Obermoschel VG Nordpfälzer Land und Glubczyce: Seit 20 Jahren eine Freundschaft auf Bürger-Ebene

Bekräftigen mit ihrer Unterschrift die Partnerschaft zwischen der VG Nordpfälzer Land und Glubczyce: die Bürgermeister Adam Krup
Bekräftigen mit ihrer Unterschrift die Partnerschaft zwischen der VG Nordpfälzer Land und Glubczyce: die Bürgermeister Adam Krupa (Zweiter von links) und Michael Cullmann (rechts daneben).

Offiziell war es eine Sitzung des Verbandsgemeinderates Nordpfälzer Land, die im Park des Obermoscheler Weinguts Schmidt vonstatten ging. Sie bildete aber nur den Rahmen für einen besonderen Anlass: die Erneuerung des vor 20 Jahren zwischen der VG und der polnischen Gemeinde Glubczyce geschlossenen Partnerschaftsvertrags.

Die Unterschriften der Vertreter beider Kommunen waren das Eine – das Andere, vermutlich noch Eindrücklichere waren jedoch die vielen herzlichen Worte und Gesten, die den Wert und die Bedeutung dieser Freundschaft unterstrichen. So betonten Adam Krupa, Bürgermeister von Glubczyce, sein deutscher Amtskollege Michael Cullmann und der Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Partnerschaftsverbandes Jonathan Spindler unisono, dass Europa nur lebe, wenn seine Bürger den Austausch pflegten. Selbst wenn auf hoher Regierungsebene unterschiedliche Auffassungen zu gewissen Themen herrschten, wie momentan zwischen Polen und Deutschland, so verstünden sich dennoch die Menschen an der Basis, wollten sich kennen- und den anderen Partner besser verstehen lernen. Nur so werde der Frieden unter den Ländern für die nächsten Generationen gesichert.

Krupa erinnerte an den 32. Jahrestag des deutsch-polnischen Vertrags über die gute Nachbarschaft, der am 17. Juni begangen wird. Vorausgegangen war damals eine Umarmung des ersten nichtkommunistischen polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki durch den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl. Diese Geste gelte als Neuanfang der durch den zweiten Weltkrieg schwer belasteten Beziehungen zwischen Polen und Deutschland. „Dieser Vertrag ist nicht nur ein Werk der Politiker, sondern hat seine Wurzeln im festen Willen der Bevölkerung zur Annäherung zwischen Polen und Deutschland, trotz der schrecklichen Grausamkeiten, die im Krieg begangen wurden“, zitierte Krupa den polnischen Präsidenten Andrzey Duda.

Nicht Politiker, sondern Bürger sollen sich treffen

Und gerade dieser Wille zur Annäherung, das gegenseitige Kennlernen der Ansichten der Bürger beider Gemeinden habe vor 20 Jahren zu dem Partnerschaftsabkommen mit der damaligen VG Rockenhausen geführt. Von Anfang sei Ziel gewesen, dass sich nicht Politiker, sondern die Bürger treffen sollten, so Krupa weiter. Nicht nur er dankte den beiden Vorsitzenden der jeweiligen Bürgergesellschaft, Christian Angne (Ransweiler) und Boleslaw Buniak, für ihr Engagement, ihre Begeisterung für die Sache, ihre Herzlichkeit, aber auch für ihre starke organisatorische Arbeit.

Auf dieser Grundlage sei auch eine Freundschaft zwischen den Feuerwehren und den Jugendlichen entstanden. Getreu dem Sprichwort „Wahre Freunde erkennt man in der Not“ hob Krupa hervor, dass sich Nordpfälzer in der Ukrainehilfe für Zbaraz, die Partnergemeinde von Glubczyce, engagierten. „Das werden wir nicht vergessen und danken sehr dafür“. Krupa sprach unter Beifall die Hoffnung aus, dass die Verbindung in den nächsten 20 Jahren auf noch höherem Niveau fortgeführt werden kann.

Jugend als Fundament für die Partnerschaft

„Wir reden nicht über Partnerschaften, wir praktizieren sie lebendig seit zwei Jahrzehnten – und so entstehen auf Dauer wertvolle Freundschaften“, sagte Cullmann. Gerade im Schulbereich funktioniere der Austausch bestens, es gebe häufige Besuche. Die Jugend trotz aller gesellschaftlicher Veränderungen für das Thema zu gewinnen, sei ein wichtiges Fundament für den weiteren Erfolg der Partnerschaft. Besonders freute sich Cullmann über die Anwesenheit des Schülerchors Angelus Cantat mit Dirigent Tadeusz Eckert. Die rund 25 jungen Leute – untergebracht in der Donnersberghalle, während die weiteren etwa 50 polnischen Gäste privat beherbergt wurden – sind nicht nur beim Festakt in Obermoschel stürmisch gefeiert worden, sondern begeisterten auch bei einem Auftritt in der Konstantin-Basilika in Trier. Wie umgekehrt auch das viertägige, von den Nordpfälzern mühevoll organisierte Programm bei den Gästen großen Anklang fand.

Wie üblich bei solchen Treffen wurden zahlreiche Geschenke ausgetauscht. Die beiden Kommunen erhielten von Jonathan Spindler jeweils eine Ehrenurkunde; einen Gratulationsbrief in Form eines „sehr harten“ polnischen Granitsteins, wie Krupa schmunzelnd erläuterte, bekamen Cullmann, sein Vorgänger Karl-Heinz Seebald, Christian Angne sowie Dolmetscherin und VG-Mitarbeiterin Yvonne Pander. Ferner überreichten die Gäste einen Wegweiser mit der Aufschrift „Glubczyce 942 km“. Die polnischen Ehrengäste sowie der Dirigent wurden von der Verbandsgemeinde mit guten Nordpfälzer Tropfen versorgt, ein Sonderlob galt den Dolmetscherinnen Bronislawa Furtak, Marta Kownacka und Yvonne Pander für ihre perfekten Übersetzungen.

Gesangvereinskapelle spielt die Hymnen

Ehe die Gäste Rebensäfte des Weinguts Schmidt und Essen der Obermoscheler Metzgerei Gauch genießen durften, intonierte die Gesangsvereinskapelle Rockenhausen unter Leitung von Heiko Opp in gekonnter Manier die beiden National- und die Europahymne. Als sich alle Anwesenden im tollen Ambiente des Weinparks Schmidt von den Sitzen erhoben, war einmal mehr spürbar, wie sehr ihnen die deutsch-polnische Freundschaft am Herzen liegt. Hoffentlich auch in den nächsten 20 Jahren.

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