Donnersbergkreis Tiefsinn im Unsinn

Sprachgestalter und Pfalz-Poet: Michael Bauer im Haus Frank.
Sprachgestalter und Pfalz-Poet: Michael Bauer im Haus Frank.

«MARNHEIM.»Mit dem Kaiserslauterer Autor Michael Bauer, bestens bekannt durch seine literarische Kunstfigur „De klää Pälzer“, sind die 7. Donnersberger Literaturtage gut gestartet. Im voll besetzten Haus Frank in Marnheim erlebten die Zuhörer einen tiefphilosophischen Sprachgestalter und Mundart-Poeten besonderer Güte.

In Kaiserslautern geboren, in Herxheim ansässig – also allein schon von der Vita her mit der Region und ihren Menschen verbunden – bescherte Michael Bauer Wortwitz, Sprachjonglage und beste Unterhaltung, wobei Ironie und Satire nicht fehlten. Marnheims Ortschef Klaus Duwensee begrüßte die Gäste für den Heimatverein, Thomas Mayr freute sich, mit einem Glanzlicht der Region die Literaturtage eröffnen zu können. Und „de klää Pälzer“? Er gab die Komplimente zurück und stellte sein literarisches Schaffen in Gedichten und Geschichten vor, mal in Mundart, mal in Hochdeutsch, oft durchsetzt mit englisch-denglischen Ausdrücken, die den Superlativ einer geschilderten Situation oder Überlegung noch lautmalerisch klangvoll unterstützten. Vom „Mandelbliide-Blues“ über „De Palz er Innerschdes“ und zu 45-Sekunden-Krimis: der große Michael Bauer führte vor, wie unterhaltend und anspruchsvoll zugleich pfälzische Dichtkunst sein kann. Als Autor für das Herxheimer Chawwerusch-Theater, als Rundfunk-, Fernseh-, Buch- und Zeitungsautor erschrieb sich Bauer zahlreiche Auszeichnungen und große Anerkennung. Denn nicht nur das Wie, sondern auch das Was geht bei Bauer unter die Haut. Ob er Shakespeare-Sonette ins Pfälzische übersetzt oder von der „Gaulsworscht am Betze“ erzählt: Er hat einen scharfen Blick auf das Menschliche. Dabei geht seine eindringliche Vortragsweise unter die Haut und fordert immer wieder konzentriertes Zuhören. Er liebt das Sprach- und Silben-Kauderwelsch mit Tiefgang, so heißt eines seiner Bücher, aus dem er vorträgt, bezeichnend „Plauderwelsch und Pfalzgezeter“. Die Pfälzer Gemütlichkeit schätzt er, doch warnt er auch gleichzeitig davor, wie schnell es bitter und böse werden kann, wenn die Gemütlichkeit angekratzt wird. „Die Pfalz hat auch ihre dunkle Seite, ein bisschen so wie Österreich! Jo, allerhopp, als Dichter darf mer doch aa mol etwas Provozierendes saache!“ Bauer schreibt Gedichte und Texte mit Widerhaken, schlägt locker den Bogen von Goethes Liebe in Sessenheim zum elsässischen Atomkraftwerk in Fessenheim, ist nach dem Studium „schaffe gang“ in die Tintenfabrik und erzählt eine daraus resultierende charmante Liebesgeschichte von der roten Liebestinte. Er hat das Publikum ganz auf seiner Seite, ist einer von „uns“ und doch kritischer Beobachter, bezeichnet sich als frommer Mensch, der sehr blasphemische Texte verfasst. Ja, abgedreht seien seine Texte oft, und er belegt das mit „Bonjour, bonjour“, einem deutsch-französischen „chansoniellen Liebesliedgesang“. Um Gott und Götter geht es, um den „Hinnerpälzer Sysiphos“ oder den Pälzer Prometheus, der den Göttern das Feuer geklaut hat, bis zu einem merkwürdigen grummeligen Donnersberggedicht. Dada lässt grüßen, herrlicher Sprach-Klang und gelungenes lautmalerisches Spiel mit Sinn- und Nonsens-Silben. „Können Sie so was noch vertragen?“ fragt der Autor und Vortragskünstler Bauer sein Publikum. Natürlich können sie, weiter geht es mit Tiefsinn im Unsinn und mit ausgelassener Freude an der Sprache und dem Formulieren und dem sprachlichen Gestalten. Freundlich die Erinnerung an Susanne Faschon, die nicht nur in ihren Gedichten, sondern auch in den Literaturtagen durch den nach ihr benannten Preis für junge Autoren weiterlebt. Das erfreut auch Literaturtage-Organisator Thomas Mayr, dem die schreibende und lesende Jugend am Herzen liegt und der wichtige Informationen zu den weiteren Veranstaltungen der Literaturtage gibt. Michael Bauer kann nicht nur mit seinen Gedichten begeistern, auch seine Erzählungen sind gelungen und machen Freude auf seine Lesung im Herbst im Blauen Haus auf dem Weierhof, wo er aus seinem ersten großen Roman „Dutschky“ lesen wird. Ohne Zugabe lässt das aufmerksame Publikum den Gast nicht gehen, der noch seine Erzählung „Gothic Nonsense“ nachlegt. Gern wurde Michael Bauer langanhaltender Applaus gespendet und als Dankeschön dazu ein Zellertaler Tropfen.

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