Frankenthal Fall Rotkäppchen wird zu Geduldsprobe

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„Seit zwei Jahren schauen wir täglich auf den Bauzaun, die aufgewühlte Erde und das abgedeckte Brunnenbecken“, schreiben Christel und Wolfgang Te-Strote, die in der Straße Bei den vier Ulmen wohnen, in einem Brief an die RHEINPFALZ. Dies sei auf Dauer nicht zumutbar. Die Rotkäppchen-Figur harrt bereits runderneuert einsam in einer Werkstatt der Dinge. Eine Bürgergruppe habe der Stadt aktiv zugearbeitet, Firmen angesprochen, die die noch anstehenden Arbeiten an der Brunnentechnik zu günstigen Konditionen ausführen würden, sagt Axel Riel, Mitglied dieser Gruppe. Im Frühjahr habe ihm Bürgermeister Hebich (CDU) noch gesagt, dass das Geld vorhanden sei. Dass es jetzt fehle, versteht er nicht. „Wir haben nie einen Überblick über die Spendengelder gehabt. Das lief alles über die Stadt“, sagt Riel. Allerdings gab es auch bei der Bürgergruppe einen Einschnitt, als deren treibende Kraft Manfred Götz krankheitsbedingt zurückstecken musste. Eigentlich sei abgesprochen gewesen, dass nur die Herstellung des Brunnens als Bürgerprojekt bewältigt werden solle, nicht jedoch die Grünanlage, bei deren Gestaltung zudem einiges schiefgelaufen sei, moniert Riel. So wurde die hergerichtete von CDU-Ratsmitgliedern bepflanzte Grünanlage von den Stadtwerken für Hausanschlüsse wieder aufgerissen. Eine Trennung von Brunnen als Bürgerprojekt und Grünanlage geht nicht aus den Planungsunterlagen hervor, die im Januar 2014 im Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt wurden. Allerdings hatte Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) 2013 gegenüber der RHEINPFALZ das Ziel genannt, „vorrangig Spenden zu sammeln für den eigentlichen Brunnen“ („Geld für Sanierung fehlt“, Ausgabe vom 22. Juni 2013). Eine Trennung Brunnen-Grünanlage sei weder sinnvoll noch machbar, sagt nun Hebich. Er verspricht jedoch, dass das Thema Rotkäppchenbrunnen in der ersten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses nach der Sommerpause im September auf der Tagesordnung stehen werde. Dann werde er Finanzierungsvorschläge machen. Konkret könne er sich vorstellen, Spenden dafür zu verwenden, die ohne genaue Bestimmung bei der Stadt eingegangen seien. Hebich räumt ein, dass es ein ehrgeiziges Ziel gewesen sei, Rotkäppchenbrunnen und das zugehörige Umfeld als Bürgerprojekt anzugehen. Insgesamt seien Spenden in Höhe von 13.474 Euro eingegangen, 11.491 Euro seien bisher ausgegeben worden. Somit stünden jetzt die noch vorhandenen rund 2000 Euro Restkosten in Höhe von etwa 17.000 Euro gegenüber. Die Ertüchtigung der Brunnentechnik, die Pflasterung eines Platzes sowie Sitzbänke seien noch ausstehende Arbeiten. „Da macht es nur Sinn, diese Arbeiten nun als Gesamtpaket zu vergeben“, sagt Hebich. Immerhin wurden die Gesamtkosten von einst veranschlagten rund 50.000 Euro auf knapp 30.000 Euro gesenkt. Hebich lobt das Engagement der Bürgergruppe, die sich unter anderem um ausführende Firmen bemüht habe. Anders als die Te-Strotes findet Hebich es schön, so einen Platz im Stadtquartier zu haben, an dem sich die Menschen begegnen können. Trotz der Wartezeit appelliert er an die Anwohner, nicht alles negativ zu sehen. Bis Ende des Jahres solle das Projekt abgeschlossen sein. Auf RHEINPFALZ-Nachfrage sagen die Te-Strotes, dass vielleicht die Planung überdacht werden sollte. Sie wollten gar keinen gepflasterten Platz mit Bänken, der dann eventuell Lärmstörungen und zudem höhere Kosten verursache. Ähnlich wie beim Konrad-Adenauer-Platz würde es ihrer Meinung nach eine abgespeckte Variante tun. Hauptsache, der Brunnen stehe. Da hätte die Stadtverwaltung einmal mit den Anwohnern sprechen sollen, meinen die Te-Strotes.

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