Frankenthal Frankenthal: Amazon-Eröffnung verzögert sich

Die Förderbänder fürs Sortieren von Artikeln waren im vergangenen November im neuen Amazon-Logistikzentrum bei Eppstein schon gr
Die Förderbänder fürs Sortieren von Artikeln waren im vergangenen November im neuen Amazon-Logistikzentrum bei Eppstein schon größtenteils montiert. Die Suche nach Arbeitskräften hat begonnen.

Der Online-Versandhändler Amazon hat für sein neues Logistikzentrum in Frankenthal bereits Personal eingestellt. Die Eröffnung verzögert sich jedoch weiter. Auf RHEINPFALZ-Nachfrage nennt das Unternehmen keinen Termin mehr. Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) hat Signale bekommen, dass es nun doch bis zum zweiten Halbjahr dauern könnte.

Terminangaben für das 80-Millionen-Projekt im Gewerbegebiet Am Römig zwischen Eppstein und Ruchheim waren in der Vergangenheit schon mehrfach korrigiert worden. Ursprünglich sollten die vom Grundstückseigentümer VGP Industriepark GmbH auf dem 139.000-Quadratmeter-Gelände errichteten Hallen bereits am 1. Oktober 2017 in Betrieb gehen.

Begründung für Verzögerung: Wachstum des Versandgeschäfts

Entsprechend zügig hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) den für die Erschließung wichtigen Verkehrsknotenpunkt L 524/L 527 im Südosten des Areals bis zum Juli 2017 ausgebaut. Ende November sagte der zuständige Amazon-Manager Gregory Bryan dann bei einem Ortstermin in Frankenthal, der Betrieb solle „im April/Mai“ 2018 anlaufen. Er begründete die Verzögerungen mit dem starken Wachstum des Versandgeschäfts. Im Frankenthaler Betrieb soll nach Bryans Worten von 6 Uhr morgens bis 2 oder 3 Uhr nachts gearbeitet werden. Aus einem Sortiment von bis zu zwei Millionen Artikeln sollen dann täglich im Schnitt 100.000 bis 200.000 Sendungen auf den Weg gebracht werden. Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Ludwigshafen haben mit Blick auf das Amazon-Vorhaben ein gemeinsames Projektteam gebildet, das sich um die Vermittlung von Arbeitskräften kümmert. Das sagte auf Anfrage Walter Holoch, der seit April den Arbeitgeberservice der Agentur leitet. Eine erste Informationsveranstaltung für speziell qualifizierte Bewerber aus den Bereichen Informationstechnik/Engineering habe es Ende 2017 gegeben; es seien auch schon „Einstellungen getätigt“ worden, sagte er.

Angestrebter Betriebsstart im Mai

Für den eigentlichen Versandbereich würden, wie von Amazon angekündigt, „dieses Jahr um die 1000 Leute“ als Mitarbeiter gesucht. In Zusammenarbeit mit weiteren Arbeitsagenturen der Metropolregion sei man in der Lage, eine ausreichende Anzahl von möglichen Bewerbern für diese Aufgaben zu benennen. „Wir haben angefangen, Kunden dafür vorzumerken“, sagte Holoch. Vom Unternehmen avisiert worden sei zunächst ein angestrebter Betriebsstart im Mai; die abschließende verbindliche Information dazu fehle aber noch. Frankenthals Oberbürgermeister Martin Hebich hat vor einigen Tagen von Amazon das Signal bekommen, dass der Termin des Betriebsstarts „wohl ins zweite Halbjahr“ verschoben werden könnte. Er sehe das „nicht als Beinbruch“, sagte der OB; bei einem solchen Großprojekt seien viele Fragen zu klären. Die Stadt wolle das Logistikzentrum dann auch per Bus an den öffentlichen Personennahverkehr anbinden. Gegenüber der Presse hält sich der Konzern bei Terminfragen nun bedeckt. „Der Bau eines neuen Logistikzentrums ist ein Großprojekt, eine Verzögerung des offiziellen Starts ist nicht auszuschließen“, teilte auf Nachfrage Sprecher Thorsten Schwindhammer (Koblenz) mit. „Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen kein offizielles Eröffnungsdatum nennen können.“

Befristete Einstellungen

Bei einem Treffen des DGB-Stadtverbands Frankenthal im Februar hatte Vorsitzender Rüdiger Stein kritisiert, dass Amazon-Versandmitarbeiter zunächst nur befristet bis zum Jahresende eingestellt werden sollten (wir berichteten). Solche Befristungen seien vorgesehen, bestätigte Walter Holoch von der Agentur für Arbeit Ludwigshafen – aber sie seien gekoppelt mit dem Ziel der anschließenden Weiterbeschäftigung auf Dauer. „Zunächst werden sowohl unbefristete als auch befristete Mitarbeiter für den Standort tätig sein“, erklärte Amazon-Sprecher Schwindhammer. Auf Dienste von Leiharbeitsfirmen werde man nicht zurückgreifen: „Alle Mitarbeiter werden direkt bei Amazon angestellt sein.“ Nach und nach wolle man dann „immer mehr befristete Arbeitsverhältnisse in unbefristete“ umwandeln. Insgesamt hätten im deutschen „Logistiknetzwerk“ mehr als 75 Prozent der Mitarbeiter unbefristete Verträge. „Innerhalb von zwölf Monaten nach der Inbetriebnahme“ entstünden in Frankenthal rund 1000 Arbeitsplätze.

Gehälter orientieren sich am Standort Koblenz

Die Gehälter in Frankenthal orientierten sich voraussichtlich an denen des Standorts Koblenz, erklärte der Unternehmenssprecher. Dort würden umgerechnet Stundenlöhne von mindestens 11,20 Euro brutto gezahlt. „Inklusive aller Nebenleistungen kommt ein Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt nach 24 Monaten auf 2610 Euro brutto monatlich. Wir bezahlen damit im oberen Bereich der Logistikbranche.“ Amazon biete zudem Zusatzleistungen wie Mitarbeiterrabatte, Versicherungen, eine betriebliche Altersvorsorge und eine auch finanzielle Förderung von Fortbildung. Über den offiziellen Beginn der „Einstellungsphase“ für die Frankenthaler Niederlassung will Amazon gemeinsam mit der Agentur für Arbeit noch gesondert informieren.

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