Donnersbergkreis „Ich bin nicht von Beruf Tochter“

Sie is(s)t, wofür sie steht: Katharina Sauer, Urenkelin des Gründers des Kirchheimbolander Gewürz-Herstellers KKS. Kathi, wie sie eigentlich von allen nur genannt wird, ist ein Kindeskind von Karl Konrad – genau genommen sogar ein Kindeskindeskind. Nicht nur diese Tatsache brachte die junge Nachwuchsunternehmerin dazu, in die großen Fußstapfen ihres Papas, Opas und Uropas zu treten – und mit „Karl Konrad’s Kindeskinder“ direkt ihre – wortwörtlich – erste eigene Duft-Marke zu setzen.

Gewürze sind schon so lange in Kathis Leben, wie sie denken kann. „Wenn Opa oder Papa von der Arbeit kamen und alles so spannend gerochen hat, das war schon toll“, erinnert sich die heute 29-Jährige. „Gewürze, die waren für uns allgegenwärtig.“ Auch beim Familienurlaub in der Bretagne, in dem noch heute viel gequatscht, aber auch gekocht und gegessen wird. „Natürlich haben wir da auch immer eine Reihe von Gewürzen dabei und testen und probieren“, sagt Sauer lachend. Und dennoch war für die junge Frau, die in Kirchheimbolanden aufgewachsen ist, hier in die Grundschule ging und im Nordpfalzgymnasium ihr Abitur machte, alles andere als klar, dass ihr Weg sie in das eigene Familienunternehmen führen wird. „Ich bin nicht von Beruf Tochter. Meine Eltern haben immer gesagt: Kathi, mach mal das, was dir Spaß macht.“ Das machte Kathi, die sich schon in der Schule für Chemie und Sprachen begeisterte, und absolvierte zunächst einen Freiwilligendienst für hilfsbedürftige Kinder in Chile. „Dort hatte ich viel Zeit, mir Gedanken zu machen, was ich will“, erinnert sich die junge Frau. Mit einem festen Plan im Kopf – und dem Straßenhund „Osito“ im Gepäck – kehrte sie nach Deutschland zurück und begann, in Bonn Lebensmitteltechnologie zu studieren. Nach einem Auslandssemester in Warschau, einem Ingenieurs-Diplom in der Tasche und vielen Reisen war Sauer allerdings noch immer nicht klar, wohin ihre wichtigste Reise einmal gehen wird. „Ich habe schon im Studium gemerkt, dass mir gerade das Thema Werbung und Design viel Spaß macht, deshalb habe ich beschlossen, in Berlin noch meinen Master in Marketingkommunikation zu machen.“ Gesagt, getan. Inhalt ihrer Masterarbeit: Wie kann die erfolgreiche KKS-Gewürzmischung „Crusty Dust“ auch für Endkunden vermarktet werden? „Ich habe nach einem Wort gesucht, das sich gut mit ,Karl Konrad’ kombinieren lässt. Plötzlich sind mir die ,Kindeskinder’ eingefallen“, sagt Sauer lachend. Viele Stunden und eine Masterarbeit später stand Kathi schließlich vor der Frage: „Ab mit der Idee in die Schublade, oder versuchen, das Ganze Realität werden zu lassen?“ „Mein Papa konnte es zunächst gar nicht glauben, als ich ihm vorgeschlagen habe, in der Firma anzufangen und mein Konzept umzusetzen. Aber ich wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt Sauer. Vor die Kür – dem eigenen Marken-Konzept – setzte Papa allerdings die Pflicht: „Es war von Anfang an klar, dass ich zunächst mal die Grundlagen des Unternehmens und einer Geschäftsführerin lernen muss und will“, sagt Sauer, die noch immer eine kleine Wohnung in Berlin hat. Nach einem guten Jahr konnte das Kindeskindeskind Kathi sein erstes eigenes „Kind“, das Konzept der „Kindeskinder“, schließlich in Angriff nehmen. „Wir sind immer wieder gefragt worden, warum man die KKS-Gewürze nicht im Supermarkt kaufen kann. Wir sind eben vor allem ein Hersteller für die Fleischindustrie und Großkunden“, sagt Sauer. „Unsere Gewürzmischungen nun auch für Endkunden anbieten zu können, das ist genau die Idee hinter ,Kindeskinder’.“ Eine eigentlich einfache Idee, die in der Umsetzung allerdings eine große Herausforderung war. „Mein Papa hat schon immer gesagt: ,Was man macht, das macht man richtig’. Und neben dem Inhalt ist ja auch die Verpackung entscheidend. Wir haben deshalb einen Design-Wettbewerb ausgeschrieben. Studenten haben Logos entwickelt und Verpackungen entworfen“, sagt Sauer und präsentiert nun das Ergebnis: Sechs silberne Dosen, versehen mit einem modern-jugendlichen Logo, das die drei Kindeskinder Kathi und ihre Brüder Dani und Maxi ziert, kräftige Farben und eingängige Namen: „Ruby Roast“, „Herbs Harmony“ oder „Schnitzelglück“ heißen die Mischungen. „Wir haben lange überlegt, welche Gewürze wir abfüllen. Im Urlaub in der Bretagne haben wir mal wieder in der Familie ausgiebig getestet und auch verschiedene Streuer ausprobiert“, sagt Sauer. Gemeinsam mit einer Werbeagentur entstand schließlich die Würzmischungs-Linie mit komplettem Produktdesign, Werbebroschüre und Webshop – Motto: „Warum immer nur Salz streuen?“ Sichtlich stolz ist Kathi auf ihr erstes eigenes Projekt; sie weiß aber auch, dass die wichtigste Arbeit noch vor ihr liegt. „Jetzt geht es um den Vertrieb. Wir testen die ,Kindeskinder’ bereits an verschiedenen Stellen in Kirchheimbolanden; es gibt sie bei Edeka, und auch auf dem Wochenmarkt habe ich sie schon angeboten, aber wir wollen sie gerne bundesweit vermarkten.“ Allerdings nicht in Discountern – das passe nicht zu ihrer Philosophie, sagt die Jungunternehmerin. Die schönen Dosen, die es auch im hübschen Holzregal – gefertigt in den Zoar-Werkstätten – gibt, gehören ihrer Ansicht nach viel eher in Geschenkartikel- oder Feinschmecker-Läden. Und wo passt Kathi hin? Nach Berlin oder Kirchheimbolanden? Die 29-Jährige lacht: „Ich bin ja irgendwie wieder dort angekommen, wo ich gestartet bin. Berlin ist toll, aber Kirchheimbolanden eben auch. Und die Herausforderungen, die hier vor mir liegen, sind wirklich sehr spannend.“

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