Frankenthal Blasmusik hoch drei

Im nur halb gefüllten großen Saal des Congress-Forums präsentierten sich drei Blasorchester – hier das sinfonische Blasorchester
Im nur halb gefüllten großen Saal des Congress-Forums präsentierten sich drei Blasorchester – hier das sinfonische Blasorchester der städtischen Musikschule/Stadtkapelle Frankenthal.

Die Blasorchester des Blasmusikvereins (BMV) Heßheim, des Gesangs- und Musikvereins Volkschor (GMV) Lambsheim und das sinfonische Blasorchester der städtischen Musikschule Frankenthal/Stadtkapelle Frankenthal vereinigten sich am Sonntagabend im Congress-Forum Frankenthal zu einem grandiosen Konzert. Wenn der große Saal auch nur zur Hälfte gefüllt war – der Abend war ein musikalisches Großereignis.

„Windkraft hoch drei“ – der Titel hat nichts mit der Energiewende zu tun, wohl aber mit der potenzierten Energie dreier Blasorchester, die sich zu einem gut 100-köpfigen sinfonischen Kangkörper zusammengefunden hatten. Egbert Lewark, Trompeter, Dirigent und Musikpädagoge an der Städtischen Musikschule, hatte vor fünf Jahren diese Vision geboren. Nun wurde sie Wirklichkeit. „Wenn Einzelstimmen sich zu einem orchestralen Ganzen zusammenfügen, da kommt Freude auf“, befand der Leiter der Musikschule, Hans-Jürgen Thoma, in seiner Begrüßung. Um wie viel größer müsse da die Freude und das Musikerlebnis sein, wenn sich drei Orchester zu einem Ganzen zusammentun. Filmmusik dominierte die Programmfolge. „Adventure!“ wartete mit dem abenteuerlichen Soundtrack zu einem fiktiven Abenteuerfilm auf. Unter der Leitung von Egbert Lewark entführte das Orchester in ein Wechselbad von Gefühlen, Dynamik und Klangfarbenkontrasten. Dramatisch entwickelte sich das Werk in vielen Facetten. In einem lyrischen Abschnitt verzauberte Leonie Martin mit einem beseelten Flötensolo. Schön war der Kontrast zwischen authentisch bluesigen und dann wieder europäischen Motiven, die gerne auch als Schlachtgesänge von Sportbegeisterten durchgehen würden. Ein bombastischer Auftakt, der zeigte, wie gut die Musiker zu einem organischen Ganzen zusammengewachsen waren. Die junge Dirigentin der Heßheimer, Sandra Wippenbeck, legte „The Blues Factory“ von dem niederländischen Großmeister der sinfonischen Blasmusik, Jacob de Haan, auf. Ein Blues in zwei Sätzen, der den Niedergang der niederländischen Textilindustrie thematisiert. Ein gelungener Beitrag, der einem schwermütigen Teil mit schneidenden Bläsersätzen einen rockigen voll unerschöpflichem Optimismus entgegensetzte. Orientalisches Kolorit verbreitete das Orchester unter Alexander Petry mit der Filmmusik zu „Lawrence of Arabia“ von Maurice Jarre. Das exotische Tonmonument gab den Schlagwerkern viel Raum, den Benjamin Grothe an den Pauken und Schlagzeuger David Gopalan gekonnt zu nutzen wussten. Gleich einmal um die ganze Welt, ging es mit Phileas Fogg, dem Helden aus dem Jules-Verne-Klassiker. „Around the World in 80 Days“, heißt das Werk aus der Feder von Otto M. Schwarz, das Egbert Lewark dirigierte. Nach einem majestätischen Auftakt entstand ein buntes Kaleidoskop von ratternden Bahnen, Signal blasendem Dampfer, Elefanten, Indianern und dem Kampf gegen die unerbittlich voranschreitende Zeit. Begeisternd war das abgeklärte Solospiel der jungen Oboistin Gina Bader. Auch die Musik Eric Claptons, die Geschichte Robinson Crusoes und ein gelungenes Arrangement des Kampfliedes der Nordstaaten „Battle Hymn of Republic“ boten Gelegenheit, abenteuerliche Geschichten in Musik zu erleben. Die passenden Stichworte lieferte die charmante und bestens informierte Moderatorin Heike Kluß. Sandra Wippenbeck mit einem James-Bond-Melodien-Medley und Alexander Petry mit „Who’s That Masked Man“, das die Masken eines Spider Man, des Phantoms der Oper und die des Zorro musikalisch in Szene setzte, ließen ein modernes, jazzigen Unterhaltungsorchester erklingen und setzten so einen eindrucksvollen Schlusspunkt. Als Zugaben erklangen Astor Piazzollas „Liber Tango“, dirigiert von Egbert Lewark, und „One Moment In Time“ unter Alexander Petry. Nach diesem Abend war klar, dass die Kooperation der drei Orchester in eine qualitativ wie quantitativ neue Dimension vorgestoßen ist. Die Fortsetzung in zwei Jahren darf mit Vorfreude erwartet werden.

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