Frankenthal „Da steckt zu wenig System dahinter“

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Eine Stadt wie Frankenthal müsse pro Jahr mindestens eine Million Euro ausgeben, um Schwachstellen im Verkehrsnetz für Radfahrer zu beseitigen. Diese Auffassung hat Professor Heiner Monheim bei einer Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen am Freitagabend im Dathenushaus vertreten.

Der Verkehrswissenschaftler aus Aachen, der als Referatsleiter im Landesministerium in Nordrhein-Westfalen in den 1980er-Jahren Planungskonzepte für sanfte Mobilität entwickelte und später an der Universität Trier lehrte, plädierte vor rund 25 Zuhörern für den Bau von Fahrradstraßen, die sternförmig vom Stadtzentrum in Richtung der Randbezirke verlaufen sollten. „Die vorhandenen Straßenflächen können problemlos umverteilt werden, ohne dass dem Autoverkehr etwas weggenommen wird“, sagte er. Das Thema sollte auch in Frankenthal politisch und administrativ angegangen werden. „Fahrradstraßen bringen viel und kosten wenig“, hob Monheim hervor. „Da steckt zu wenig System dahinter.“ So lautete das Fazit des Experten nach einer Fahrradtour, die ihn „kreuz und quer durch Frankenthal“ geführt hatte. Bei der Führung der Radfahrer habe er vielfach die Kontinuität vermisst. „Eine Spur darf nicht ohne Grund irgendwo aufhören.“ Auch sollten an Radwegen, die nicht mehr verkehrssicher seien, die blauen Schilder entfernt werden. Monheim warb für ein positives Image des Radfahrens, das nicht dadurch gefördert werde, dass Politiker immer nur mit Mängellisten konfrontiert würden. Er bedauerte, dass der Bund nicht genug für Radfahrer tue. Auch in den kommunalen Verwaltungen beschäftigten sich mehr Menschen mit dem Autoverkehr als mit Radlerthemen. „Wir müssen mehr in Netzen denken“, sagte der Wissenschaftler und nannte als Beispiel eine bessere Verknüpfung des öffentlichen Personennahverkehrs mit den Interessen der Zweiradfahrer. So sei es sinnvoll, an Bushaltestellen auch Fahrradständer zu installieren. Auch eine Radstation am Bahnhof mit Service und Leihrädern sei unverzichtbar. Um sich gegenüber dem motorisierten Verkehr zu behaupten, riet Monheim zu selbstbewusstem, aber nicht provokativem Radfahren. „Radfahrer sind unsere größte Risikogruppe“, sagte Alexander Koch als Vertreter der Polizei. Seit rund drei Jahren würden sie daher besonders genau beobachtet. Der teilweise übergangslose Wechsel bei der Führung der Radfahrer sei ein Problem und sehr unfallträchtig. Es liege an der Kommune, die Verkehrsräume vernünftig zu bauen und „positiv erfahrbar zu machen“, meinte der Beamte. Kritisch angemerkt wurde, dass kein Vertreter der Verwaltung – nicht einmal die Fahrradbeauftragte – anwesend war und dass die Bypad-Arbeitsgruppe seit zwei Jahren nicht mehr getagt habe.

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