Sporthelden der Corona-Krise TSG Eisenberg: Im Stadtwald lauert die tägliche „Challenge“

Schön mit Abstand: Sportler der TSG Eisenberg haben im vergangenen Sommer die Chance genutzt, unter Auflagen im Freien zu traini
Schön mit Abstand: Sportler der TSG Eisenberg haben im vergangenen Sommer die Chance genutzt, unter Auflagen im Freien zu trainieren. Doch auch während des Lockdowns ist das Vereinsleben nicht zum Erliegen gekommen.

Rund 2000 Mitglieder in 14 Abteilungen zählt die TSG Eisenberg. Auf die spezielle Situation haben besonders die Familie Werner (Turnen) und Anne-Kathrin Kuhnhardt (Leichtathletik) reagiert. Mit Online-Training, Talentshow, Wald-Parcours und 21-Tage-Wettbewerb.

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Turnvater Jahn wären wohl die Tränen gekommen, hätte er zeitlebens mit ansehen müssen, wie sehr vor allem das Geräteturnen unter den Einschränkungen und Verboten im Zuge von Corona leiden muss. Ohne Hallennutzung bleibt „von der eigentlichen Sportart wenig übrig“, betont Leo Werner. Er setzt mit seinen Eltern Swetlana und Wladimir und seinem jüngeren Bruder Max auch in Zeiten der Pandemie alle Hebel in Bewegung, um die rund 30 turnaffinen Kinder und Jugendlichen, die größtenteils zum überaus erfolgreichen Turn-Akrobatik-Ensemble „Crazy Jumpers“ gehören, zu motivieren und bei der Stange zu halten.

„Junge Turner mit Lust, Laune und Einsatz dabei“

Seit März 2020 – mit kurzer Unterbrechung im Sommer, als die Hallen für zwei Monate geöffnet wurden – bieten die Werners dreimal pro Woche Online-Training an, unterteilt in zwei Altersklassen, für jede Gruppe mindestens 90 Minuten. Die Familie, die seit 2001 in Eisenberg wohnt, harmoniert und funktioniert. „Wir nutzen jede Möglichkeit und sprechen uns da vorher sehr gut ab, damit alle Teilnehmer vom Training profitieren können. Wir sind sehr stolz und froh, dass uns niemand verlassen hat und die Kids mit Lust, Laune und Einsatz dabei sind“, sagt Leo Werner. Der 26-jährige Lizenztrainer turnte bis zum Lockdown selbst noch für die TG Pfalz in der 3. Liga und ist seit zwei Jahren als Coach bei Gymfinity International in Kaiserslautern angestellt.

Das Online-Training ist, da die Geräte fehlen, auf den typischen Fitness-Bereich fokussiert. Kinder aus anderen Vereinen, die kein digitales Angebot stellen, nehmen regelmäßig teil. Kleinere Zusatzangebote wie beispielsweise witzig zusammengeschnittene Videos, auf denen jedes Kind ein Turnelement beisteuerte, streuen die Werners immer wieder ein. Weitere Abwechslung boten schon Spielabende mit Würfeln und Rätselaufgaben oder eine Talentshow. „Da konnten die Kinder ihre Fähigkeiten in Musik, Malen oder Tanzen zeigen“, beispielsweise auf einem Instrument vorspielen, blickt Werner lachend zurück, der selbst leidenschaftlich gern Orgel spielt.

Seit drei Wochen wird bei den TSG-Turnern auch wieder im Freien trainiert. Im Wald stehen dann Stationen für Klimmzüge und Sprünge bereit, Intervall-Einheiten und Dehnen im großen Kreis sind ebenfalls möglich. „Der erste Lockdown war noch recht lustig und exotisch. Mittlerweile wird es aber immer schwieriger“, hofft auch Werner sehnsüchtig darauf, dass endlich wieder Training in Hallen mit Geräten möglich ist.

Fachfrau erstellt Online-Trainingspläne

2010 kam Anne-Kathrin Kuhnhardt nach Eisenberg. Ihren Vater hatte es aus beruflichen Gründen in die Nordpfalz gezogen, die Familie kam aus Waldfischbach. Für die Turn- und Sportgemeinschaft Eisenberg erwies sich Kuhnhardt als großer Gewinn – wie sich gerade in der Corona-Krise wieder zeigt. Bis vor vier Jahren agierte die heute 24-Jährige noch als Siebenkämpferin, übernahm dann die Leitung der Leichtathletikabteilung mit rund 350 Mitgliedern.

Nach dem ersten Lockdown im März 2020 erstellte und verschickte Anne-Kathrin Kuhnhardt Trainingspläne, bei denen die jeweils geltenden Abstands- und Hygieneregeln berücksichtigt waren. Zusätzlich initiierte sie ab Herbst Fitness- und Athletikübungen als Online-Training. „Wir wollten unsere Sportlerinnen und Sportler nicht alleine lassen und eine bestmögliche Alternative bieten. Alleine ist die Motivation ohnehin nicht sonderlich groß“, sagt die Abteilungsleiterin, die selbst eine Trainingsgruppe Jugendlicher zwischen 13 und 18 Jahren betreut. Ihre Trainerlizenz hat die Sportwissenschaftlerin schon vor acht Jahren erworben.

Neue Herausforderungen auf gewohntem Terrain

Im November montierte sie dann sieben laminierte Zettel an sieben Parcours-Stationen im Eisenberger Stadtwald. „Gerade die Kinder sollten sich doch draußen weiter bewegen können, ohne Trainer. Die Stationen habe ich an Übungen angelehnt, die sie schon kannten. Auch die Strecke rund um den Trimm-Dich-Pfad ist für sie ein gewohntes Terrain“, erklärt Kuhnhardt. Eine Mischung aus Lauf-ABC, Hoch- und Weitsprüngen, Werfen und Kräftigungsübungen, was für die Leichtathletik von Nutzen ist.

Den Kindern und Jugendlichen, die weiter weg wohnen, sowie allen anderen Abteilungsmitgliedern stellte die 24-Jährige die Stationsbeschreibungen übers Smartphone zur Verfügung. „Eigentlich war der Plan, das nur über vier Wochen im November zu machen. Jetzt hängt das Papier schon ein halbes Jahr. Lange wird es wohl nicht mehr halten“, so Kuhnhardt schmunzelnd.

Im Februar setzte sie mit der „21-Tage-Challenge“ noch eins drauf: „Nach drei Monaten Online-Training ohne Wettkämpfe war die Motivation doch arg im Keller. Für jeden Tag gab es eine neue Herausforderung.“ Die Teilnehmer schickten Videos, die die Erfüllung der Aufgaben dokumentierten. Die Kinder und Jugendlichen haben sich somit den geplanten Ausflug im Sommer verdient, der Gesamtsieger erhielt einen Sonderpreis.

Seit drei Wochen herrscht auch im Waldstadion wieder reges Treiben. Die unter 14-Jährigen dürfen mit bis zu 20 Beteiligten kontaktlos trainieren, für die Älteren steht Stationstraining in Zweiergruppen an. „Ich konnte keinen Vereinsaustritt feststellen, im Gegenteil, es sind sogar ein paar Neue von anderen Vereinen dazugekommen“, freut sich Kuhnhardt. Ihr Engagement zahlt sich aus, und sie hofft sehr, im Sommer ein Sportfest ausrichten zu können. Denn trotz aller Bemühungen wird doch der Wettkampf schmerzlich vermisst.

Die Wahl zum Sporthelden

Zehn Kandidaten stehen zur Wahl und können „Donnersberger Sportheld der Corona-Krise“ werden. Von 6. bis 16. April stellen wir jeden Tag einen Kandidaten im Porträt vor. Die Texte sind auch auf der lokalen Facebookseite der RHEINPFALZ zu finden, verbunden mit einem Video, das jeden Verein genauer vorstellt. In der RHEINPFALZ-Ausgabe am Samstag, 17. April, werden alle Kandidaten noch einmal auf einer Übersichtsseite präsentiert. Diese Übersicht ist ab dann auch auf der Homepage der RHEINPFALZ zu finden, verbunden mit dem Aufruf zur Wahl. Denn diese startet ab 17. April. Online und per Coupons, wie bei der sonst üblichen Sportlerwahl, können Leserinnen und Leser dann bis Sonntag, 9. Mai, für ihren Lieblingsverein abstimmen. Die Helden werden mit Geldpreisen der Sparkasse Donnersberg und Greiner Schaltanlagen belohnt. Auch wer abstimmt, kann gewinnen: Die RHEINPFALZ verlost ein Tablet.
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