Donnersbergkreis Irrungen und Wirrungen in „Halbgott in Nöten“

Der Halbgott ist im Evangelischen Gemeindehaus in Eisenberg in Nöten (von links): Kevin Müller (David Imper), Julia Tiedemann (C
Der Halbgott ist im Evangelischen Gemeindehaus in Eisenberg in Nöten (von links): Kevin Müller (David Imper), Julia Tiedemann (Claudia Plöckl), Dr. Fritz Tiedemann (Kalle Pohl), Irene Tiedemann (Annette Schneider) und Dr. Ottmar Köttner (Jens Knospe).

«EISENBERG.» Ein erheiterndes Beziehungschaos war am Samstagabend im Evangelischen Gemeindehaus in Eisenberg zu erleben. Die „Komödie am Altstadtmarkt“ aus Braunschweig war zu Gast und präsentierte das Lustspiel von Erich Virch „Halbgott in Nöten“. In der Hauptrolle als Gynäkologe Dr. Fritz Tiedemann war Kalle Pohl zu sehen, bekannt aus TV-Sendungen wie „7 Tage, 7 Köpfe“ (RTL).

Das ironische Lied der Wise Guys „Aber sonst gesund“ läuft im Radio. Irene Tiedemann (Annette Schneider) singt beim Decken des Frühstückstischs fröhlich mit: „Hab `ne leichte Diabetes, doch mit Insulin, da geht es“. Heute wird sich ihr Mann Fritz (Kalle Pohl) auf den Chefarztposten in einem katholischen Krankenhaus bewerben. Doch schon wenige Minuten später bleibt den beiden die gute Laune samt Brötchen im Hals stecken: Prangt doch die eigene Tochter Julia (Claudia Plöckl), eine Feministin, auf der Titelseite einer Boulevardzeitung, mit nacktem Oberkörper vor dem Altar des Kölner Doms. Dieser Skandal könnte Papas ehrgeizige Pläne durchkreuzen. Fieberhaft denkt er über eine Lösung nach. „Wir kennen das Mädchen nicht. Wir sind ein kinderloses Ehepaar mit tadellosem Ruf“, beschließt er, und die Gattin ist entsetzt. Eine elegantere Idee kommt dem Gynäkologen, als plötzlich Julias Verehrer, der Golfballtaucher Kevin Müller (David Imper), hereinschneit: „Das Töchterchen heiratet und kommt so zu einem anderen Familiennamen“. Grundsätzlich geht die junge Frau mit ihrem Vater d`accord, allerdings ist ihr Auserwählter Dr. Andi Löffler (Andreas Werth), ein angehender Orthopäde und Unfallchirurg, der Kevins durch einen Schwan verletzte Nase verarztet hat. Es soll aber nicht das einzige blutige Riechorgan in diesem Theaterstück bleiben. Auch an Running Gags fehlt es nicht. Beispielsweise schenkt sich Fritz Tiedemann zu Beginn immer wieder Kaffee in eine Tasse, kommt aber aufgrund der auf ihn einstürmenden Ereignisse nicht dazu, ihn heiß zu trinken. So wird das Blumenwasser in der Vase zunehmend brauner. Auch permanent wiederholt: Dr. Ottmar Köttner (Jens Knospe), Mitbewerber um den Chefarztposten, taucht auf, erfährt Überraschendes und verschwindet völlig verwirrt wieder. Das Durcheinander komplettiert schließlich Viola (Astrid Straßburger), die vor 26 Jahren eine heiße Nacht mit einem Doktor auf einer griechischen Insel verbracht hat. Der Schwank lebt von Irrungen und Wirrungen, mit denen Regisseur Jan Bodinus das Publikum aber nicht allein lassen will: Am Ende stellt Kevin die Verwandtschaftsverhältnisse für jeden nachvollziehbar klar und zeigt sich froh, nicht zu dieser Familie zu gehören. Das Volksstück, das dem Evangelischen Gemeindehaus nur eine etwa 60-prozentige Auslastung beschert hat, ist leichte, lustige Kost, die professionell dargeboten wird. Von den Darstellern lässt sich niemand besonders hervorheben. Sie sind alle in ihren Charakteren überzeugend, haben die Schauspielkunst überwiegend von der Pike auf gelernt und bereits an zahlreichen Theatern und bei Fernsehproduktionen mitgewirkt. So war Jens Knospe, der aus Rostock stammt, unter anderem in „Der Alte“, „Polizeiruf 110“ und „Entscheidung am Fluss“ nach Inga Lindström zu sehen. Aus verschiedenen Filmen wie Soko Leipzig kennt man auch die gebürtige Augsburgerin Claudia Plöckl. Der 38-jährige Schweizer David Imper ist in Kinoproduktionen wie „House of Boys“ (2009) und „Invasion“ (2011) zu erleben. Andreas Werth ist dem Eisenberger Publikum noch aus „Ein Herz aus Schokolade“ an der Seite von Michael Schanze im Gedächtnis. Astrid Straßburger war schon einmal Bühnenpartnerin des 65-jährigen Kalle Pohl: 2012 waren sie gemeinsam mit „Ein schöner Schwede“ auf Deutschland-Tournee. Erst ganz neu bei dem 2003 gegründeten Braunschweiger Theater ist Annette Schneider, die wie Pohl – er hat eine Kochlehre abgebrochen und war Kaufmann und bei der Polizei – zunächst eine „artfremde“ Ausbildung absolviert hat. Die Pädagogin feierte 2010 ihr Schauspiel-Debüt.

x