Frankenthal Gleisarbeiter gesucht

After-Work-Partys sind ja was für Leute, die in geselliger Runde Ausgleich zum Tagwerk suchen. Wer unter Ausgleich körperliche Betätigung versteht, hat dazu bei den Treffen im Gleis 4, dem geplanten Frankenthaler Kulturzentrum auf dem ehemaligen Brauereigelände in der Johann-Klein-Straße, derzeit reichlich Gelegenheit. „Bis Ostern müssen wir fertig sein mit den Vorarbeiten“, sagen die Initiatoren Beate Vogel und Tiemo Feldmann. Putz, Farbe und Estrich müssen raus, bevor die Handwerker anrücken. Helfer sind dabei hoch willkommen.

Seit im Januar das letzte Benefizkonzert über die Bühne ging, hat sich die ehemalige Lagerhalle in einer Baustelle verwandelt. Das Mobiliar ist in einem angemieteten Lager verschwunden. Bevor die Backsteinwände gesandstrahlt und versiegelt werden können, muss jetzt der Putz runter. Metallträger und Decken sollen von Farbschichten befreit werden. Und für den neuen Estrich muss der alte nivelliert werden.

Die Arbeit nach der Arbeit startet mittwochs ab 18 und freitags ab 16 Uhr – auch heute. Samstags von 10 bis 18 Uhr ist jeder willkommen zum Anpacken oder einfach nur Gucken, so Vogel. „Die Zeit drängt.“ Nach Ostern sollen die ersten Handwerker anrücken. „Wenn wir in anderthalb Monaten die Nutzungsänderung durch haben, ist das gut. Dann können wir uns an die baulichen Veränderungen machen“, fügt Feldmann an. Beide sind überzeugt, die Eröffnung im September zu schaffen. „Wir sind ja nicht der Berliner Flughafen.“

Die Entstehung von Gleis 4 wollen die Initiatoren transparent machen und mehr Leute einbeziehen. „Vielen sind die Dimensionen gar nicht klar“, hat Feldmann in Gesprächen erfahren. Deshalb werden alle Arbeitsschritte auf der Homepage dokumentiert. Hier sind auch detailliert die anstehenden Arbeiten und Materialien aufgelistet, für die Spender oder Freiwillige gesucht werden: von Steinen über Holz für Fensterrahmen bis hin zu Kloschüsseln. „Es hat ja auch was, wenn jede Toilette anders aussieht.“

Schon einige Angebote sind eingegangen, manche auch schon umgesetzt oder konkret vereinbart. So haben die Grafik-Designer Jule Werner und Fabian Wippert aus Mannheim Flyer, Visitenkarten und Infoblätter mit einheitlichem Erscheinungsbild entworfen und auf eigene Kosten gedruckt. Als Architekt hat sich ehrenamtlich Olaf Geissler aus Bobenheim-Roxheim zur Verfügung gestellt. Und Bernd Stalla aus Beindersheim berät in Baufragen und übernimmt nach Ostern mit seinem Betrieb das Sandstrahlen im Saal.

Durch Vermittlung des Veranstalterverbands Rhein-Neckar war der Architekt vor Ort, der das Kulturzentrum Halle 02 in Heidelberg geplant hat, erzählt Vogel. Er habe viele nützliche Tipps gegeben. Beispielsweise, dass man sich eine Option offen halten sollte, hinter der Theke eine Kühlhalle als Getränkelager anzubauen, damit die Wege zum Nachschub nicht zu weit sind. Das spare Personal. Eine Folge dieser Überlegungen: Die Raucherzone wird jetzt nach hinten Richtung Bahngleise verlegt.

Gleis 4 kann als gemeinnützige Einrichtung für alle Sach- und Geldleistungen Spendenquittungen ausstellen. „Jeder Cent ist willkommen“, betont Vogel. Auf der Internetseite ist für Überweisungen sogar ein Knopf eingerichtet. Rund 2000 Euro hätten die Benefizkonzerte im Vorfeld erbracht. Oft würden sie gefragt, wofür die Spenden denn verwendet werden. „Natürlich in den Ausbau. Wir haben eine gemeinnützige Satzung. Selbst wenn alles aufgelöst würde, müssten die Gelder wieder gemeinnützig eingesetzt werden“, erklärt Feldmann.

Noch überlegen die Initiatoren von Gleis 4, was sie Spendern und Helfern als Dankeschön zukommen lassen können. Freikarten, eine Helferparty, ein eigenes Konzert – im Gespräch ist derzeit noch alles mögliche. Für Sponsoren ab 500 Euro haben sie ein professionelles Konzept entwickelt mit gestaffelten Gegenleistungen wie Erwähnungen auf der Homepage, in Programmen oder auf der Beamerleinwand vor Veranstaltungen.

Und noch eine Neuigkeit gibt es: Gleis 4 werde beim Strohhutfest Bewirtung und Bühnenprogramm in der August-Bebel-Straße übernehmen. Die rockige Ausrichtung soll bleiben, so Feldmann. „Das ist eine immense Zusatzarbeit, aber wir sehen das auch als Chance, uns zu präsentieren. Und wir haben hier einmal im Jahr die Gelegenheit, Gewinne mit dem Ausschank zu erwirtschaften.“ Sie sollen ins Kulturzentrum fließen und dauerhaft als Säule für ein tragfähiges Konzept dienen. Auch Spendenbuttons sind geplant. Und bei der Kunst- und Einkaufsnacht stehen sie Einzelhändlern gerne als Berater und Vermittler von Musikern zur Seite.

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