Donnersbergkreis Hofsänger auf Benefiz-Tour

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„So ein Tag, so wunderschön wie heute...“ – das Erkennungslied der Mainzer Hofsänger. Keine Karnevals-Gala aus dem Schloss im „goldische Määnz“ ohne die finale Hymne ans Feiern, als Konzertzugabe bleibt sie obligatorisch: So kennt man die Sänger, und so liebt man sie. Am Freitag wurden sie in der Kiboer Stadthalle von etwa 250 Konzertbesuchern mit langem begeisterten Beifall im Stehen bedankt.

Es war ein Benefizabend, veranstaltet von Lotto RLP und dem Alzeyer Energieversorger ERP. Dessen Geschäftsführer Udo Beckmann überreichte zum Schluss den hundertprozentigen Erlös von 5000 Euro an den Vorstand der „Gesellschaft für Kultur und Soziales Donnersberg“, Dr. Jürgen D. Wickert und Bettina Konrad-Sauer. Finanziert wird damit ein zukunftsorientiertes integratives Projekt: Junge Flüchtlinge und Schüler des Gymnasiums Weierhof spielen gemeinsam unter der Leitung des renommierten Regisseurs Hansgünther Heyme Theater – das klingt spannend! Im vergangenen Jahr inszenierte Heyme in Mannheim mit eingewanderten Roma und deutschen Laienspielern Shakespeares „Sturm“. Bereits im 10. Jahr arbeiten die Hofsänger mit Lotto RLP zugunsten sozialer Zwecke zusammen, über 1,1 Millionen Euro wurden laut Kapitän der Crew, Christoph Clemens, bislang eingespielt. Und wie nebenbei ging eine Spendenbüchse durch die Reihen – diesmal für die Aktion „Kinderglück“, die sich Flüchtlingskindern in Rheinland-Pfalz widmet. Vor 90 Jahren gründeten sich die Hofsänger, und mit ihren Auftritten auf Kreuzfahrtschiffen erlangten sie internationale Anerkennung. Ein breitgefächertes Unterhaltungs-Programm „für jedermann“ lief einmal mehr über die Kiboer Bühne – vom weinseligen Trinklied („Hundert volle Gläser“) über Musical-Evergreens („Aquarious“, „Phantom der Oper“), Oldie-Ohrwürmer, Schlager von Abba, den Beatles bis zu Udo Jürgens- ausnahmslos opernhaft und im stimmlichen Großformat vorgetragen, fast jeder trat solistisch auf. Und einmal mehr bestach das Genre „Männerchor“ durch seine Ureigenheit: Kaum jemand singt mit solcher Inbrunst und Überzeugung wie ein Verein silbriger Tenöre und rußiger Bässe. Hier als semiprofessionelles Vorbild, auf höchstem Niveau und mit voluminösen und leuchtenden Stimmen: 13 Sänger und Entertainer hinter sechs stehenden Mikrophonen. Opulente Klangpracht und keinerlei Scheu vor Pathos triumphierten. Große Ausstrahlung ging dabei von dem musikalischen Leiter und Pianisten Michael Christ aus – brillant und orchestral reizte er die Klaviatur aus (mit deutlicher Vorliebe für Glissandi und wuchtige Akkorde) und dirigierte wie nebenher die Einsätze der Sänger. Ein souverän aufeinander eingehendes Team. Alles wirkt so vital wie organisch, Körpersprache und Stimmen sind eins. Programmatisch ist der Beginn mit Ralph Siegels „Sing, Sang, Song“ – die gesungene Emphase springt schnell auf die Zuhörer über, die Stimmung steigt mit jedem Titel, das Publikum klatscht schnell mit. Geschickt wechseln Ensemblenummern wie etwa Kunzes „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Dancing Queen“ oder – als mitreißendes Bekenntnis – „There’s no business like Showbusiness“ mit Solobeiträgen. Sie fügen eine Fülle von Facetten zu einem lebhaften Bild zusammen – unmöglich, hier alle aufzuzählen. Da ragt Tobias Falk mit „Ich bin ein Bass – (und werden die Tenöre auch vor Neid ganz blass)“ heraus: Bis ins „dritte Untergeschoss“ steigt er hinab, ohne an Wärme und Strahlkraft zu verlieren, um schließlich den Seitensprung ins (wohl doch auf Dauer verwehrte) Falsett zu wagen. Oder- ein weiterer toller, tief eindringender Bass – Frank Häser mit „Ol’ man river“. In schönem Kontrast dazu die Tenöre: Thomas Bietz singt die Bernstein-Arie „Maria“ überzeugend durchdrungen und lyrisch-weich, er meistert dabei schwierige Tonfolgen. Eindrucksvoll auch José Wolfs Temperament wie Timbre in der Abrechnung mit Udo Jürgens’ „Ehrenwertem Haus“, und zum Hinschmelzen romantisch klingt seine Version von „Over the rainbow“. Für alle, die eine Extraportion „Kitsch“ mögen, wird die sentimentale „Rose“ („Liebe ist“) überreicht. Leonhard Cohens „Halleluja“ – hier kommt das Zusammenwirken verschieden getönter Solisten besonders schön zum Tragen – geht in der unaufgeregt suggestiven Schlichtheit unter die Haut. Rausschmeißer voller Power sind schließlich der ekstatische Gospelsong „Amen“ und „Oh Happy Day“. Im hochgekochten Saal – Aschermittwoch war doch gerade – schließt sich der Kreis mit „Wir sind wir“: Määnzer Fasnachter, die am Rhein die „Fiesta“ genauso gut feiern wie die Narren am Rio Grande. Caramba! P.S. Gibt es keine lebendige Alternative zu den überdrehten toten Dekosträußen rechts und links der Bühne? (fun)

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