Frankenthal Das Dilemma mit kleinen Momenten

Timo Schmietenknop (rechts) jubelt: Der Kapitän traf elfmal, fehlte aber berufsbedingt die letzten Spiele. Links: Sandro Reinhar
Timo Schmietenknop (rechts) jubelt: Der Kapitän traf elfmal, fehlte aber berufsbedingt die letzten Spiele. Links: Sandro Reinhard.

«Frankenthal.» So ganz hat Can Yurtseven, Trainer der ersten Herrenmannschaft der TG Frankenthal, mit der Hallenhockeysaison noch nicht abgeschlossen. „Die A-Jugend spielt noch, die zweite Mannschaft ist in der Oberliga noch am Ball.“ Aber für die Zweitligatruppe ist am Wochenende mit einem 3:7 in Rüsselsheim die Saison unterm Dach zu Ende gegangen. „Wir haben alles aufgearbeitet, sportlich und nicht sportlich“, erzählt Yurtseven. Sportlich stehen unterm Strich bei vier Siegen, einem Remis und fünf Niederlagen 13 Punkte. Macht in der Endabrechnung Rang drei hinter Meister und Aufsteiger HTC Stuttgarter Kickers und dem Limburger HC. „Platz zwei hätte mir persönlich besser gefallen. Ich sehe uns schon stärker als Limburg“, sagt der Coach. Und nicht sportlich? „Es ging darum, dass sich die Spieler als Person, in ihrem Charakter weiterentwickeln, auch mit Blick auf die Feldrunde“, erläutert der Trainer. Und da habe er eine sehr starke Entwicklung im Hinblick auf die Disziplin bei seiner Mannschaft gesehen. Speziell in der Rückrunde konnten sich die Jungen dann auch ein Bild davon machen, was es heißt, Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen, als Kapitän Timo Schmietenknop berufsbedingt ausfiel. Zudem fehlten in der Offensive Sven Beringer, Fridolin Lüschen, Alexander Cunningham und Sandro Reinhard. Verantwortung übernommen hat zum Beispiel Henry Zettler. Der Stürmer war mit zwölf Treffern bester TG-Angreifer. Acht dieser zwölf Tore schoss er in der Rückrunde, als die Arrivierten in der Offensive fehlten. „Nach dem Umbruch wussten wir nicht, wo wir stehen“, sagt Can Yurtseven und verweist auf die Abgänge von Johannes Gans, Carsten Peikert, Paul Zettler, Lauritz Fuchs und Sven Becker. Christian Trump hat seine Karriere beendet, Hans-Christian Damm stand berufsbedingt nicht zur Verfügung. „Für Spieler wie Bastian Schneider, Johannes Zurke, Marius Haber, Noah Frank, Fridolin Lüschen und Oliver Scharfenberger war es die erste komplette Saison in der Zweiten Bundesliga. Wenn man das berücksichtigt, haben wir eine starke Hinrunde gespielt“, erläutert Can Yurtseven. Zumal einige Leute die TG nach dem 4:5 zum Auftakt gegen Stuttgart schon abgeschrieben hätten. Doch danach folgten vier Siege in Folge – der Grundstein für das Minimalziel Klassenverbleib. Er sei mit allen, die ihre erste Hallensaison in der Zweiten Bundesliga gespielt haben, zufrieden, sagt Yurtseven. Der Klassenverbleib war mit dem 7:7 zum Rückrundenstart gegen Limburg endgültig unter Dach und Fach. Gleichzeitig war damit aber auch Spitzenreiter Stuttgart enteilt. Und nach dem 2:7 im Ländle waren die Kickers durch. Dennoch sieht Can Yurtseven die Leistung seiner Truppe in Stuttgart als „bestes Spiel in der Saison“. Allein, und das ist so etwas wie der rote Faden in der Rückrunde, es fehlte die Konsequenz vor dem Tor. Nach oben ging nichts mehr, nach unten war man auch sicher – die Luft war raus. Hinzu kamen einige kranke, verletzte oder beruflich verhinderte Spieler. Und so folgte quasi ein weiterer Umbruch mitten in der Saison. Spieler, die bis dahin kaum Einsatzzeiten bekommen hatten, waren gefordert. Die Niederlagen gegen Nürnberg und Dürkheim waren mit 5:6 jeweils knapp. „Kleine Momente haben den Unterschied gemacht, in denen die Spiele in unsere Richtung hätten kippen können“, analysiert Yurtseven. Damit das passiere, müsse man eine entsprechende Mentalität entwickeln, noch mehr investieren, um Lösungen zu finden. „Dann können wir auch eine konstante Performance auf höherem Niveau hinlegen“, ist der Übungsleiter überzeugt. Auch er selbst habe sich verändert, sagt Can Yurtseven. „Ich lerne von Saison zu Saison dazu, suche die Fehler zuerst bei mir selbst. Ich arbeite hart an mir, bilde mich weiter“, erzählt der Coach. Und er werde weiter seinen Weg gehen. Er sehe, dass der Umbruch Früchte trage. „Die Ergebnisse werden kommen“, verspricht Yurtseven. Es gehe ihm darum, die Spieler als Menschen mit Vorbildfunktion zu erziehen. Das macht er im Moment noch alleine. Und das ist auch wohl noch die größte Baustelle. Ein Co-Trainer sei unabdingbar. Ende Februar, Anfang März beginnt die Vorbereitung auf die Rückrunde im Feld. „Damit sind wir früher dran als die Konkurrenz“, sagt Can Yurtseven. Zudem werde es im Kader „ein paar Ergänzungen geben“. Zwei Stürmer, einen Mittelfeldspieler, einen Verteidiger und einen Torwart hat Yurtseven auf dem Wunschzettel. „Sie sollen am Stock mithalten können und Einstellung und Charakter mitbringen, um die entscheidenden Phasen zu überstehen.“

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