Frankenthal Die Drei von der Orgelbank

Drei Mann auf einer Orgelbank, Rumba und Jazz, Modernes und Altehrwürdiges – der erste Frankenthaler Orgelspaziergang verband ein kontrastreiches Musikprogramm mit einem Sonntagsspaziergang von der Dreifaltigkeitskirche zu St. Ludwig und zur Zwölf-Apostel-Kirche. Und das Interesse an der Premiere war mit geschätzten 120 Musikflaneuren erstaunlich groß.

Die erste Station in der Dreifaltigkeitskirche bespielte Dekanatskantor Georg Treuheit aus Schifferstadt. Mit Bachs Fantasie und Fuge g-Moll wählte er einen klassischen Einstieg in ein Orgelkonzert. Es folgte Clara Schumanns Präludium und Fuge g-moll (op. 16 Nr. 1), eine Bearbeitung für Orgel, denn ursprünglich ist das Werk für Klavier geschrieben. Mit dezenter Registrierung gab Treuheit den leisen, melancholischen Beginn des Präludiums wieder. Recht eigenwillig wirkte dann die „Toccata alla Rumba“ von Peter Planyavsky. Nach wuchtigen Eingangsakkorden folgte ein Rhythmus im Bass, über dem dann mehrstimmige Figuren liegen. Die nahm Treuheit eher langsam und legato, was den Rhythmus eher verschleierte und dafür die recht spannungsreiche Harmonik betonte. Zum Schluss gab es einen Jazz-Standard: Gershwins „I Got Rhythm“ hat eine Harmoniefolge, die für Jazzer so geläufig ist wie das Blues-Schema. Harold Britton hat über das Thema Variationen geschrieben, die sozusagen mit „klassischen Mitteln“ ansetzen. Das klang mehr klassisch kompositorisch, wo der Swing eher zurück tritt. Sehr rhythmisch akzentuiert und flott begann Dekanatskantor Eckhart Mayer in St. Ludwig mit Marcel Duprés „Entrée“ (op. 62/1). Beim „Triumphant March“ des Zeitgenossen Christopher Tambling ließ Mayer die Orgel brausen und strahlen. Ähnlich bei Quentin Thomas „Red Hot Choir“, der auch als Filmmusik zu einer monumentalen Space Opera durchginge. Mayer achtete darauf, zwischen den wuchtigen, effektvollen Stücken auch die dezente Seite der Orgel zu zeigen, etwa mit einem Präludium von Josef Gabriel Rheinberger und einem langsamen Satz aus einer Bach-Sonate. Am Ende stand dann wieder Dupré, passenderweise mit „Sortie“ (op. 62/3), welches das Eröffnungsstück nach Moll wendet. Der Speyerer Domorganist Markus Eichenlaub spielte in der letzten Station, der Zwölf-Apostel-Kirche. Auch da durfte die Orgel donnern: beim „Grande Marche“ von Gustave Tritant. Andreas Willscher, Jahrgang 1955, hat mit „My Beethoven“ einen Ragtime für die Orgel geschrieben. Der klingt stellenweise wie ein Orchestrion auf dem Jahrmarkt und setzt auf komische Effekte und bekannte Beethoven-Motive. Das könnte gut die Vertonung eines Zeichentrickfilms sein. Je nach Geschmack kann man es auch albern finden. Doch immerhin führte der Organist eine Menge Klangfarben vor. Auch der Marsch von Louis Lefébure-Wély klang recht heiter, hier begann Eichenlaub mit markanten Zungenregistern. Zum Abschluss gab es noch ein amüsantes Bild: Der kräftige Treuheit in der Mitte, die schmaleren Kollegen rechts und links von ihm, so quetschten sich die Drei auf die Orgelbank und spielten Stücke von Willscher, darunter eines für sechs Füße – sozusagen freihändig. Mit einem Pontifikal-Marsch kam noch einmal der volle Orgelklang zur Geltung.

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