Donnersbergkreis Von Zwergen und „Iwwerzwergen“

Kernig, urwüchsig, flott, viel deftiger Spaß mit Niveau: So kennt und liebt man die „Dannefelser Fassenacht“. Fest in der Hand von Feuerwehr und Sportlern – und allen voran die Familie Huy, in drei Generationen auf der Bühne vereint. Diesmal als putzige Zwerge dabei, weit mehr als sieben, denn Rahmenhandlung war das Märchen von Schneewittchen, moderiert und verfremdet von Andy Huy.

Und keine Frage: die Rolle der jungen Schönheit – weiß wie Schnee, rot wie Blut, mit ebenholzschwarzem Haar und von der bösen Königin (Alessa Dinger) hasserfüllt verfolgt – ist Fasnachtsurgestein Ernst-Ludwig Huy geradezu auf den Leib geschnitten. Von Enkel Max geleitet, im neckischen seidenen Kleidchen und auf Pumps stöckelnd, wirft der ansonsten honorige Orts-Chef mit Kusshändchen nur so um sich, um dann genüsslich aus dem lokalen Nähkästchen zu plaudern – von der „Dannefelser Schlossallee“ bis zu diversen „Zwergen und Iwwerzwergen“. Da bleibt kein Auge trocken. „Ein Heller und ein Batzen“, „Adelheid, schenk mir einen Gartenzwerg“: Es wird viel und lauthals gesungen, kaum jemand kommt ohne Zugabe davon. Als Stimmungskanone, umtanzt von feschen Dirndln, gastiert der österreichische Dannenfelser Alexander Ott als Andreas Gabalier: „I sing a Lied für di, i glaub ich steh auf di.“ Da kocht der Saal schnell hoch. Später mischt Ott mit Thomas Gass und „dem Rest der Welt“ mit einem bajuwarischen „Flashmob“ das Narrenvolk auf. Als „Handwerkergeschädigter“ schildert der Niederhauser „Bauherr Leo“ in rasenden Worttiraden seine Leiden beim Hausumbau, wettert ordentlich gegen das Baugewerbe: „Anarchisten, Revoluzzer, des soin die Maurer un Verputzer!“ Gott schuf die Welt in sieben Tagen – er war eben auf keine Handwerker angewiesen. Der Vater/Tochter-Dialog von Torsten und Mandy Kaul deutet familiäre Probleme an: „Die frech’ Rotznas“ hat stets das letzte Wort, überrascht mit eigenwilligem Geschichtswissen: Warum Nero Rom anzündete? Klar, weil es Steinbach noch nicht gab. Mario Müller, ebenfalls Gastredner, erzählt Schwänke, wie sie das Leben schreibt. Etwa, wenn sein Kind nur noch vom Papa gebadet werden will: „Ei, bei de Mama do muss isch immer vorher die Strimp un Schuh ausziehe.“ Mit ernsten, zeitpolitischen Tönen fällt Andy Huy aus dem humoristischen Rahmen: 66 Prozent der Deutschen hätten Angst vor schlechtem Wetter, an zweiter Stelle stehe der Terrorismus. Angesichts der Anzahl der Verkehrstoten und bei null Terroropfern müsse sich „Pegida“ überlegen, ob ihr Konzept noch aufgehe. Weites düsteres Feld sind Schulden, amerikanische Rating-Agenturen, Staatsanleihen. Gegen derlei Schwarzsehen kommt nur „Mussik“ an wie etwa „Marmor, Stein und Eisen“. Alleinunterhalter Jürgen Schwarznau, Keyboard und Gitarre, heizt ordentlich ein. Ein Kracher in der Bütt, schon durch seine Mimik: Karlheinz Bieck, gemeinsam mit dem zu jedem Witz aufgelegten Frank Müller „Kibo“-Gast. In Selbstironie lamentiert Bieck über seinen Haarausfall. Weder Pharma-Produkte noch Perücken oder das sportlich-schicke Toupet erwiesen sich als Lösung. „Unn beim Friseur, des iss de Hit, bezahl ich 18 Euro fer so’n Schnitt. Nor fer des Hoor, des wo noch steht. Ja glaaben die, ich wär bloß bleed?“ Figaros Antwort: „Fünf Euro fers Schneide, de Reschd is fers Suche.“ Enorme Wirkung geht zwischen all dem Kokolores von den Ballettszenen aus – ganz eindeutig dem Reich der Elfen entsprungen. Bewundernswert die Nachwuchsgarde, als rotweiße „Fünkchen“ wie quirlige „Holzhackermäd“ in bester Form: zackig die Beine hoch werfend, Räder schlagend, von Trainerin Karin Cappel bis ins Detail geschliffen. Zehn „Super-Feger“. Genau wie die lilaweiße Garde II unter Führung Katharina Huys, die in der Folge mit den Jüngeren zu einem beeindruckenden Ensemble zusammenwächst. Mit Leichtigkeit getanzte Hebefiguren und eine brillante Pyramide werden mit einer Rakete bedankt. Augenweide in Schwarzweiß: der Showtanz von „Flex and Point“, sexy, kess, raffiniert choreografiert. Schließlich Schneewittchens Hochzeitstanz als glamouröses Happyend, dargeboten vom Dannenfelser Hofstaat in dämonischem Schwarzrot und mit Hang zu gewagter Akrobatik, inszeniert von Katharina Huy: Kühne Ballerinenflüge über die Gruppe werden „wie nix“ von kräftigen Jungs aufgefangen - Chapeau, Kapp ab! Danach beherrschen – bis zum groß angelegten Ende mit allen Akteuren nach fast fünf Stunden – die „Wildsaufetzer“ (Dirigent: Kai Schäfer) das schummrige Terrain. Unwiderstehlich, mit Pauken und Trommeln markerschütternd. Und nicht erst bei „Viva Colonia“ tanzen einige Fans schon auf den Stühlen.

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