Donnersbergkreis Tüftelei an der „Zeitmaschine“

Reinhard Geller, Carmen Stahlschmidt und Motz Tietze (von links) bauen an der „Zeitmaschine“.
Reinhard Geller, Carmen Stahlschmidt und Motz Tietze (von links) bauen an der »Zeitmaschine«.

„Das Zahnrad hat zu viel Spiel“, analysiert Uli Lamp. Im Eisenberger Landschaftspark Friedrich von Gienanth ist der Maler und Bildhauer aus Weitersweiler gerade dabei, mit Künstlerkollegen eine Art „Zeitmaschine“ mit viel Mechanik zu bauen. Mit dem Gemeinschaftswerk, das noch mit einem Dutzend Reliefs zum Thema des Kultursommers Rheinland-Pfalz „Industriekultur“ ergänzt wird, soll das letztjährige Symposium unter dem Motto „Der Park lebt“ fortgesetzt werden.

Die metallene „Maschine“, die die lange Geschichte des Bergbaus und der Eisenverarbeitung darstellen soll, hat eine Höhe von 2,40 Meter, ist 1,75 Meter breit und 90 Zentimeter tief. Die laut dem Mannheimer Künstler Motz Tietze „mit großzügiger und unkomplizierter Unterstützung durch die Firma Langhammer“ selbst gebauten Hauptbestandteile sind zwei große Zahnräder, deren Stifte in die zu ihnen im 90-Grad-Winkel stehenden Stäbe von zwei Trommeln greifen und diese dadurch drehen. Dabei werden dann auch zwei sechseckige Säulen mit den zwölf plastischen Bildern rotieren. Angetrieben werden soll das Ganze über ein Schneckengetriebe, das vom Betrachter der Statue manuell in Gang gesetzt wird, wie Tietze erläutert. Die Reliefs werden – kostenlos – in der Lehrwerkstatt von Gienanth gegossen. Dafür müssen die Gussformen, allesamt aus Gips, exakt 50 mal 50 Zentimeter groß sein. „Auf jeder sind zwei Motive. Wir halbieren sie dann, bevor wir sie an die Säulen montieren“, sagt der Zellertaler Reinhard Geller, Zweiter Vorsitzender des Kunstvereins Donnersberg. Er betont, dass die Eisengießerei das Projekt auch darüber hinaus unterstützt, etwa durch Beratung und das Spenden von Metallteilen. Stadtbürgermeister Adolf Kauth (FWG) habe wieder dafür gesorgt, dass Privatleute Mittagessen und Kuchen spenden. „Die geben sich viel Mühe. Das Essen ist sehr lecker“, meint Tietze. Carmen Stahlschmidt hebt einen persönlichen Vorteil des Symposiums hervor: „Ich lerne hier sehr viel hinsichtlich des Umgangs mit Metall.“ Die Oppenheimerin, die hauptsächlich Tonskulpturen macht, zieht zudem ein positives Resümee hinsichtlich der sehr engen Zusammenarbeit der Künstler: „Das bedarf zwar viel Planung, aber es klappt gut.“ Es gebe immer wieder Diskussionen, erzählt Tietze, der die Auseinandersetzungen mit verschiedenen Vorstellungen aber als einen wichtigen Prozess ansieht. Abgestimmt werden mussten auch – zumindest grob – die Motive der Reliefs. Die Gussformen sind dann aber von den Künstlern individuell gestaltet worden. Stahlschmidt hat sich bereiterklärt, zwei anzufertigen. Sie hat rennende Pferdebeine und den Schnitt durch einen Motorblock kombiniert, um „PS“ zu symbolisieren, und die geheimnisvolle Zeichnung auf manchen Schmetterlingsflügeln mit QR-Codes in Verbindung gebracht. Auf ihrer anderen Arbeit stehen Undine und ein Fisch für das Element Wasser sowie der Titane Prometheus mit einer Fackel für das Feuer. Ganz dem Feuer gewidmet hat sich Uta Schade aus Niederkirchen. „Weil es für die Industrie so wesentlich ist“, begründet die Bildhauerin, die gerade an einer großen Unterlegscheibe feilt. Zu sehen sind auf ihrer Form ein bewegtes Flammenmeer, in dem sich Figuren abzeichnen, sowie Phönix, der sich aus der Asche erhebt. Einstein`sche Feldgleichungen aus der Allgemeinen Relativitätstheorie sind unter anderem neben dem Gott der Zeit Cronos, einem Totenkopf und einer Schnecke auf der Form von Reinhard Geller auszumachen. Tietze hat Bionik thematisiert und das natürliche Vorbild der nachgeahmten Technik gegenübergestellt. Um die Bewegung des Rades – erst mit Hilfe von Ochsen, später dann durch Transmissionsriemen – geht es auf Lamps Relief. Stahlschmidt jubelt. „Es funktioniert!“, ruft sie und zeigt auf die „Zeitmaschine“. Das Problem der ruckelnden Kraftübertragung vom Zahnrad auf die Trommel ist nach langer Tüftelei gelöst. Reinhard Geller würde sich über mehr Interesse der Bevölkerung freuen. Er erinnert sich, dass im vergangenen Jahr „deutlich mehr Besucher“ die Arbeiten im Gienanth-Park angeschaut hätten. SYMPOSIUM Das Künstlersymposium „Der Park lebt II“ unter dem Motto „Eisenberge – Eisenzeiten“ kann noch heute, Mittwoch, besucht werden, sowie Donnerstag, 27., bis Samstag, 29. September, jeweils ab 9 Uhr bis zum Abend. Am letzten Tag findet ab 18 Uhr eine Multimedia-Performance unter dem Titel „Park in the Dark“ statt. Kontakt: Reinhard Geller, Telefon 06355/989411, E-Mail: rgeller@die-tonaufnahme.de.

x