Donnersbergkreis Zur Sache: Abdulkader aus Damaskus will Bäcker werden

Der 26-jährige Abdulkader Mohamad aus Damaskus wurde mit Hilfe von Simone Brandt in ein dreimonatiges Praktikumsprogramm vermittelt: Im Betrieb „Der Donnersbäcker“ des Kirchheimbolanders Klaus Brand macht er sich mit dem Beruf des Bäckers und Konditors vertraut. In dieser Woche bekam er Besuch: Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) informierte sich vor Ort über sein Praktikum. Seit einem Jahr lebt Mohamad bereits in Deutschland, derzeit teilt er sich mit seiner Zwillingsschwester, die sich auf ein Studium vorbereitet, eine Unterkunft in Bolanden. Ursprünglich stammt er aus der syrischen Hauptstadt Damaskus. Er hat fünf Schwestern und zwei Brüder, seine Eltern leben mittlerweile in Istanbul, eine weitere Schwester hat es ebenfalls nach Deutschland geschafft. In seiner Heimat hat er Sport studiert, konnte als Kurde aber keine Anstellung bekommen, weil, wie er sagt, Kurden in Syrien nicht im öffentlichen Dienst arbeiten dürfen. Stattdessen fand er eine Beschäftigung als Vorarbeiter in einer Keksfabrik. Zur Flucht entschlossen hat er sich nach eigener Auskunft, als die Schikanen gegen Kurden immer schlimmer wurden. „Wir haben keine Papiere bekommen und konnten kein Land kaufen“, sagt er. Außerdem befürchtete er, für Assads Armee eingezogen zu werden „Dafür hätte ich dann keine Papiere gebraucht!“ Sein Weg nach Deutschland führte ihn über die Türkei und Bulgarien. In Deutschland kam er zunächst in ein Auffanglager in Trier, anschließend wurde ihm Wohnraum in Bolanden zugewiesen. Der Helferkreis für Flüchtlinge in Kirchheimbolanden nahm sich seiner an und vermittelte ihn an Simone Brandt, die in der Handwerkskammer als Netzwerkerin die Arbeitsintegrationsmaßnahmen betreut. Für den Sprachkurs kam zunächst der Rotary Club auf, inzwischen wird er von der Arbeitsagentur finanziert. Klaus Brand ist von dem jungen Syrer sehr angetan: „Er hängt sich rein und ist sehr zielstrebig. Nicht nur bei der Arbeit, auch beim Deutschkurs. Er ist jetzt drei Wochen hier, und die Fortschritte sind schon klar zu erkennen. Bei ihm kommen mehrere positive Dinge zusammen: Die Bereitschaft, die Sprache zu lernen, die soziale Integration und die beruflichen Kenntnisse, die er mitbringt.“ Mohamad selbst freut sich über die Chance: „Mir macht die Arbeit hier Spaß, ich würde gerne eine Ausbildung als Bäcker und Konditor machen.“ Um drei Uhr nachts beginnt er in dem Betrieb, von Bolanden kommt er mit dem Fahrrad. Vier Stunden täglich stellt er Zutaten bereit, wiegt ab, macht Teig, macht sauber und trägt alles in sein Praktikumsheft ein. Dann geht es weiter in den Deutschkurs beim CJD in Kirchheimbolanden. Der dauert ebenfalls vier Stunden. In seiner Freizeit spielt der 26-Jährige in Bolanden Fußball. „Ich habe schon viele Freunde hier gefunden“, sagt er. Derzeit liegt der Schwerpunkt seiner Betreuung darauf, ihm so gut Deutsch beizubringen, dass er im kommenden Jahr die Berufsschule besuchen und die Ausbildung beginnen kann. Deutsch ist übrigens bereits seine vierte Fremdsprache. Seine Muttersprache ist Kurdisch, daneben spricht er perfekt Arabisch, etwas Türkisch und ein wenig Englisch. (ajh)

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