Frankenthal Ganz nah am Original

Mit der Ballade „Who Wants to Live Forever“ begann am Dienstagabend im Congress-Forum Frankenthal die zweistündige Show „A Spectacular Night Of Queen“, die die Spätzeit des britischen Glamrocks wieder aufleben ließ. Alte Queen-Fans rieben sich die Augen: Zusammen mit einem Sinfonieorchester bot die Londoner Tribute-Band The Bohemians eine nahezu perfekte Kopie des Originals.

Mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern und wohl auch wegen des frühen Aidstodes ihres charismatischen Sängers Freddy Mercury im Jahr 1991, dessen vier Oktaven umfassende Stimme in der Rockmusik eine Ausnahmeerscheinung war, hat Queen längst Kultstatus erreicht. Das belegte auch die Resonanz im Congress-Forum: Mit rund 450 Zuschauern waren fast alle Plätze besetzt, was angesichts des Termins zu Wochenbeginn und der nicht gerade günstigen Ticketpreise als Erfolg für den Veranstalter gewertet werden darf. Stilistisch war die 1970 gegründete Band schwer einzuordnen, weil sie Rock, Pop, Disco, Operette und Hardrock verband. In einem ihrer größten Hits, „Bohemian Rhapsody“, der natürlich auch am Dienstag nicht fehlen durfte, fließen alle diese Musikrichtungen sogar in einem einzigen Song zusammen. Die Tribute-Band aus London orientiert sich ganz nah am Original. Die alten Queen-Fans, die den Großteil des Publikums ausmachten, dürfte das kaum gestört haben. Für sie war die aufwendige Show eine gelungene Reise zurück in den pompösen Rock der 70er- und 80er Jahre. Wer sich allerdings eine musikalische Bereicherung des Queen-Repertoires erhofft hatte, wurde am Ende enttäuscht. Insbesondere Sänger Rob Cambers alias Freddy Mercury war um Authentizität bemüht, die er dadurch stärkte, dass er sich zwischendurch ans Klavier setzte und auch Gitarre spielte. Seine Stimme überzeugte, wenn man bereit war, einige Abstriche hinzunehmen. In den Höhen hatte er manchmal Probleme, musste kratzen, glich das aber durch viel Energie und seine sympathische Art aus. Und wenn nötig, übernahm der hervorragende Backgroundchor. Nah am Original blieben auch die übrigen Bohemians-Mitstreiter: Schlagzeuger Wayne Bourne glich Queen-Drummer Roger Taylor bis zur krächzenden Stimme, und auch Gitarrist Christopher Gregory mit wallender Lockenmähne und Bassist Kevin Goodwin im weit aufgeknöpften 80er-Jahre-Blouson sahen in ihren Bühnenoutfits Brian May und John Deacon zum Verwechseln ähnlich. Orchester und Rockband sind nicht immer eine stimmige Kombination. Im Falle der ohnehin zum Opulenten neigenden Queen-Musik waren die Sinfoniker eine perfekte Ergänzung, zumal elektrisch verstärkte und akustische Instrumente hervorragend aufeinander abgestimmt waren. Ein Kompliment geht an die Technik für den sauberen Klang und an die Orchestermusiker selbst, die nicht nur spielerisch überzeugten, sondern auch choreografisch immer auf der Höhe waren. Endgültig geschont wurden die Sitzpolster im zweiten Teil, als die ganz großen Queen-Hits wie „A Kind of Magic“, „I Want to Break Free“ oder „The Show Must Go On“ aneinandergereiht wurden. Höhenpunkte waren ganz zum Schluss die Hits „Radio Ga Ga“ und „We Will Rock You“, deren prägnante Rhythmen euphorisch vom Publikum mitgeklatscht wurden und die vom ganzen Saal inbrünstig mitgesungene Queen-Hymne „We Are The Champions“. Die Tribute-Show endete stilecht wie die Konzerte der Vorbilder vor über 20 Jahren mit der britischen Hymne „God Save the Queen“.

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