Frankenthal „Einfach nachplappern“

Worms. „Jogis Eleven“ heißt das Programm, mit dem Stimmenimitator Christian Schiffer am 24. März im Wormser gastiert. Im Interview spricht er über seine Lieblingsstimmen und verrät, an welchem Promi er bislang gescheitert ist.

So, högschde Disziplin, Herr Schiffer. Die ganze Nationalmannschaft in einem Menschen – das stell ich mir ziemlich chaotisch vor.

Das ist tatsächlich so. Aber der Bundestrainer hat alle im Griff – Schweini, Podolski und Boateng. Wer hat denn nun das Sagen bei Ihnen? Jogi? Poldi? Schweini? Jogi, ganz klar. Er ist der Dompteur. Mehr oder weniger erfolgreich. Wie oft rutscht Ihnen einer der Kicker im Supermarkt an der Kasse raus? Das passiert in der Tat immer mal wieder, seit ich mit dem Programm unterwegs bin. Da kommt dann privat der Podolski raus. Das muss ich irgendwann mal in den Griff kriegen. Meistens lachen die Leute. Aber einige schauen auch irritiert. Gehen Sie mal als Robert Geiss einkaufen. Damit verscheuchen Sie erfolgreich soziale Kontakte. Wie geht das mit dem Imitieren von Stimmen? Eigentlich recht einfach. Zunächst mal sollte Ihre Stimme geeignet sein – nicht zu tief und nicht zu hoch. Bei mir hat’s zum Beispiel angefangen mit den ganzen Dialekten, zum Beispiel dem Onkel aus dem Schwäbischen. Meine Familie ist weit über die Republik verstreut. Und als ich alle Lehrer und Eltern nachmachen konnte, haben Freunde gesagt: Mach doch mal Promis nach. Ich habe dann einfach nachgeplappert, was gerade im Fernsehen lief. Ich habe auch noch ein großes Video-Archiv. Aber Youtube hilft da heutzutage sehr. Da gibt man ein „Jogi böse“ oder „Jogi traurig“, und schon läuft’s. Das ist Luxus. Welchen Promi haben Sie als erstes nachgemacht? Helmut Kohl. Mit sechs Jahren. Der Fernseher lief nach der Sendung mit der Maus weiter, ich hab einfach nachgeplappert, und der gut beleibte Mann im TV war halt unser Bundeskanzler. Mit sechs Jahren? War Ihre Stimme dafür schon tief genug? Das war in der Tat schwierig. Ein kleiner Tipp: Man sollte mit dem Nachmachen von Stimmen bis nach dem Stimmbruch warten. Und Kohl oder auch Udo Lindenberg gehen dann ganz leicht. Für Lindenberg muss man sich einfach vorstellen: Stimme wie bei zwei Promille und großer Hut. Nur Tote sollte man ruhen lassen! Da ziehen Sie eine Grenze? Für mich persönlich, ja. Ich weiß, es gibt Kollegen, die lassen dann Marcel Reich-Ranicki aus dem Himmel was sagen. Aber das lasse ich. Ich bin immer traurig, wenn jemand aus meinem Repertoire stirbt. Das ist irgendwie, wie wenn ein Teil von mir auch stirbt. Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus oder Jogi Löw, da versucht sich jeder dran. Kann das auch jeder? (Im Beckenbauer-Sprech) Ja gut eh, sicher. Ich sag amal, eine prägnante Stimme darf man halt selbst nicht haben. Aber dann einfach mal nachplappern. Ein Smartphone hilft, da kann man sich alles anhören. Welche Initialzündung brauchen Sie bei einer neuen Stimme? Die Leute müssen Relevanz haben. Nichts ist blöder als eine Stimme, bei der der Promi dann sofort wieder weg ist. Kennen Sie noch Mark Medlock aus „Deutschland sucht den Superstar“? Ja, dunkel. Der war schön als Figur. Also hab ich mich drangesetzt und ihn gelernt. Und als ich fertig war, war der echte Medlock von der Bildfläche verschwunden. Die Gefahr besteht bei Politikern auch. Stimmt, seit die Doktorarbeiten überprüft werden, ist da großes Elefantensterben angesagt. Sind Sie auch schon mal an einer Stimme gescheitert? Ja. An Günther Jauch. An dem bin ich verzweifelt. Der hat irgendwas, was sich lohnt, ihn nachzumachen. Aber ich kann ihn einfach nicht fassen. Michael Kessler aber kann den super. Das bedeutet, dass sich Thomas Gottschalk und Günther Jauch in Ihrem Kopf nie unterhalten werden. Stimmt, das ist wirklich schade. Wen würden Sie gerne in der Nationalmannschaft sehen, damit Sie ihn nachmachen können? Kevin Großkreutz mit seinem leichten Fehler beim „S“. Haben Sie sich auch schon mit Joshua Kimmich auseinandergesetzt? Nein, noch gar nicht. Erik Durm wäre gut. Der ist stimmlich etwas gedrungen. Ich hoffe, dass er groß rauskommt. Bei manchen weiß ich gar nicht, wie sie sprechen. Marco Reus etwa. Der spielt nie bei einem großen Turnier, verletzt sich immer vorher. Sie beherrschen 100 Stimmen – wie oft müssen Sie die trainieren, damit sie auch parat bleiben? Einmal im Monat ist Stimmenabend. Ich habe für jede Figur aus meinem Repertoire einen bestimmten Satz auf meinem Computer. Den spreche ich dann nach und höre mir an, wie es klingt und schaue dann, ob ich daran was verändern muss. Das ist übrigens der Abend im Monat, an dem meine Freundin nicht zu mir kommt. Können Sie die auch nachmachen? (lacht) Nein, bei Frauen nur die Kanzlerin. Zurück zum Fußball. Interessiert Sie bei der Sportschau das Ergebnis? Ja, ich bin durch das Programm mit Jogi und Co wieder zum Fußball gekommen. Ich komme ja aus der Nähe von Köln. Da ist man leiderprobt. Man hatte gar keine andere Wahl, als FC-Fan zu werden. Mitte der 90er hatte ich auch ein Herz für Dortmund mit Hitzfeld, Sammer und Co. Was ist Ihre Lieblingsstimme? Mario Barth, weil er als Mensch mit seinem Habitus am weitesten von mir entfernt ist. Und Ihr Lieblingsspieler? Jérôme Boateng. Und wer wird Europameister? Ich hoffe wir. Sie wissen schon, Turniermannschaft. Und dann passen Sie Ihr Programm entsprechend an? Klar, dann geht’s heiter weiter. Termin „Jogis Eleven“ mit Christian Schiffer am 24. März, 20 Uhr, Mozartsaal, Wormser Kulturzentrum. Karten im Vorverkauf für 25,45 und 28 Euro an der Abendkasse, online unter www.das-wormser.de, beim Ticket-Service (im Wormser), Rathenaustraße 11, Telefon 06241 2000450, oder bei den Ticket-Regional-Vorverkaufsstellen.

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