnitt bei drei bis zehn Tagen. Zum aktuellen Tagespreis im Dezember liefern, das bietet Heizöl Winkler an, berichtet Erich Hollenbach, der für den Verkauf Großkundengeschäft zuständig ist. Die regionalen Preise liegen bei allen Händlern „auf Augenhöhe“, sagt Jan Flohn von Heizöl Berg. Derzeit gilt in Frankenthal bei 3000 Litern Abnahme eine Spanne von brutto – also inklusive Mehrwertsteuer – 73,10 bis 75 Euro pro 100 Liter Heizöl in Standardqualität. Bei der Premiumqualität erhöht sich der 100-Liter-Preis um bis zu zwei Euro. Dennoch besteht aus Sicht der Händler eine steigende Tendenz zugunsten der Premiumvariante. Je nach Lieferort und -Straße kommt bei Aral Wärme Service Mobene noch eine Anfahrtspauschale hinzu, für Frankenthal wären das etwa 17,85 Euro. Zahlen muss hier der Erstkunde bei Lieferung in bar oder mit EC-Karte. „Geiz ist geil“, diese Maxime gelte immer noch für viele Verbraucher, sagt Jochen Ziehl. Das heiße vorrangig, den Verbrauch zu drosseln, etwa durch moderne Brennertechnik oder die Brauchwassererwärmung über eine Solaranlage. Aber auch die zunehmende Nutzung von Gas in Neubaugebieten oder von alternativen Wärmequellen reduzierten die Nachfrage, wenn auch nicht in spektakulären Dimensionen. Der Verbraucher sei meist gut informiert über den aktuellen Marktpreis sind sich die Händler einig. Senken könne man den Preis noch über Sammelbestellungen, sagt Jochen Ziehl, aber der Spielraum sei begrenzt, liege höchstens bei 1,5 Cent pro 100 Liter. Was allerdings mancher Sammelbesteller nicht wisse: Sobald einer nicht zahlt, müsse jeder einzelne Sammelbesteller für den Ausfall haften. Ab 2000 Liter könne man günstige Preise bekommen, „unter 1500 Litern ist es nicht sinnvoll, zu bestellen, es sei denn, man braucht nicht mehr“, so Ziehl. Wer noch geringere Mengen beziehe, müsse gar mit einem Mindermengenzuschlag rechnen. Doch wann kauft der Verbraucher Heizöl zum Schnäppchenpreis? Früher hieß es, der Tank wird im Sommer gefüllt, dann ist es billiger. „Das ist Historie“, sagt Jan Flohn, „ein Irrglaube“, ergänzt Jochen Ziehl. Tatsächlich orientiert sich der Heizölpreis heute nicht an der Jahreszeit. Sogar steigender Verbrauch mündet nicht immer in steigenden Preisen. „Wir haben gegenwärtig bei steigendem Rohölverbrauch steigende Rohölreserven“, so Jochen Ziehl. Das Heizöl selbst sei dabei nur ein „Nischenprodukt“. Dagegen reagieren der Ölpreis beziehungsweise die Rotterdamer Produktbörse sehr sensibel auf politische Krisen, die Weltwirtschaft, zusätzliche Fördermengen etwa durch US-amerikanische Fracking-Methoden oder auf Währungskurse. „Sinkt der Euro-Kurs um ein Zehntel gegenüber dem Dollar, dann geht der Ölpreis gleich um 50 Prozent nach oben“, sagt Erich Hollenbach. Doch günstig hin, günstig her – der Tank bestimmt den rechten Zeitpunkt für die Heizölbestellung. Ist er leer und der Marktpreis auch noch günstig, kann man wohl sagen „Glück gehabt“.

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