Frankenthal „Ein Job, in dem viele Fäden zusammenlaufen“

Alle zwei Wochen mischt sich auf dem Frankenthaler Wochenmarkt eine Frau unter die Kunden, die ohne Einkaufstaschen unterwegs ist und sich mit den Marktverkäufern unterhält. Seit gut einem Jahr ist Oksana Ksionsek neben Klaus Junski zweite Marktmeisterin. In dieser Zeit ist die 53-Jährige zum Fan der Frankenthaler Marktkultur geworden.

„Ich liebe die Märkte und Feste in der Stadt“, schwärmt die gebürtige St. Petersburgerin, deren polnischer Familienname „Schonsek“ ausgesprochen wird. Als Mittelzentrum biete Frankenthal eine große Bandbreite an Veranstaltungen. Bei ihrem Rundgang auf dem Wochenmarkt wechselt sie sich wöchentlich mit Junski ab. Auch wenn dieser offiziell erster Marktmeister ist – „wir teilen uns diesen Job auf Augenhöhe und gleichberechtigt“, erklärt die 53-Jährige, die seit Oktober 2017 im Amt ist. 40 Händler kommen an den Dienstagen und Freitagen bis vom Oberallgäu, Unterfränkischen und dem Hunsrück auf den Rathausplatz, um Obst, Gemüse, Pflanzen und regionale Spezialitäten feilzubieten. Den Wochenmarkt zu vergrößern und zu verdichten wäre kein Problem – Ksionsek verweist auf eine Warteliste von Verkäufern im Computersystem. „Doch der Markt ist groß genug und reichhaltig“, meint die Marktmeisterin, die davon überzeugt ist, dass der Onlinehandel für den grünen Markt im Herzen der Stadt keine Bedrohung darstellt. „Denn frische Ware anzuschauen und mitzunehmen und dabei Menschen zu treffen – das ist eine Marktlücke, die das Internet nicht schließen kann.“ Neben der Aufsicht über den Wochenmarkt obliegt der Marktmeisterin und ihrem Kollegen die Organisation sämtlicher städtischen Veranstaltungen, die unter freiem Himmel stattfinden: Angefangen vom Fasnachtsumzug, über Frühjahrs-, Töpfer-, Floh- und Bauernmarkt bis hin zu Strohhut- und Strandbadfest sowie Herbstspektakel und Weihnachtsmarkt. „Ohne Checklisten geht gar nichts“, sagt Ksionsek. Das Marktmeisteramt sei ein „wirklich vielseitigen Job“, in dem sowohl Fähigkeiten im Veranstaltungsmanagement und Marketing als auch in der Verwaltung gefragt seien. Dabei kämen ihr die langjährigen Erfahrungen in der freien Wirtschaft – Ksionsek hatte zuvor eine Kunstgalerie betrieben, in einer Großbäckerei als Werbeleiterin gearbeitet und war zuletzt in einer Mannheimer Werbeagentur beschäftigt – ebenso zugute wie ihre Qualifikation als zweifache Mutter. Nötig wurde der zweite Posten laut Bürgermeister Bernd Knöppel (CDU), da 2017 zwei große Events in den Zuständigkeitsbereich der beim Bereich Ordnung und Umwelt angesiedelten Abteilung Messen und Märkte hinzukamen: Erstens das Strandbadfest, das zuvor von der Abteilung Schulen, Kultur und Sport betreut worden war. Und zweitens der Weihnachtsmarkt, den vorher eine GmbH ausgerichtet hatte. Sowohl das Fest im Strandbad als auch den weihnachtlichen Budenzauber im Vorjahr hat Ksionsek in Eigenregie betreut – zwei Premieren, bei denen sie ihre Feuertaufe als Marktmeisterin bestanden hat. Stolz ist Ksionsek auf die Wichtelwerkstatt, die im Advent wieder Weihnachtsbäckerei, Bastel- und Leseaktionen für Kinder bietet und von ihr ins Leben gerufen wurde. In Ksionseks Zuständigkeit fallen in diesem Jahr außerdem die Kerwen in den Vororten sowie das Herbstspektakel. Bei allen übrigen Festen und Märkten wird sie Junski unterstützen. „Es ist ein Job, in dem viele Fäden zusammenlaufen“, sagt die gelernte Werbekauffrau. Die Zusammenarbeit mit den kommunalen Vollzugsdiensten, der Feuerwehr, Polizeiinspektion, Securityfirmen und den Rettungskräften gehört ebenso dazu wie der Kontakt zu Schaustellern, Künstlern, Kunsthandwerkern, Vereinen und Lebensmittelhändlern. „Das geht bis zum Toilettenwagen.“ Was sie täglich beschäftige, sei viel Schreibtischarbeit. „Aber man ist auch oft an der frischen Luft.“ Wenn eine Veranstaltung über die Bühne geht, ist dort ihr Arbeitsplatz und sie koordiniert den Ablauf per Handy.