Donnersbergkreis Mit tiefen Stimmen für den guten Zweck

Marienthal. Er ist nach eigenen Angaben der älteste, noch bestehende Jägerchor Deutschlands. Seit 57 Jahren gibt es den Jägerchor Donnersberg. Etwa 20 Herren aus der Region treffen sich jeden Mittwoch im Marienthaler „Schwalbennest“ zum Singen. Ein Probenbesuch.

Gesucht: Männer jeden Alters, die Spaß am Singen haben, motiviert sin, wöchentlich zu proben, und dazu vielleicht noch naturverbunden. Noten lesen? Gesangsausbildung? Nicht erforderlich. Beim Jägerchor Donnersberg geht es vor allem um die Freude an der Musik „und um die Kameradschaft“, betont Erhard Reiß, Erster Vorstand des Chores. „Bei uns gibt’s kein Sie!“ Die Männer duzen sich, arbeiten in harmonischer Atmosphäre an den Liedern. In ihren grünen Polo-Shirts mit dem Muffelwidder als Chorwappen sitzen sie auch gerne noch gemütlich zusammen – aber natürlich erst nach getaner Probenarbeit. „Nordpfälzer Berge, Nordpfälzer Wein. Heimat ich grüße dich, Heimat am Rhein.“ Aufmerksam schauen die 14 Sänger zum Dirigenten. Alle singen auswendig, wechseln vom Einstimmigen ins Mehrstimmige. Die Lagen Tenor und Bass sind jeweils zweistimmig besetzt. Das ist durchaus anspruchsvoll und trotzdem: Es reiche, „wenn einer ein klein wenig musikalisches Gehör hat“, sagt Christian Osterwinter, zweiter Vorstand. Den Jägerchor Donnersberg gibt es seit 57 Jahren. Als 2008 die Chorgemeinschaft Rockenhausen aufgelöst wurde, kamen einige neu Sänger dazu. Denn Jäger zu sein, ist keine Voraussetzung, auch wenn das auf die Hälfte der Besetzung im Jägerchor zutrifft. Sie kommen aus Börrstadt, aus Gauersheim, Gonbach, Katzenbach und Rockenhausen, aus Sippersfeld, Stahlberg, Steinbach, Würzweiler. Gerne erzählen sie auch vom „Gasse-Erich“. Ein ehemaliger Mitsänger, Straßenbau-Ingenieur, der jeden Mittwoch extra aus Ulm zur Probe anreiste. „Ein Lied geträllert – darüber vergisst man viel“, sagt Osterwinter über seine Motivation. Alle zwei Jahre fahren sie zum Bundestreffen der Jägerchöre, das von den Donnersbergern begründet wurde. 2015 geht es dazu nach Templin. Fünf andere Chöre aus ganz Deutschland werden sie dort treffen und gemeinsam Musik machen. Abseits von Chorwappen und grünen Hemden findet sich die Jagd auch im Repertoire wieder. „Lieder vom Wald, von der Jagd, von der Heimat“ singen sie, wie Dirigent Stefan Weber sagt und betont, dass interessierte Sänger gern auch mal projektbezogen reinschnuppern können. Bald werde für das Weihnachtskonzert geprobt. Die Vorfreude darauf ist groß, gleichermaßen die Sorge um die Zukunft des Ensembles. Die Sänger im Jägerchor Donnersberg sind zwischen 70 und 90 Jahre alt, der älteste 92. Der Nachwuchs fehlt. Zu wenig singbegeisterte Männer – ein Problem, das es nicht nur im Donnersbergkreis gibt. „Die Tradition ist zunehmend weniger attraktiv“, sagt Nora Friedel, Mitarbeiterin der Pressestelle beim Deutschen Chorverband. Jungen Sängern gehe es vor allem um Qualität, um die Programmauswahl. Es gebe außerdem ein Stadt-Land-Gefälle. Während es in Großstädten Chöre aller Art und viele kulturbegeisterte Menschen gebe, sei das Problem auf dem Land größer. Doch der Jägerchor Donnersberg gibt nicht auf und probt zur Zeit für das erste Herbstkonzert der Chorgeschichte. Sie singen zugunsten der Hochwasseropfer im Moscheltal, sind überhaupt seit Jahren regelmäßig im Einsatz für den guten Zweck – und das soll noch lange so bleiben. (rxs)

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