Donnersbergkreis Rathaus wird Theaterbühne

91-76888228.jpg

HARXHEIM. Das alte Harxheimer Rathaus wird mehr und mehr zum Kulturraum im Zellertal. Dank der aktiven Einsätze der Mitglieder des Kulturvereins „Bürger für Bürger“ unter Leitung seines Vorsitzenden Walter Bissinger hat sich die gute Stube im Rathaus nicht nur als Standesamts-Außenstelle, sondern auch als kleines Kulturzentrum etabliert – das jetzt um eine Facette erweitert wird: Es wird zur Außenstelle des „Theader Freinsheim“ im Casinoturm, das unter Leitung von Anja Kleinhans seit 2007 große Erfolge feiert.

Klein, aber fein: Das ist in Freinsheim die Devise, die jetzt auch in Harxheim gelten soll. Die Schauspielerin und Theater-Allrounderin Anja Kleinhans hat das Metier von der Pike auf gelernt. Geboren ist sie in der Pfalz, ging nach der Schule nach Berlin, wo sie am Europäischen Theaterinstitut ausgebildet wurde. Viele Jahre spielte sie an Bühnen in ganz Deutschland, doch die Familienplanung, besser gesagt die Zusammenführung, geschah dann wieder in der Pfalz. Ihr Mann arbeitet als Requisiteur an der badischen Landesbühne in Bruchsal, der Freinsheimer Stadtmauerturm suchte eine neue Bestimmung und Sohn Pawel (7) will auch gut versorgt werden. So kam Kleinhans an ihr eigenes Kammertheater, das sie erfolgreich in Freinsheim etablierte. Jetzt hatten die Harxheimer ja bereits Erfahrung in ihrem Rathaus mit unterschiedlichen Gästen. Die Idee, es mit Theater zu versuchen, kam Walter Bissinger bei einem Besuch im Turmtheater. Als sich dann noch herausstellte, dass Kleinhans die Tochter eines Sandkastenfreundes war und ihre schauspielerische Leistung überzeugte, nahm Bissinger Kontakt mit der Künstlerin auf. Der Ortstermin in Harxheim folgte, die Absprache mit dem Vereinsvorstand war nur noch Formsache, denn die Theaterfrau und die Platzgeber waren sehr voneinander angetan. Die Örtlichkeit überzeugte sie vollends, und so nahm das Theader-Programm für Harxheim Gestalt an. Nein, das „d“ in der Schreibweise ist kein Tippfehler, sondern Programm. Mundart spielt eine große Rolle, aber alles mit Tiefe und Herz. „Ich will echt sein, keine Show abliefern, vordergründig unterhaltend und zugleich tiefgründig wirken mit guter Schauspielkunst“, so beschreibt Kleinhans ihr Theaterleben. Viele ihrer Stücke hat sie selbst adaptiert, für ihr „Theader“ inszeniert und umgeschrieben, sie spielt sie allein, mit ein oder zwei Kollegen, führt Regie und ist dankbar, dass in Harxheim Bissinger und seine Truppe vom Bürgerverein unterstützen. Acht Stücke soll es in 2016 geben, der erste Zimmertheaterabend ist bereits ausverkauft, es besteht eine Warteliste. Da schwappte der gute Ruf von Freinsheim ins Zellertal und die Tatsache, dass der Bürgerverein bis dato seine Gäste mit seinem Angebot noch nie enttäuscht hat. Am 28. Januar ist Harxheimer Premiere mit Saint-Exupèrys „De kläne Prinz – uff pälzisch“. Zusammen mit ihrem Schauspieler-Kollegen Christian Birko-Flemming wird Kleinhans in die Fantasiewelt des kleinen Prinzen eintauchen und die liebenswerten Figuren und Dialoge, die die romantische Hauptfigur mit dem in der Wüste havarierten Piloten führt, zum Leben erwecken. „Jeder hat doch den kleinen Prinzen und den Piloten in sich, die schöne Geschichte noch in der urtümlichen Sprache berührt das Herz“, sagt die Schauspielerin. Am 25. Februar gibt es wieder „Theader im Rathaus“, so soll die Harxheimer Bühne heißen. „Balladenzeit“, so der Titel des Abends, bringt Geschichten, Gedichte und Lieder rund um die Liebe, die Freundschaft, den Mut und das Leben. Auch hier laufen die Vorbestellungen bei Bissinger schon auf Hochtouren, die 40 Plätze im Rathaus füllen sich schnell. „Wir hoffen natürlich für uns und vor allem für unsere Anja Kleinhans, dass das bei jeder Vorstellung so sein wird“, sagt Bissinger, der mit seiner Truppe den Rathaustreff 2016 bereits durchorganisiert hat. Vom Strickabend übers Kräuterseminar, orientalische Märchenstunde mit Musik und Zauberei bis zum gemütlichen Vorweihnachtstreff: Das Programm steht. Hinzu kommt das Theater. Am 17. März heißt das Stück „Schädelstätte – Oder: Die Bekehrung der Heiligen Maria“, es handelt vom letzten Gespräch der Heiligen Maria mit dem am Kreuz hängenden Jesus. „Das ist ein humorvoll-provokanter und zutiefst irdischer Mutter-Sohn-Konflikt, den Andreas Erdmann geschrieben hat“, so Kleinhans. Im April kommt mit „Emmas Glück“ die ungewöhnliche Geschichte einer ungewöhnlichen Bäuerin, im Mai mit „Mein Lebtag“ ein Stück deutsche Geschichte und zugleich eine sinnliche Hommage an eine alte Frau, die Fitzgerald Kusz geschrieben hat. Dann ist erst mal Sommerpause, bevor es im Oktober weitergeht. „Wenn es mir gelingt, die Zuschauer zur Tiefe zu verführen, das Leben mit Lachen und Weinen zu zeigen, vor allem mit Lachen, so dass man es gar nicht mitbekommt, wenn es tiefgründig wird, dann habe ich mein Ziel erreicht“, erklärt die engagierte Theaterfrau. Bissinger ist die Anlaufstelle für das Programm, den Vorverkauf, die Reservierungen. Infos und Karten gibt es unter 06355 1206, mobil unter 015776084347 und per Email unter w.bissinger@lichtbruch.de.

x