EISENBERG Koch-Projekt statt Schüleraustausch

Bereit für Sina Grafs Koch-Projekt: Schüler Noah Monz.
Bereit für Sina Grafs Koch-Projekt: Schüler Noah Monz.

Täglich vor dem Computer sitzen, statt die Schule besuchen zu dürfen. Das ist derzeit der Alltag von Schülern in Deutschland, die online beschult werden. Dass digitaler Unterricht aber auch mal ganz anders gehen kann, also kulinarisch – das erleben heute 18 Schüler der IGS Eisenberg. Ihre Französischlehrerin Sina Graf kocht mit ihnen.

Lehrerin Sina Graf hat sich für ihre Schüler der siebten und achten Jahrgangsstufe zum Deutsch-Französischen-Tag etwas Besonderes einfallen lassen. Eigentlich findet um diesen Tag, der an den am 22. Januar 1963 unterzeichneten Elysée-Vertrag erinnert und eine neue deutsch-französische Freundschaft einleitete, ja immer der Schüleraustausch statt. Das geht diesmal natürlich nicht: Corona! Und so will die 36-Jährige stattdessen mit ihrem Koch-Projekt nicht nur das Interesse am Fach Französisch wecken, sondern ihren Schülern auch eine andere Kultur näher bringen und somit für Toleranz werben. „Das brauchen wir tagtäglich an der Schule“, sagt Graf.

Die IGS Eisenberg hat die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und genau mit so einem Projekt lasse sich das Thema gut vermitteln. Zudem möchte Graf für das Schulfach werben und erklärt: „Fernab von den Dingen, die man aus dem Französischunterricht von früher kennt, ist dies heute einer anderer Unterricht. Es zielt eher darauf hinaus, den Schülern interessante Dinge mitzugeben, die sie sich auch für später merken können.“

Intensive Auseinandersetzung mit der Sprache

Sich intensiv mit der Sprache auseinanderzusetzen, um sich beispielsweise bei einem Austausch gut verständigen zu können und im Ausland gut zurechtzukommen, sei ein wichtiger Aspekt. „Es ist wichtig, dass wir uns viel mit der Sprache beschäftigen und dies machen wir auch mit solchen Projekten.“ Graf ist sich sicher, dass die Schüler im Vergleich zu zwei Schulstunden Französisch sich eher an diese Online-Aktion erinnern werden und somit etwas für sich mitnehmen können.

Der 13-jährige Noah Monz aus Eisenberg ist einer der Schüler, die heute eine französische Quiche und die schwäbische Süßspeise Ofenschlupfer zubereiten wird. Die Zutaten, welche über den Förderverein der Schule bezahlt wurden, hat Graf besorgt und in Tüten verpackt. Jeder Schüler konnte diese vor dem „gemeinsamen“ Kochen abholen. Noah, der seine Tüte bereits einen Tag vor dem Koch-Projekt erhalten hat, ist begeistert: „Das ist mal etwas anderes und ich finde es super. Ich koche gerne, beispielsweise mach ich Crêpes und das Fach Französisch mag ich auch.“

„Eine klasse Idee“

Gedacht sei, dass die Schüler ohne Hilfe der Eltern die Gerichte zubereiten und unter Anleitung von Lehrerin Graf, die in ihrer Küche zuhause natürlich selbst alles zeigen wird, in Kontakt mit ihren Schützlingen steht. Es könnten auch mündlich Fragen gestellt werden, erzählt Graf, die ihre Schüler darum gebeten hat, ihre Mikrofone an den Geräten einzuschalten. Dass Noah sich an dem freiwilligen Projekt beteiligt, finden seinen Eltern prima. „Das ist mal etwas Außergewöhnliches, eine klasse Idee und es bietet Abwechslung“, sagt Nicole Monz. Schön sei auch, dass die Kinder dies allein machen könnten und dank des Online-Unterrichtes mit Graf verbunden seien.

Und wer räumt die Küche im Anschluss auf? „Das mache ich auch“, sagt Noah lachend. Doch nicht nur für die Schüler ist dies ein besonderer Online-Unterricht. Zwei Lehramtsanwärter, die Graf im Fach Französisch betreut, werden vor dem praktischen Teil in das kulinarische Projekt einführen und Geschichtliches zum Deutsch-Französischen-Tag erzählen.

Zur Sache: Deutsch-Französischer-Tag

Der Deutsch-Französische Tag wurde anlässlich des 40. Jahrestages des Elysée-Vertrages im Jahr 2003. Seitdem findet er jährlich am 22. Januar statt und erinnert an die Freundschaft der beiden Nachbarländer. Vor allem an Schulen und Bildungseinrichtungen werden Veranstaltungen organisiert, die den Jugendlichen die Geschichte näherbringen und gleichzeitig für Toleranz und gegen Rassismus werben sollen. Zudem sollen Schülern Infos über Austauschprogramme, Studienmöglichkeiten und berufliche Perspektiven im Nachbarland aufgezeigt werden. Auch Geschichtliches zum Elysée-Vertrag wird vermittelt. Dieser 1963 deutsch-französische Freundschaftsvertrag wurde von Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle unterzeichnet, um zu bekräftigen, dass nach Ende des Zweiten Weltkrieges aus Feinden nun Freunde werden.

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