Donnersbergkreis Im Erdgeschoss war auch „es Bolles’sche“

„Schnappschüsse von früher“ - unter diesem Motto veröffentlichen wir in loser Folge alte Fotos und die dazugehörenden Geschichten von RHEINPFALZ-Lesern. Die heutige Aufnahme hat uns Werner Rasche aus Winnweiler zur Verfügung gestellt. Er hat auch den Text verfasst.

Viele Generationen Winnweilerer Bürger sind in diesem Schulhaus zur Schule gegangen. Es stand mitten auf dem heutigen Schlossplatz. In den 1970er Jahren war es der Spitzhacke zum Opfer gefallen, nachdem die beiden neuen Schulen an der Schulstraße erbaut wurden. Das Gebäude beherbergte im Obergeschoss drei Schulsäle und das Erdgeschoss enthielt vermietete Wohnungen. Zu den Mietern gehörte auch Familie Bollenbach. Frau Bollenbach hat jahrzehntelang Winnweiler mit Weihnachtsbäumen versorgt, die sie im Schulhof, wie der Bereich damals genannt wurde, verkaufte. Der Tannengeruch und das geschäftige Treiben, das man in den Pausen miterlebte, förderten die Vorfreude auf das Fest. Im Erdgeschoss befand sich aber auch „es Bolles’sche“, der Arrestraum der Winnweilerer Gendarmeriestation. Es handelte sich um den Raum in der auf dem unteren Foto linken Ecke des Hauses. Ein Fenster war zugemauert und an der Stelle des zweiten Fensters befand sich nur eine relativ kleine Lichtöffnung, die vergittert war. Für Abwechslung und Aufregung bei den Schülern sorgte so mancher randalierende Arrestant. Und wenn man dann noch einen Blick durch das Schlüsselloch auf ihn erhaschen konnte, hatte man Gesprächsstoff und Gruseln für Tage. Der gut gegliederte, spätklassizistische Bau war im Jahr 1830 durch den damaligen Winnweilerer Kantonsarzt Dr. Camille Meuth errichtet worden. Als er wenig später in seine Heimatstadt Kaiserslautern zurück kehrte, war das Haus zeitweilig an die Familie des Forstmeisters Erb vermietet. 1840 wurde darin der spätere Winnweilerer Ehrenbürger Prof. Dr. Wilhelm Erb geboren. 1845 hat die Gemeinde dann das Haus gekauft und darin die Volksschule eingerichtet. Das Boertzel-Foto gehört zu den Beständen des Fotomuseums Winnweiler und ist dort zur Zeit in einer Sonderausstellung zu sehen. Das kleinere Foto aus der gleichen Quelle zeigt einen Blick auf den Durchgang vom heutigen Schlossplatz zur Schlossstraße, zwischen dem Bürgermeister Iselborn-Haus und der Praxis Dr. Schreiner/Dr.Follmann. Das kleine Gärtchen lag vor dem Eingang zu dem in diesem Gebäude befindlichen Winnweilerer Bürgermeisteramt. Mit der Neugestaltung des Platzes vor einigen Jahren ist das Gärtchen weggefallen. Die auf dem Foto zu sehende Stützmauer wurde gerade in den letzten Wochen durch die Ortsgemeine erneuert. Der Blick über den kleinen Garten hinweg zeigt das Haus Buschmann/Wild, dessen Anfänge in den 1840er Jahren liegen.

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