Frankenthal „Hello again“ für Uli Hoeneß

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Bütten-Kracher gestandener Profis, genialer Kokolores aus den eigenen Reihen und Superstimmung im Saal: Bei seiner Prunksitzung brachte der Frankenthaler Carneval Verein (FCV) im fast voll besetzten großen Saal des Congress-Forums sein Publikum zum Toben.

Souverän führte Sitzungspräsident Andreas Schuff durch das sechsstündige Programm mit dem abgewandelten ZDF-Motto „Mit dem FCV lacht man besser“. Dabei nahmen einige Eigenbeiträge Bezug auf die Film- und Fernsehwelt: Gleich zu Anfang marschierte die neue Minigarde, trainiert von Beatrix Marx und Lena Schuff, bei ihrem zweiten Auftritt flott zur Musik der Eurovisionshymne. Nach ihrem Marsch präsentierte die Nachwuchsgarde einen munteren Schautanz zur Filmmusik der Science-Fiction-Parodie „Traumschiff Surprise“ (Trainer: Michael und Peri Wagner). Nach einem gemeinsamen Marsch zeigten die Tanz- und Juniorengarde zwei Schautänze aus der bunten Film- und Fernsehwelt: Bei der legendären ZDF-Show „Wetten dass…?“ ließen die Tänzerinnen Michael Jackson wieder auferstehen. Als Charlie Chaplin mal zwölf, aber leider ohne sein unverzichtbares Stöckchen, zeigte sich die Tanzgarde zu stilechter Elektro-Swing-Musik. Trainiert wird sie von Nadine Gögel, Hanna Wagner und Peri Wagner. Dass man auch mit leisen Akustik-Beiträgen Narrenherzen erobern kann, bewiesen die „Acapälzer“: Die fünf sangesfreudigen Damen berichteten „zwischen Pickel und Cellulite“ von den Unwägbarkeiten eines Frauenlebens: Popsongs in Mundart gecovert und unerschrockene Schüttelreime in harmonischem A-capella-Gesang sind das Markenzeichen ihres kabarettistischen Musikprogramms „S wird wie’s werd“. Schon zu früher Stunde die Stimmung zum Sieden brachten die Dubbeglas-Brieder Olli Herrmann und Willi Brausch mit ihrem bewährten Mix einheimischer Kultlieder und palatinisierter Popsongs. Auch das neue FCV-Lied „Stadt in meinem Herzen – Fasnacht in Frankenthal“ (Text: Frank Hüther) scheint das Potenzial zum Klassiker zu haben. Mit dem Marionettentanz „Träume werden wahr“ zeigte das Radlerballett aus Bobenheim-Roxheim eine anspruchsvolle Choreografie mit komplexen Jumpstyle-Elementen und geballter Athletik. Mit Witz und Scharfsinn kommentierte Frank Hüther als Deutscher Michel in seiner klassischen Polit-Bütt Geschehnisse im Lokalen („OB Wieder ist jetzt Ex, doch bleibt er Rex im Bezirkstag“), in der Wirtschaft – etwa beim Abgas-Betrug von VW („ein Eigentor in Wolfsburg“) und der großen Politik (NSA: „ausspähen unter Freunden geht garnet“). Beim Thema Flüchtlinge bezog der Narr klar Position: „Wer Scharfmachern folgt, liegt ganz sicher verkehrt.“ Mit schwarzem Humor im Mary-Poppins-Kostüm brillierte einmal mehr Markus Weber aus Weinheim als hundertjährige Super-Greisin „Fräulein Baumann“, die „beim Himmelfahrtstag de Schwanz eizieht, awwer bei Maria Empfängnis in de erscht Reih steht“. Nach der folgenreichen Verwechslung von Hörgerät und Rheumazäpfchen hatte die letzte Überlebende aus Jopi Heesters Krabbelgruppe Tipps gegen eine überalterte Gesellschaft auf Lager: „Ab Mai müssen Hundertjährige bei Rot über die Ampel.“ Tolle Büttenbeiträge gab es auch nach der Pause: „Hausmeister Kurt Knauber“ alias Jens Gabler aus Flomersheim entwarf auf Saarländisch Schreckensszenarien über von Rentnern gehetzte Enten im Park und die Auswirkungen überlanger Lebensarbeitszeit, etwa bei der Brandbekämpfung (Feuerwehrleiter mit Treppenlift) oder im Zirkus („ä Trapezkünschtler mit Blasenschwäche, des will mer sich net vorstelle“). Hinter „Schuffis Junge Wilde“ verbergen sich die Elferräte Jonas Arbeiter, Benedikt Völpel, Pano Ladias, Michael Völpel, Roland Marx und Nico Hahl. Mit ihrem gekonnten Kokolores als Tanzpüppchen zwischen Twist, Cancan und Stangentanz trieben sie dem Publikum Lachtränen in die Augen und durften nicht ohne Zugabe von der Bühne. Einen Jahresrückblick mit Piano, gespickt mit Pointen im Sekundentakt präsentierte „Musikprofessor“ Werner Beidinger: Bei ihm zieht „Angela die Flüchtlingsherzen an“ und Uli Hoeneß darf nach seiner Entlassung wieder „Hello again“ sagen, während man „Kopf sagt ja, Bauch sagt nein“ mal wieder im Diät-Dilemma steckt. Mit respektlosem Witz mischten Bauchredner Andreas Knecht und sein Rabe Georg zu später Stunde das Publikum auf. Wortkomik in szenischer Sketchform zeigten die beiden FCV-Aktiven Frank Hüther und An-dreas Schuff als Doktor Dubbes und Patientin Frau Dabbes und brillierten dabei mit abgründigem Humor über Frauen und Handgranaten („zieht man den Ring ab, ist das Haus weg“). Als „Prinz Härtschter I.“ mischte Oliver Betzer, mehrfach preisgekrönter Superfasnachter aus dem Dahner Tal, mit vollem Körpereinsatz, schrägen Gags und mitreißenden Songs zu später Stunde den Saal noch mal richtig auf. Zur anschließenden Guggemusik der Basselchorra tanzte dann der ganze Saal.

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