Bolanden Polka ’n’ Roll mit Hiss im Blauen Haus in Bolanden

Hatte fast nur deutsche Titel im Gepäck: Die Band Hiss erzählte auf humorvolle Art und Weise vom Rauf und Runter des Lebens.
Hatte fast nur deutsche Titel im Gepäck: Die Band Hiss erzählte auf humorvolle Art und Weise vom Rauf und Runter des Lebens.

Zum 25-jährigen Jubiläum präsentiert die Band Hiss am Samstagabend im Bolandener Blauen Haus einen Querschnitt aus ihrem kreativen Repertoire. Mit ihrem Polka ’n’ Roll besetzt die Band erfolgreich eine Nische, die ihres Gleichen sucht.

Wenn Mundharmonika und Akkordeon auf E-Gitarre, Schlagzeug und Bass treffen, wippen die Füße, Oberkörper schwingen und vereinzelt wird getanzt. Die Polka beschwingt, immer wieder erntet die Band spontanen Applaus, besonders wenn einzelne Instrumente hervorstechen.

Das Mundharmonika-Solo von Michael Roth geht unter die Haut. Dass hier ein wahrer Profi am Werk ist, erkennt man auch daran, dass an seinem Mikrofonständer eine lange Tasche hängt, in der sich ein Dutzend dieser Instrumente befinden. Während des Konzerts wechselt der Musiker sie fast unbemerkt, um die volle musikalische Bandbreite darbieten zu können. Nicht weniger beeindruckend ist das Gitarrensolo von Joscha Brettschneider. Mit seiner hellblauen Fender Jaguar sorgt er für authentische und vor allem sehr rockige Sounds, allseits bekannt aus den 1960er und 1980er Jahren.

Vom Blues-Rock zum Polka ’n’ Roll

Der musikalische Ursprung der Band liegt im Blues-Rock und Hiss haben es geschafft, das Akkordeon und die Mundharmonika erfolgreich in diese Klangwelt hineinzumischen. Polka gepaart mit Rock klingt einmalig und die Musik kommt erstaunlich modern daher. Hinzu gesellt sich noch der Humor, der zumeist in den Songtexten verarbeitet ist und besonders bei der Anmoderation der Titel zum Vorschein kommt. Stefan Hiss sorgt immer wieder für garantierte Lacher und Heiterkeit im Publikum. Die zwischendrin liebevoll erzählten Anekdoten sind voller Ironie und so erfährt das Publikum ganz nebenbei, dass eine Gardine während der Pandemiezeit doch kein adäquater Ersatz für nicht mehr vorhandenes Klopapier ist.

Nach den Lachern beflügelt der knackige Gesang von Stefan Hiss die Gäste, während er mit großer Leichtigkeit seine Finger über das Akkordeon gleiten lässt. Die Liedtexte sind überwiegend deutsch, erzählen aus dem Leben und klingen amüsant. Bei „Das Leben ist ein Rodeo“ singen die Gäste selbstsicher den Refrain mit und es hört sich beinahe so an, als spiele die Musik aus einem Westernfilm. Der spanisch gesungene Titel „Si No Me Quieres No Me Engañes“ („Wenn du mich nicht liebst, betrüge mich nicht“) aus dem Album „Südsee, Sehnsucht und Skorbut“ lässt dagegen wahres Urlaubsfeeling aufkommen. Stefan Hiss, Michael Roth und Joscha Brettschneider singen den Refrain im Trio und im Saal wird dazu geschunkelt. Der Cover-Titel ist eine absolute Ausnahme, alle anderen Stücke sind ausnahmslos selbst gemacht. Der spanische Titel kommt dennoch sehr gut an und da verwundert es auch nicht, dass am Konzertende die Fans neben den Hiss-Alben auch nach Platten von „Los Santos“ fragen, einem weiteren Bandprojekt von Stefan Hiss im mexikanischen Stil.

Kerzenlicht und ein Glas Wein

Man merkt, dass sich unter den Gästen zahlreiche Fans befinden, die die Band schon eine Zeit lang kennen. Manch einer ist von weit her angereist um Hiss hautnah zu erleben. „Ein super Abend“, konstatiert Christian Buchert aus Plankstadt, der seit Anfangszeiten die Musik kennt, „aber der Band hätte ich ein größeres Publikum gegönnt“.

Coronabedingt scheinen einige Fans geschlossene Räumlichkeiten zu meiden, dennoch wirkt der Saal gut gefüllt, kaum ein Sitzplatz bleibt frei. Ein Teil der Bestuhlung ist um die runden Tische angereiht, darauf flackert romantisch das Kerzenlicht und daneben steht zumeist das Glas Wein. Die Gäste lieben die Gemütlichkeit und nehmen auch gerne die hinteren Sofas als Sitzgelegenheit an. Und damit jenes Wohlfühlambiente auch gänzlich erhalten bleibt, zündet Gustav Herzog in der Pause kurzerhand die Kerzen auf den Tischen an. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete bringt es auf den Punkt: „Die Musik macht einfach großen Spaß, der Alltag ist schon ernst genug.“

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