Donnersbergkreis Gestaltung – ehrenamtlich

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Das Ehrenamt, so lehrt es der Duden, ist ein Amt, „das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird“. Klar, gelegentlich wird eine Aufwandsentschädigung gezahlt, um – idealtypisch – durch die Amtsausübung entstandene Kosten zu decken. Warum die dudenamtliche Vorrede? Damit Klarheit herrscht. Denn es ist mir ein Satz des Kriegsfelder Ortsbürgermeisters Albert Ziegler in nachhaltiger Erinnerung geblieben: „Wenn die ehrenamtliche Arbeit gestoppt werden würde, wäre der Ort kaputt.“ Das ist eine Aussage von dramatischer Kraft. Beispiele dafür habe ich viele mitbekommen. In Sitters mussten Gräber abgeräumt werden. Ortsbürgermeister Kurt Enders hat selbst Hand angelegt – ehrenamtlich. Die Flüchtlingshilfe Kibo hat in den vergangenen eineinhalb Jahren 15.000 Stunden Hilfe geleistet. Deutschkurse, Hilfe im Flüchtlingsalltag, Begleitung bei Behördengängen – ehrenamtlich. In Harxheim werkeln Rentner an einem Parkplatz bei der Kita – ehrenamtlich. Die Vorsitzende des Seniorenbeirats im Kreis, Ingrid Schlabach, berichtet von vielfältigen Aktivitäten. Initiativen gegen die Einsamkeit im Alter, Beratung zur Freizeitgestaltung oder der Rente – ehrenamtlich. Das ist beeindruckend. Das Ehrenamt ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal der Region. Das gibt es anderswo auch. Wenn etwa in Berlin die freiwilligen Helfer nicht aufgetaucht wären und sich der Flüchtlinge angenommen hätten, es hätte Chaos geherrscht. Die zuständige Behörde, das Landesamt für Gesundheit und Soziales, hat durch ihr bundesweit berichtetes Versagen Eindruck gemacht. Aber einen Unterschied gibt es dennoch: In den Regionen, so scheint es mir, ist das Ehrenamt häufig Ausdruck einer Art Identifikation mit der eigenen Lebenswelt. Sie soll gestaltet werden. Das bedeutet: Das Gemeinwesen würde ohne dieses Bürgerengagement so nicht funktionieren. Der Autor ist Leiter der RHEINPFALZ-Redaktion in Berlin. Er verbringt zwei Wochen in Kirchheimbolanden und im Donnersbergkreis.

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