Frankenthal Feuervogel im Höhenflug

Russische Komponisten – natürlich – spielte Dmitri Orlovs Moskauer Sinfonieorchester im Congress-Forum Frankenthal. Igor Strawinskys Feuervogel und Alexander Borodins „heroische“ Sinfonie kamen vom Orchester, Dmitri Schostakowitsch gab’s als Zuschlag. Pianistin Tatjana Kolesova war Solistin bei Edvard Griegs Konzert für Klavier und Orchester, a-Moll, op. 16.

Leise und unheimlich beginnen Kontrabässe und Celli, verhalten kommen die Posaunen dazu, die Violinen beginnen ein Tremolo. So unheimlich liegt der geheimnisvolle Garten des Zauberers da. Strawinsky hat das Märchen vom Feuervogel ursprünglich als Ballett komponiert. Nach der Uraufführung 1910 in Paris fertigte Strawinsky mehrere Orchesterfassungen. Sie unterscheiden sich in Besetzung, Satzfolge und Umfang. In Frankenthal hörte man mit der Fassung von 1919 die vorletzte Bearbeitung. Die Suite war der Höhepunkt des Abends. Hier kamen die Farben des Orchesters sehr schön zur Geltung. Tatsächlich meinte man, die Anmut der Prinzessin und den Tanz des schillernden Feuervogels herauszuhören. Der böse Zauberer klingt abgründig und wird durch chromatische Linien dargestellt. Die „guten“ Figuren klangen sehr deutlich in ihren Tonarten und blieben meist diatonisch. Musiziert wurde recht ordentlich, bis auf das Solo-Horn, das stets etwas wackelig wirkte.

Dirigent Dmitri Orlov strahlte eine stoische Ruhe aus, die auch auf das Orchester übergriff. Spürbar wurde das beim Klavierkonzert. Tatjana Kolesova schien im ersten und zweiten Satz ein wenig zu drängeln. So blieb das „Allegro molto moderato“ wirklich recht moderat im Tempo. Dagegen wirkte der langsame Satz fester, die Streicher selbstbewusst und geerdet. Im dritten Satz geht es recht rhythmisch zu. Und da hatte die Pianistin offenbar den Eindruck, es sei besser, sie richte sich nach dem Dirigenten. Jedenfalls schaute sie deutlich öfter zu ihm. Das machte sich bezahlt. Die Kommunikation zwischen Solistin und Orchester wurde spürbar besser. Vielleicht war Tatjana Kolesova dann auch froh, noch mal ganz alleine zu spielen: Nach kräftigem Applaus am Ende des Grieg-Konzerts spielte sie noch eines von Griegs lyrischen Stücken und wirkte dabei entspannter.

Alexander Borodins Sinfonie Nr. 2 in h-Moll wird gerne auch „Die Heroische“ oder „Heldensinfonie“ genannt. Tatsächlich geht das auf den Kritiker Wladimir Stassov zurück, der beim Hören vor seinem geistigen Auge ein Treffen von Rittern, ein buntes Treiben und zum Schluss ein ordentliches Gelage erblickte. Vielleicht liegt es an den besonderen Zeiten, die die russischen Musiker fern der Heimat erleben, dass hier das Orchester besonders engagiert wirkte. Selbst das bis dahin schwache Solo-Horn berappelte sich und klang fest und sicher. Überhaupt wurde das Blech stellenweise ganz schön wuchtig, aber dem gegenüber behaupteten sich die Streicher mit dem empfindsamen Teil der russischen Seele. Der im Programmheft erwähnte „Bajan“ ist kein Eigenname, sondern bedeutet Barde. Seinen Gesang stellte das Horn dar, begleitet von der Harfe. Das Ende kam etwas abrupt, das Publikum wirkte überrascht. Trotzdem machte Borodins Sinfonie großen Eindruck. Allerdings bremste die popmusikalische Leichtigkeit zwei kleiner Schostakowitsch-Stücke als Zugaben direkt das gerade entstandene erhabene Gefühl.

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