Frankenthal Inspiriert von Sonne und Meer

Als besonderes Geschenk zum Nikolaustag hat Blue-Nite-Geschäftsführer Volker Wengert die Band gebucht: Hotel Bossa Nova erfüllte die Erwartungen und begeisterte das Publikum im oberen Foyer des Wormser Theaters mit Musik, die brasilianisch inspiriert nach Sonne, Meer und Landschaft klang.

Offensichtlich haben Hotel Bossa Nova bei früheren Konzerten der Wormser Jazzinitiative Blue Nite schon Fans gewonnen: Die Anzahl der Zuhörer war überdurchschnittlich hoch. Die Wiesbadener Band hat einen Stil entwickelt, der mit Bossa und Samba brasilianische Wurzeln hat, aber hier nicht stehenbleibt, sondern offen für mehr ist. Die gut gelaunte Sängerin Liza da Costa begann mit ihrer Stimme als Instrument, einem temperamentvollen Scat-Gesang zu einem schnellen, nach Samba klingenden Stück. Es machte Spaß, zu sehen und zu hören, wie sie improvisierte und lebhaft mit dem Groove mitging. Im nächsten Stück, in dem es um einen gelben Lehmweg ging, hatte Gitarrist Tilman Höhn ein größeres Solo und brannte ein beeindruckendes Feuerwerk ab. Schnell und präzise, mit einer großen Palette gitarristischer Spieltechniken entwickelte er eine enorme Präsenz. Dass sich die Band trotzdem als Einheit darstellte, lag an den anderen Musikern, die nicht minder eindrucksvoll ihr Handwerk verstehen: Wolfgang Stamm am Schlagzeug spielte filigran, hatte aber immer Reserven an Dynamik und Dichte seiner Grooves, wenn die Energie der Stücke das erforderte. Und Alexander Sonntag am Kontrabass zupfte und strich auf vielerlei Art. Mit der kleinen Besetzung hatten die Instrumentalisten einen transparenten Klang, der groovige, leichtfüßig wirkende Stücke sehr schön zur Geltung brachte. Sängerin Liza da Costa gab sich locker, plauderte mit dem Publikum, was die ungezwungene Atmosphäre förderte. Sie sei die Tochter eines indischen Vaters und einer portugiesischen Mutter, erzählte sie. Der Vater sei aus der portugiesischen Kolonie Goa nach Portugal übergesiedelt, weshalb seine indische Mutter sich weigerte, ihm, wie üblich, eine Frau zu suchen. Er wurde alleine fündig. Er ging nach Deutschland, um zu arbeiten und holte seine Frau nach. Die habe das Land als kalt und ungastlich empfunden, berichtete die Sängerin in einem Liedtext. Etwas von der Wärme Indiens und Portugals hat sie sich offenbar bewahrt und schätzt wohl auch portugiesisches Essen: Den gesalzenen Sardinen widmete sie ein Lied. Die Sängerin war mit Liedern und Improvisationen stets sehr gut in den Klang eingebettet, und insgesamt hatte man den Eindruck eines gut funktionierenden Ensembles exzellenter Musiker, die auf hohem Niveau zusammenspielen. Die Instrumentalisten gönnten sich ein größeres, mehrteiliges Stück, bei dem sie unter sich blieben und etwas experimenteller und jazziger wurden. Das zeigte andere Facetten der Formation. Der Abend wurde unterhaltsam, das hohe musikalische Niveau ließ keine Wünsche offen. Und die Zuhörer vergaßen, dass draußen der trübe deutsche November herrscht. Erfreulich ist auch, dass Blue Nite 2019 seine Konzertreihe fortsetzen wird, wie Geschäftsführer Wengert mitteilte.

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