Frankenthal „Es muss batschen wie die Sau“

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25 Jahre mehr oder weniger in derselben Besetzung, mehr oder weniger mit derselben Musik. Wie schafft man das, ohne sich auf die Nerven zu fallen? Peter Stahl:

Das ist ganz einfach: weil wir Kumpels sind. Da weiß jeder über die Laune des anderen Bescheid, ohne große Worte machen zu müssen – ein klasse Gefühl. Auch nicht unwichtig: Wir haben es nie übertrieben, indem wir irgendwie 40 Gigs im Jahr gespielt haben oder so. Das hilft enorm, dass sich so eine Geschichte nicht abnutzt. Auftritte mit High Voltage sind insofern immer Ereignisse, auf die man sich freut. Willi Brausch: All die Dinge, die in Bands früher oder später für Probleme sorgen, haben wir nicht. Wir haben ja noch nicht mal einen Proberaum. Also kann auch keiner dem anderen vorwerfen, er hätte die Miete dafür zu spät oder gar nicht gezahlt. Mittlerweile sind Kapellen, die sich auf Songs einer Band oder eines Künstlers konzentrieren, schwer angesagt. Was war Euer Impuls, so etwas mit AC/DC zu machen? Stahl: Die Idee ist entstanden, da hatten wir beide mit den Panzerknackern und P. Stee Jam auf dem Strandbadfest gespielt und der erste Non-Stop-Rock in der Zuckerfabrik war geplant. Wir haben dann die ersten beiden Platten von AC/DC draufgelegt und die geprobt. Eigentlich war es als einmalige Geschichte gedacht. Für mich war es unvorstellbar, dass jemand eine Coverband mit Nummern nur von einer Band hören will. Da habe ich richtig daneben gelegen. Viele Coverbands spielen irgendeine Nummer von AC/DC – meistens muss „Highway to Hell“ herhalten. Warum also ausgerechnet diese Musik? Brausch: Weil sie einfach gut ist – einfach und gut. Das sind Blues-Riffs wie in Stein gemeißelt. Denk’ an den Anfang von „Back in Black“. Viele meinen, wir seien auch riesige Fans der Band. Natürlich nimmt man wahr, was so mit der Band in den letzten Jahren passiert – der Abschied von Malcolm Young, die gesundheitlichen Probleme von Brian Johnson. In erster Linie geht es uns aber um die Songs und darum, die möglichst gut und authentisch zu spielen. Auch zu viert. Super anspruchsvoll wirkt das meiste Material von AC/DC ja nicht: kaum mehr Akkorde als nötig, Achtel im Bass und gib’ ihm ... Stahl: Das Minimalistische dieser Musik birgt die Gefahr, dass man sich böse verschätzt. Harmonisch ist das jetzt gewiss nicht anspruchsvoll, aber der Teufel steckt im Detail. Handwerklich gibt es da etwas ganz Spezielles, das eben nicht so leicht zu lernen oder nachzuvollziehen ist. Man muss schon genau schauen und hören: Wie machen die das? Wo kommt was her? Und dann muss es am Ende trotzdem batschen wie die Sau. Brausch: Wir haben uns über die Jahre sehr intensiv mit dem Sound, dem Groove und seinen besonderen Finessen auseinandergesetzt. Und das ist gegenüber anderen Bands, finde ich, unser größtes Plus. Das heißt: Euer Ziel ist weniger die besonders authentische Show, sondern der authentische Sound? Stahl: Das ist der Punkt. Wenn die Songs nach AC/DC klingen sollen, kannst du sie nicht mit einer Gibson Les Paul spielen, die klingt viel zu gut. Du musst wie Angus Young eine SG nehmen. Und es geht auch nicht um viel Verzerrung, der Druck kommt vom Zusammenspiel der Band. Ich sitze zur Vorbereitung auf Konzerte meistens da, schaue mir meine Solostellen noch mal an und nach drei Songs habe ich ein Grinsen im Gesicht. (lacht) Eigentlich schon beim ersten Akkord: Schrääng! (ahmt den Anschlag einer E-Gitarre nach). Ihr sprecht die Intensität der Musik an. So ein Konzert wie das in Weisenheim ist bestimmt eine ziemlich anstrengende Geschichte. Brausch: Es gibt da einen sportlichen Aspekt. Mehr als anderthalb oder zwei Stunden gehen bei dieser maximalen Anspannung wirklich nicht. Ich trainiere, wenn ein Konzert ansteht, auf dem Bass wieder den Anschlag mit den Fingern. Denn du spielst vielleicht die ersten 83 Takte Achtel auf einem Ton – aber die musst du halt richtig reinhauen. Was bekommen die Leute am nächsten Mittwoch auf die Ohren? Brausch: Wir haben das Programm wieder ein bisschen durcheinandergewirbelt. Von den ersten fünf AC/DC-Platten haben wir, glaube ich, ja alles schon mal gespielt, von manchen nichts. Es wird jedenfalls ein großer Spaß! Termine & Tickets Für das Konzert von High Voltage am Mittwoch, 28. Dezember, 20 Uhr, in der Halle des SV Weisenheim am Sand, Dr.-Welte-Straße 41, gibt es Karten im Vorverkauf unter anderem beim Musikhaus Musicant, Kanalstraße 8, Frankenthal. Die RHEINPFALZ verlost dreimal zwei Tickets unter allen, die bis Dienstag, 27. Dezember, 12 Uhr, unter dem Stichwort „High Voltage“ eine E-Mail an redfra@rheinpfalz.de schicken. | Interview: Jörg Schmihing

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