Donnersbergkreis Keine Spur von Gerda

Wo ist Gerda? Die lebensgroße Kuhattrappe, die neun Jahre lang an der Wormser Straße in Wachenheim zu einer Art Wahrzeichen geworden ist, ist seit Wochen spurlos verschwunden.

Nachdenklich und ein klein wenig traurig wirken Gerda Hoffmann, aktive Vorsitzende des Frauenbundes Wachenheim-Mölsheim, und ihr Mann Richard, der seit Jahren begeisterter Sammler von Milchkännchen und von Kuhnachbildungen im Kleinformat ist. Über den Verlust von Gerda tröstet sie derzeit eine von ihren Enkeln im Kindergarten liebevoll gebastelte Ersatzkuh „Gerda“ aus Pappe hinweg, die im Esszimmer einen Stammplatz gefunden hat. An ein Wiederauftauchen des Originals glauben beide nicht mehr so recht. Ursprünglich, so Richard Hoffmann, begrenzte er seine Sammelleidenschaft auf alle möglichen Formen von Milchkännchen. Später hat sie sich auf Kuhnachbildungen im Kleinformat erweitert. Dabei zeigt er voller Stolz auf die vollgepfropfte Vitrine mit seinen bunten Schätzen. Seine Begeisterung für die bunt bemalten Kühe fand ihren Höhepunkt nach einem Zürich-Besuch 1998. Denn da konnte er im Rahmen der Aktion „Land in Sicht – auf nach Zürich“ gut 300 naturgetreue und bunt bemalte Kuhmodelle aus Fiberglas bestaunen, die von verschiedenen Künstlern bemalt und an unterschiedlichen Gebäuden wie Banken, Versicherungen, Hotels und Restaurants ausgestellt und über eine Versteigerung zu erwerben waren, allerdings zu für ihn horrenden Preisen. Jedoch ließ ihn seitdem der Wunsch, eine lebensgroße Kunststoffkuh zu erwerben, nicht mehr los. Und zu seinem 60. Geburtstag ging der Wunsch in Erfüllung, denn er konnte über das Internet zu einem moderaten Preis gleich zwei gleiche Kuhattrappen erwerben, wovon er eine seiner Tochter Petra in Ilvesheim schenkte, die dort seitdem auf deren Balkon einen festen Platz innehat. Da auf der Wormser Straße (B47) bereits ein Landkarren stand, erschien Hoffmann eine Verbindung seiner Kunststoffkuh mit diesem Gefährt zu einem bäuerlichen Gespann als geeigneter Standort, um seine zunächst namenlose Neuerwerbung optisch gut zu präsentieren, auch wenn diese Stelle nicht direkt gegenüber seinem Anwesen lag. Im Laufe der Jahre wurde das bäuerliche Stillleben für Durchfahrende zum Blickfang, zu einem nicht mehr zu übersehenden Treffpunkt für Fremde und Einheimische, teils zu einem Fotomotiv und insbesondere für Hoffmanns Hofladen für Winzerprodukte zu einer für jeden Kunden gut erklärbaren und sichtbaren Standortbeschreibung. Neun Jahre lang hat also das Ensemble Wind, Wetter und auch mancher unsanften Berührung getrotzt, auch wenn zwischenzeitlich laut Hoffmann immer wieder mal Nachjustierungen, kleinere Reparaturen, Teilanstriche und auch einmal eine größere Maßnahme durch Versteifung der Kuhbeine mit festen Eisenstangen sowie eine feste Verankerung mit einer Bodenplatte erforderlich war. Und solch ein Teilanstrich führte auch dazu, dass der manchmal etwas schelmisch veranlagte Richard, der schon mal beim Rasenmähen seiner lieben Gerda ein deutlich erkennbares grünes Herz auf der gemähten Fläche hinterlässt, urplötzlich auf die Idee kam und die Kuh mit dem Namen „Gerda“ versah. Und dieser Name war von da an in aller Munde und nicht mehr wegzudenken. Und weil Gerda also ab und zu mal zur Reparatur oder Aufhübschung nicht vor Ort war und erneuter Anstrich fällig war, fiel es auch nicht gleich auf, dass die zusammen mit der Bodenplatte rund 80 Kilo schwere Kuhattrappe plötzlich mehr dastand – zumal zwischenzeitlich ja auch „Hexennacht“ war. Nachdem sie aber auf Wachenheimer Gebiet bisher nicht auffindbar war, manche Befragten sie gar noch in den ersten Maitagen vor Ort gesehen haben wollen, muss wohl davon ausgegangen werden, dass sie bei einer Nacht- und Nebelaktion mit entsprechender Manneskraft und geeignetem Fahrzeug bewusst entwendet wurde. Strafanzeige gegen Unbekannt zu erstatten, hält Hoffmann für wenig erfolgversprechend, zumal kein Dieb aus näherer Umgebung es wagen würde, die Kuh zur Schau zu stellen. Einen Hoffnungsschimmer sieht Hoffmann allenfalls noch durch die Ausstrahlung eines Fernsehbeitrages im SWR zum Thema unter dem Titel „Hier zu Land“, der Anfang nächster Woche laufen soll. (dgw)

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