Donnersbergkreis Versorgung weiter aus Rheinhessen

Der Energieversorger EWR mit Sitz in Worms hat im vergangenen Jahr mit der Alzeyer ERP fusioniert.
Der Energieversorger EWR mit Sitz in Worms hat im vergangenen Jahr mit der Alzeyer ERP fusioniert.

Die Stadt Kirchheimbolanden hat die Konzession für die Strom- und Gasleitungen an den Energieversorger EWR vergeben. Der Vertrag, der am Mittwoch im Hauptsitz in Worms unterschrieben wurde, läuft über 20 Jahre. Was bedeutet das für Kunden und für die Stadt?

Mit einer solchen Konzession vergibt die Stadt für 20 Jahre das Recht, Anlagen zur Energieversorgung zu verlegen und zu betreiben, wie EWR-Vorstand Stephan Wilhelm erläutert. In der Vergangenheit kamen die Leitungen für Strom und Erdgas von der Alzeyer ERP. Seit dem 1. Dezember ist die ERP mit dem Wormser Versorger verschmolzen. „Seitdem sind wir in der operativen Phase der Fusion“, sagt Wilhelm. Klaus Hartmüller, Kirchheimbolandens Stadtbürgermeister und Aufsichtsratsmitglied, ergänzt, dass er – wie auch der Alzeyer Bürgermeister Christoph Burkhard – das Gefühl hatte, dass die Gespräche mit dem Wormser Oberbürgermeister und EWR-Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Kissel auf Augenhöhe verlaufen sind. „Das lief alles in einem sehr guten Einvernehmen.“ Anlaufstelle für Kunden Abgeschlossen ist die Fusion aber noch nicht, wie Wilhelm betont. „Die Kollegen arbeiten an dem Konzept.“ Ziel sei es, den operativen Teil nach 24 Monaten abzuschließen. Der Stadt Kirchheimbolanden war es wichtig, dass es für die Kunden weiterhin eine Anlaufstelle in der Kleinen Residenz gibt. Der Energieladen, der sich in der Gasstraße befindet, soll in Kirchheimbolanden erhalten bleiben, wie der Vorstand betont. „Es ist wichtig, dass die Bürger auch mal direkt zu einer Servicestelle gehen können.“ Intensive Verhandlungen Der neue Vertrag läuft offiziell rückwirkend seit 1. Januar und hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Wie Stadtbeigeordneter Peter Stumpfhäuser sagt, habe man sich über Monate damit beschäftigt, wer künftig die Konzession erhalten soll. Es habe mehrere Bewerber gegeben. „Es waren gute und faire Verhandlungsgespräche“, so Stumpfhäuser. Sein Dank gilt hier vor allen Dingen Beraterin Ruth Schambach aus Frankenthal. „Es ist ein sehr guter Konzessionsvertrag, den wir ausgehandelt haben“, berichtet diese. Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller war als Aufsichtsratsmitglied bei den Verhandlungen „außen vor“, wie er sagt. Ebenso wie Stadtbeigeordneter Marc Muchow, der Mitglied des Beirats ist. Der Stadtrat hatte sich letztlich in nicht-öffentlicher Sitzung für die EWR entschieden. Ein Konzessionsvertrag wird auch als Wegenutzungsvertrag bezeichnet. Als Gegenleistung erhält die Stadt eine Konzessionsabgabe von der EWR. Drei Punkte nennt Wilhelm, die dem Energieversorger wichtig sind: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Smart City. Die EWR AG ist ein kommunales Unternehmen. Anteilseigner sind die Städte Worms, Alzey und Kirchheimbolanden, die Verbandsgemeinden Alzey-Land und Kirchheimbolanden sowie der Zweckverband Nieder-Olm. Außerdem beteiligt sind die Innogy SE und die Thüga AG. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Worms. In Alzey wird die Netzgesellschaft – zuständig für die Gas-, Wasser-, DSL- und Stromnetze – angesiedelt. Auch in Sachen Straßenbeleuchtung arbeitet die Stadt mit der EWR zusammen. Gaspreis im Land gestiegen „An den Preisen wird sich zunächst nichts ändern“, kündigt Wilhelm an. Wichtig sei es dem Unternehmen, dass der Kunde nicht für die Fusion aufkommen dürfe, sondern die positiven Seiten eines solchen Zusammenschlusses spüren müsse. Allerdings betont Dirk Stüdemann, ebenfalls Vorstand, auch: „Wir haben den Strompreis nicht alleine in der Hand. Nur 48 Prozent vom Preis bestimmen wir. Den Rest bestimmen andere.“ Was den Gaspreis betrifft, so sei dieser in Rheinland-Pfalz zuletzt um 17 Prozent gestiegen, in Deutschland um 14 Prozent. „Wir haben nichts gemacht.“ Aktuell sei für dieses Jahr auch nichts geplant. Eine Prognose darüber hinaus sei jedoch schwierig, so Stüdemann. In Kirchheimbolanden werden laut EWR jährlich rund 7900 Einwohner mit knapp 70 Millionen Kilowattstunden Strom und rund 118 Millionen Kilowattstunden Gas versorgt. Forschungsprojekt läuft weiter Eine für Stadtbürgermeister Klaus Hartmüller gute Nachricht ist, dass das Forschungsprojekt „Kibo Energy“ fortgesetzt wird – nun unter dem Titel „RegEnZell“. Die Kreisstadt möglichst autark über erneuerbare Energien zu versorgen, ist mit einer so genannten Sektorenkopplung möglich, bei der das Strom- und Gasnetz mit Hilfe der „Power-to-Gas“-Technologie verknüpft wird. Das ist ein Ergebnis von Teil eins des Projektes. Ebenfalls ein Thema, mit dem sich die EWR weiter befassen möchte, ist „Smart City“, sozusagen eine digitale Stadt, sowie die E-Mobilität.

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