Donnersbergkreis Keine Freunde fürs Leben

Wenn heute Abend (18 Uhr) der Rockenhausener Verbandsgemeinderat zur Sitzung im Dielkirchener Bürgerhaus zusammenkommt, dann ist es gut möglich, dass Helmut Hyner und Norbert Ritzmann verbal aneinander rasseln. Zwar leben beide in Teschenmoschel – damit hat es sich aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn in ihrer bislang gut sechsjährigen gemeinsamen Zeit in dem Gremium haben sich der FWG-Fraktionsführer und der SPD-Vertreter mehr als einmal hitzige Wortgefechte geliefert. Ritzmann ist einer der ersten, die Hyner (natürlich nur mit Worten) abzugrätschen versuchen, wenn dieser seine Redezeit über ein erträgliches Maß hinaus verlängert. Was wiederum, jedenfalls nach Ansicht des weitaus größeren Teils des Rates, fast immer der Fall ist. Umgekehrt hat der Frontmann der freien Wähler wiederholt die impulsive und wenig zimperliche Art beklagt, mit der ihm der Genosse des Öfteren in die Parade fährt. Kurzum: Freunde fürs Leben – da tritt man wohl keinem der beiden zu nahe – werden sie sicher nicht mehr. Das ist allerdings nicht neu – im Gegensatz zu dem Umstand, dass Ritzmann und Hyner nun auch juristisch miteinander zu tun haben: Letzterer hat Strafanzeige erstattet, weil der SPD’ler sich in einer von der RHEINPFALZ veröffentlichten Stellungnahme der „üblen Nachrede“ schuldig gemacht habe. Ausgangspunkt des Streites war ein Artikel in unserer Zeitung: Verbandsbürgermeister Michael Cullmann hatte im Gespräch mit der RHEINPFALZ die wichtigsten Vorhaben für 2016 skizziert. Daraufhin hatte Hyner dem VG-Chef in einer Stellungnahme unter anderem vorgehalten, beim Thema Hochwasserschutz „Show“ zu betreiben. Das wiederum hatte Ritzmann auf den Plan gerufen, der seinerseits dem FWG-Vertreter in einer Stellungnahme vorgeworfen hat, bei keiner Einwohnerversammlung zum Thema Hochwasserschutz dabei gewesen zu sein. Hyner bezichtige andere der Show, dabei sei dies „das Einzige, was er im Rat und in der Öffentlichkeit macht“. Entzündet hat sich der Streit nun am letzten Absatz von Ritzmanns Ausführungen. Dort hatte es geheißen: „Vielleicht wäre es einfacher, sich mehr vor Ort zu informieren, anstatt sein Halbwissen aus dem Hörensagen Dritter zu schöpfen und andere bei jeder Gelegenheit ausgiebig zu beleidigen – oder, wie in Dörrmoschel auf der Veranstaltung der FWG geschehen (Thema waren Pläne zum Bau von Windkraftanlangen auf dem „Spreiter Feld“ und deren Auswirkung auf Dörrmoschel, Anmerkung der Redaktion), betroffene junge Frauen mit anderer Meinung kurzerhand aus dem Saal zu ekeln.“ Gerade der letzte Satz, so Hyner in der Anzeige, habe „zu einigen mir zugetragenen Reaktionen von Leserinnen und Lesern der RHEINPFALZ geführt“. Bei diesen entstünde der Eindruck, er würde andauernd „andere“ in „strafrechtlich erfüllender Weise“ beleidigen. Hyner: „Die von Herrn Ritzmann zudem gewählte Bekräftigung seiner Unwertäußerung im Hinblick gerade auf junge Frauen (Mehrzahl!), die ich aus dem Saal ekeln würde, nimmt gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Berichterstattung im Hinblick auf die Belästigung von jungen Frauen eine gedankliche Anleihe.“ Tatsächlich, so führt der FWG-Mann weiter aus, habe es sich bei besagtem Zwischenfall um eine Dame mittleren Alters („vielleicht im Bereich von 40 plus minus Jahren“) gehandelt. Diese habe die Windkraft verteidigt und sei ihm als Diskussionsleiter „besonders hart gegenübergetreten“. Im Laufe des Abends sei ihm dann von dritter Seite mitgeteilt worden, dass diese Frau mit dem Eigentümer des Grundstücks, das zum Bau der Windräder verpachtet werden soll, verheiratet sei. Er habe ihr daraufhin vorgehalten, „dass es sich gehört hätte, eine solch gravierende eigene Interessenlage ihren Ausführungen voranzustellen“. Die Frau sei aber dennoch bis zum Ende der Veranstaltung geblieben – „völlig fern einem Herausekeln“, so Hyner. Mit dieser Formulierung habe ihm Ritzmann, der selbst bei der Versammlung gar nicht anwesend gewesen sei, „ganz erheblich geschadet“: Die Angelegenheit wirke sich auf sein Geschäft in Rockenhausen – eine Prägestelle für Kfz-Schilder – aus. Zudem habe sein Kontrahent das Angebot abgelehnt, den Konflikt „außerhalb der Justiz unter Einbindung der Zeitung RHEINPFALZ“ aus der Welt zu schaffen. Mit anderen Worten: Ritzmann hätte seine Aussage öffentlich zurückziehen sollen. Dieser Darstellung hat Ritzmann auf Anfrage der RHEINPFALZ ausdrücklich widersprochen: Er habe sehr wohl auf Hyners Offerte reagiert und versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dieser habe jedoch die per E-Mail erfolgte Kommunikation plötzlich abgebrochen und den Weg über die Anzeige gewählt. Zu deren Inhalt wollte sich Ritzmann zum jetzigen Zeitpunkt mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern hat den Eingang der Anzeige auf RHEINPFALZ-Anfrage bestätigt. „Von weiteren Informationen sehe ich ab, da der Beanzeigte zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Gelegenheit zur Akteneinsicht hatte“, teilte Leitender Oberstaatsanwalt Udo Gehring mit. Aussicht auf nähere Auskünfte gebe es frühestens in zwei bis drei Wochen. Fürs Erste werden sich Hyner und Ritzmann also heute in Dielkirchen begegnen. Ob man die Anzeige für sinnvoll erachtet, sei mal dahin gestellt – das Klima im Rat dürfte sich jedenfalls vor diesem Hintergrund nicht gerade verbessern. Wobei böse Zungen behaupten: Viel schlechter kann’s ohnehin nicht mehr werden ...

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