Donnersbergkreis „Tiefe und aktive Freundschaft“

Ein kräftiger Hauch von Afrika wehte am Montagabend durchs Kreishaus, als der Chor von IGS und Realschule Eisenberg (Leitung: Ulrich Dörr) beim kenianischen „Djambo Bwana“ so richtig aus sich herausging und die sechs ruandischen Studenten aus Kaiserslautern mit ihren Trommeln den Saal des Kreishauses erbeben ließen. Es war der Schlusspunkt des Festaktes zum 20. Jubiläum der Partnerschaft des Kreises mit Rutare/Gicumbi in Ruanda.

Es war auch der Abschluss des einwöchigen Besuchs, der Jean Baptiste Bizimana und seine Frau Agathe Mukamunana in viele Einrichtungen, Betriebe und an touristische Stationen in Kreis und Region geführt hat. Bizimana war als Bürgermeister von Rutare und später Senator in Kigali von Anfang an der ruandische Repräsentant der Partnerschaft und ist es noch als ehrenamtlicher Beauftragter des Distriktrates der Partnerregion Gicumbi, dem er angehört. Werner würdigte ihn im bis auf den letzten Platz besetzten Sitzungssaal des Kreishauses als Freund, als Anker der Partnerschaft und Gewährsmann dafür, dass die Spendenmittel aus dem Kreis vor Ort bis auf den letzten Cent gut angelegt würden. Werner erinnert an die inzwischen 19 Hilfsprojekte des Kreises. „Wir waren von Anfang an für Schulen engagiert“, nannte er einen Schwerpunkt der stets vom Land aufgestockten Spendensammlungen. Im Jubiläumsjahr hat sich der Donnersberger „Freundeskreis Ruanda“ nun die Unterstützung einer Frauenkooperative vorgenommen, die erfolgreich Stoffhüllen für Strohmatratzen herstellt sowie Landwirtschaft betreibt und nun ein Erntelager, ein Büro und einen Versammlungsraum benötigt. Dank zollte Werner Rudolf Franzmann als einem der Väter der Partnerschaft, ebenso Manfred Schäfer für seine Initiativen und die Betreuung vieler Schülerpatenschaften, Gundula Nakfour, bei der im Kreishaus die Fäden der Jumelage zusammenliefen, sowie dem Göllheimer Ehepaar Monden, bei dem Bizimana und seine Frau in der letzten Woche untergebracht waren und „am Leben einer pfälzischen Familie teilnehmen konnten“. „Wir feiern heute eine aufrichtige, tiefe und aktive Freundschaft zwischen unseren beiden Bezirken“, sagte Bizimana in seiner auf Französisch gehaltenen, in Übersetzung ausliegenden Ansprache, verbunden mit dem Dank für die Projekte, die dazu beigetragen hätten, „die Lebensqualität der Bürger des Distrikts Giti und Rutare entscheidend zu verbessern“. Bizimana betonte den aus Freundschaft, Solidarität und Austausch gewobenen Geist der Partnerschaft, der indes in der jüngeren Generation seines Landes oft hinter dem Interesse an unmittelbarer materieller Unterstützung zurücktrete, räumte er ein und bekräftigte dagegen die immateriellen Werte, die das gemeinsame Handeln der letzten 20 Jahre geprägt hätten. Dafür müsse die jüngere Generation gewonnen werden. Bizimana brachte aus Giti und Rutare die Bitte zweier Schulen um Partner in der Region mit. Bereits mit einer Schule in Ruanda „verpartnert“ ist die Grundschule Kerzenheim, deren Leiterin Kerstin Becker beim Festakt 1700 Euro aus jüngsten Aktivitäten der Schule an Bizimana übergab. Bizimana sprach auch den Bedarf des Gesundheitszentrums in Rutare an einem Ultraschallgerät zur Untersuchung schwangerer Frauen an. Deutlich wurde in seiner Ansprache die große und dankbare Beachtung, die die von Manfred Schäfer organisierte Bürgerreise vor Ort gefunden hat, die letztes Jahr 16 interessierte Donnersberger in die Partnerregion führte. Richard Auernheimer, Präsident des Partnerschaftsvereins Rheinland-Pfalz/Ruanda, würdigte die Pionierarbeit des Kreises, vor allem aber, dass der Kreis sich nach der schlimmsten Zeit der ruandischen Geschichte, dem Genozid 1994, dieser Aufgabe zugewandt habe. „Das war nicht selbstverständlich“, so Auernheimer. Er sah aktuell großen Bedarf bei der beruflichen Bildung. „Wir brauchen Handwerksmeister, Praktiker, Senior-Experten, die in Ruanda aufbauen helfen“, sagte er und warb auch bei Unternehmen, sich zu melden, wenn sie etwas anbieten könnten. Solche Kontakte seien auch bei Bizimanas Besuch geknüpft worden etwa mit einem Unternehmen in Frankenthal, mit dem Möglichkeiten einer dezentralen Stromversorgung diskutiert worden seien. Eingebettet in die Reden und die Lieder des Schulchores und der ruandischen Trommler unterzeichneten Bizimana und Werner eine Urkunde zur Bekräftigung der Partnerschaft, feierlich eingeleitet von der ruandischen und abgeschlossen von der deutschen Nationalhymne, gesungen von den Eisenberger Schülern. In seinem Schlusswort erinnerte Manfred Schäfer, Werners Stellvertreter im Vorstand des Freundeskreises, an bewegende Eindrücke der Ruanda-Reise, an die Erfolge der „Graswurzel-Partnerschaft“, in der kleine Summen für wichtige Anschubfinanzierungen gesorgt hätten. Nun bestehe der Wunsch nach mehr Begegnung mit dem von Bizimana formulierten Ziel, dass dereinst nicht mehr unterschieden werde zwischen schwarzen, weißen und andersfarbigen Menschen. (bke)

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