Frankenthal Brave Jungs, unangepasste Töne

Hart und heftig war das Rockkonzert am Samstagabend im Kulturzentrum Gleis 4. Neben den Lokalmatadoren Killing Your Idols (KYI) machte die ungarische Band DLRM (Delirium) auf ihrer Europatour in Frankenthal Station. Drei Stunden lang unangepasste Töne für Freunde des Metal, Grunge und der Alternative Sounds.

Den Anfang machten KYI. Die 2014 aus einem Bandprojekt am Frankenthaler Albert-Einstein-Gymnasium hervorgegangene Formation hat sich dem Heavy Metal verschrieben und donnerte los mit ungeheurer Energie. Gut eine Stunde lang lieferten die Jungs ein astreines Programm mit treibenden Drums, geradlinigem Bass und eingängigen Riffs, sauber gespielt und stellenweise hochkomplex. Der Sound von KYI schwankt zwischen melodisch und zerstörerisch mit Anklängen an Größen wie Metallica und Iron Maiden. Zum Jahrestag ihrer Debüt-EP „Mass Hysteria“ hatte die Band natürlich einige ältere Titel wie „Think“ und „Break Free“ dabei. Zum Springen fürs Publikum gab es Stücke wie „Forseen Torture“ und die Bandhymne „We Are Killing Your Idols“ zum Mitsingen. Drummer Dominik Warschko und Bassist Philip Sallanz machten zuverlässige Basisarbeit für die beiden Gitarristen Carsten Krug und Dennis Schonert. Die beiden bauten knackige melodische Metalriffs und lieferten sich gerne auch mal ein Fingerduell. Kopf und Stimme der Truppe ist Sänger Samuel Scholz. Optisch ist er eher der blonde brave Junge, doch der Schein trügt. Mit physischer Präsenz hatte der Frontmann sein Publikum von Anfang an im Griff und überraschte mit massiver Kehle. Seine metal-typischen Vokaltechniken wie Growls, Shouts und Screams sind aggressiv und authentisch. Insgesamt haben sich KYI merklich professionalisiert. Im Gleis 4 lieferten sie eine Show ab, wie man sie eher auf großen Bühnen erlebt. Die Zielrichtung der Frankenthaler ist klar nach oben gerichtet: „Wir wollen raus, auf Festivals spielen“, verriet Sänger Samuel Scholz nach dem Gig. Die Frankenthaler haben vor Kurzem Demotapes auf Mallorca aufgenommen, das Debütalbum ist gerade in Arbeit und eine erste Tour für 2019 in Planung. Derzeit auf Europatour zwischen Österreich, Frankreich und Skandinavien machte die ungarische Band DLRM (Delirium) erstmals in Frankenthal Station. Die vier Jungs haben sich 2014, im gleichen Jahr wie ihre Frankenthaler Kollegen, zusammengefunden. Das ist aber auch schon alles, was die beiden Formationen miteinander verbindet. Mit „Dear Danube“ und „Gypsindie“ haben die Budapester bereits zwei EPs veröffentlicht, auf denen sie Stileinflüsse unterschiedlicher Genres wie Punk, Psychedelic und Grunge verarbeiten. Typische Indie-Titel wie „Absobloodylutely“ und „Anthem For The Bastion“, mit dem die Band 2016 sogar einen ungarischen Musikcontest gewann, kommen melodisch mit Grunge- und Punk-Elementen daher. Nach wie vor dabei sind die beiden Gründungsmitglieder Mártón Szabó (Gitarre, Gesang) und Ádám Petroczi (Gitarre). Farkas Gáspár Tóth am Schlagzeug und Bassist Tamás Lórincz komplettieren die Formation spieltechnisch und haben auch optisch die brave Schwiegersohn-Nummer ihrer Kollegen drauf. Keine Frage, der Sound von DLRM mit Anklängen an The Doors, Pink Floyd, Elementen von Desert Rock und psychedelischen Passagen war ausgefeilt, jedoch im Publikum – rund 80 Besucher waren zu dem Konzert im Gleis 4 gekommen – umstritten. Für manche Musikfans klang DLRM „zu historisch“, andere schätzten gerade die Jim-Morrisson-Attitüde. Am ehesten gefielen neuere Stücke mit dreckigeren Rockpassagen und explosiveren Riffs wie in „Western Spy“ und „Stalemate“, beide aus dem ersten, im vergangenen Jahr erschienenen Album „Cheeky Pigs“.

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