Frankenthal Wegen Mängeln: Aufnahmestopp in Frankenthaler Seniorenheim

Das Landesamt will das Pflegeheim in der Schraderstraße „engmaschig überwachen“.
Das Landesamt will das Pflegeheim in der Schraderstraße »engmaschig überwachen«.

Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung stellt bei einer Prüfung Ende Januar Probleme bei Pflege und Personal fest - Beschwerden von Angehörigen

Die Ansage der Prüf- und Beratungsbehörde ist unmissverständlich: Falls die Betreibergesellschaft des erst vor etwas mehr als fünf Jahren eröffneten Pflegeheims, die in Karlsruhe ansässige Altera Senioren-Domizil Frankenthal GmbH, die ihr gemachten Auflagen nicht erfüllt, drohen der Einrichtung ein unbefristeter Aufnahmestopp oder Bußgelder. „Ultima Ratio wäre die Betriebsuntersagung“, betont die Pressesprecherin des Landesamts für Soziales, Jugend und Versorgung auf die RHEINPFALZ-Frage nach möglichen weiteren Konsequenzen. Zusätzlich könnten die Landesverbände der Pflegekassen den Versorgungsvertrag kündigen oder für eine gewisse Zeit die Pflegesätze kürzen.

Bündel von Sanktionen

Die dem Landesamt angegliederte Beratungs- und Prüfbehörde hat nach einer Untersuchung der Zustände in dem Seniorenpflegeheim Ende Januar ein ganzes Bündel von Sanktionen geschnürt: Direkt auf den Besuch, den Mitarbeiter des Amts der Einrichtung in Frankenthal gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) am 29. Januar abstatteten, folgte zunächst mündlich und dann am 1. Februar ein schriftlicher Bescheid über den Aufnahmestopp. Am 26. Februar ergänzte die Behörde ihn um einen Maßnahmekatalog und verschärfte ihn nach eigenen Angaben zwei Tage später.

Unverzügliche Stellenbesetzungen gefordert

Folgende Forderungen muss Altera für das Haus mit seinen rund 62 Einzel- und etwa 30 Doppelzimmern erfüllen, um nach dem 30. Juni möglicherweise wieder Bewohner aufnehmen zu dürfen: Die laut Landesamt vakanten Posten des stellvertretenden Einrichtungsleiters und der sogenannten verantwortlichen Pflegekraft müssen „unverzüglich“ besetzt werden. Für die Beschäftigten sei eine Fachkräftequote von 55 Prozent einzuhalten. Darüber hinaus besteht die Pflicht, im Monatsrhythmus Dienstpläne vorzulegen, das Personal fortzubilden und mit externer Unterstützung ein Qualitätsmanagement zu etablieren. Und die Sprecherin des Landesamts ergänzt: „Die Beratungs- und Prüfbehörde wird die Einrichtung engmaschig überwachen.“

Armfraktur über Tage nicht erkannt

Auslöser dafür, dass die Behörden in Sachen Altera aktiv wurden, ist offenbar der Fall einer 92 Jahre alten Frau. Wie Landesamt und MDK bestätigen, wurde bei der alten Dame nach einem Sturz über Tage hinweg „vom zuständigen Personal“ eine Armfraktur nicht erkannt und entsprechend spät behandelt. In diesem Fall, über den die „Wormser Zeitung“ am vergangenen Wochenende berichtet hatte, und auch bei weiteren Beschwerden seien die betroffenen Bewohner „mit deren Einverständnis pflegerisch begutachtet“ und die Dokumentation ihrer Versorgung sei unter die Lupe genommen worden – mit den bekannten Folgen für das Senioren-Domizil. Der Staatsanwaltschaft Frankenthal liegt inzwischen außerdem eine Strafanzeige vor. Zu deren Herkunft und Inhalt wollte sich der Frankenthaler Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht äußern.

2014 erstes "intensives Beratungsgespräch"

Probleme mit Pflegequalität und Personal begleiten das Altera-Pflegeheim offenbar mehr oder weniger seit seiner Eröffnung im Herbst 2012. Das Landesamt nennt auf RHEINPFALZ-Anfrage drei weitere Interventionen seinerseits. Im August 2014 habe die Behörde „den Träger zu einem intensiven Beratungsgespräch in die Dienststelle gebeten“. Das Ergebnis seinerzeit: der Verzicht auf eine Aufnahme weiterer Bewohner für ein Vierteljahr. Unzufrieden mit Versorgung der dem Heim anvertrauten Menschen waren die Pflegefachleute auch bei Prüfungen in den Jahren 2015 und 2017. In der Folge seien Pläne zur Beseitigung der Mängel von Altera fristgerecht befolgt worden, so die Sprecherin des Landesamts. Hinzu kommen ihr zufolge weitere Beratungstermine 2016.

Fragen bleiben unbeantwortet

Zu den gegenüber der Seniorenresidenz erhobenen Vorwürfen hatte Christian Schaffhauser, seit April vergangenen Jahres Geschäftsführer der Altera Senioren-Domizil Frankenthal GmbH, in der „Wormser Zeitung“ gesagt: „Wir haben aufgrund von Personalengpässen immer wieder Probleme im pflegerischen Bereich.“ Einen am Sonntag per E-Mail zugeschickten Fragekatalog der RHEINPFALZ ließ das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe bis gestern Abend unbeantwortet. Der aktuellste im Internet verfügbare Transparenzbericht für das Altera Senioren-Domizil kommt für den 32 Kriterien umfassenden Bereich Pflege und medizinische Versorgung zu einer Durchschnittsnote von 2,7 – befriedigend. Bei der Gesamtnote sieht es mit 2,2 etwas besser aus. Allerdings ist die Basis der erhobenen Werte dünn: Von den 91 zum Zeitpunkt der Qualitätsprüfung versorgten Bewohner wurden nur neun begutachtet, lediglich sechs nahmen an einer persönlichen Befragung teil.

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