Donnersbergkreis „Geh’ rein und mach dein Ding“

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Alsenz. Image bestätigt, und wie! Die SG Alsenztal bewies sich – wiederholt – als Großmeister der physischen Zermürbung. Energisch, rustikal, gallig: Gestern brach sie mit einem 3:2 (1:1) im Top-Spiel der Bezirksliga Nahe die Serie des seit sechs Wochen unbesiegten TSV Lalo-Laubenheim. Alexander Raabs Elf entnervte das technisch brillierende TSV-Ballett, zerstörte dessen sauberes System. Als Regisseur glänzte Yves Scheuermann – überragend fleißiges Arbeitstier und Kopfballungeheuer.

18 Sekunden. Keinen Atemzug länger stand Philip Schneider auf dem Kunstrasen. Von der Bank kam der Joker, nachdem er in der Vorwoche bei der 0:1-Panne in der Startformation auflief. „Mit den Jungen“, sollte Trainer Alexander Raab später auf seinen Schachzug schielen, „konnten wir noch mal richtig Impulse setzen.“ Wie wahr. Schneider hetzte von Außen in den Sechzehner, reihte sich ein, wartete. Sein erster Ballkontakt war eine feine Brustannahme. Der zweite eine trockene, satte Klebe, die im Winkel einschlug (57.). Was für eine Geschichte! Schneider kam – und traf. Zur 2:1-Führung für die SG. Er beschwor den Wendepunkt im Nahe-Kracher der Bezirksliga. „Auf der Bank haben alle noch gesagt: Geh rein und mach dein Ding. Das war wichtig für die ganze Mannschaft“, freute sich der Schütze. Schneider sprach von einem „geilen Gefühl“. Einleuchtend. Als Verkörperung des ganzen SGA-Stils stand Yves Scheuermann. Unglaublich, wie viele Kilometer er abspulte. Wahnsinn, wie er rotierte, vom defensiven Zentrum bis in die Spitze. Und selbst in der Endphase zog er noch Saft aus den Beinen. Dank einer packenden Sprungkraft verlor Scheuermann kein Luftduell. Ein Meister der Balleroberung, ein brillanter Kopf bei der Verteilung. Der konzentrierte Spielmacher setzte lieber Akzente, statt sich ins Licht zu stellen. „Ein Yves Scheuermann in dieser Form ist die absolut prägende Figur für unser Spiel. Das verlange ich auch von ihm. Nicht den Firlefanz, den er vor ein paar Wochen angeboten hat“, schwärmte Raab von seinem Strategen. Er war die Antriebskraft, den TSV Lalo-Laubenheim im Mittelfeld einzuschnüren, ihn in eine Zwangsjacke zu quetschen, in der er kaum atmen konnte. Stück für Stück zog die SG den Gürtel enger. Sie lief, ständig von Raab außen angeheizt. „Wir sind in der zweiten Hälfte ordentlich in die Zweikämpfe gekommen, konnten gut nach vorne spielen. Wir sind auch so fit, dass wir bis zum Ende voll durchgehen können“, bescheinigte Mittelfeldmotor Markus Porr, wichtiges Puzzleteil im Alsenztaler Aufbau. Unauffällig, sachlich ruhig agierte Porr, erledigte auf der Sechs reine Kärrnerarbeit, schaltete – ermüdend für den TSV. Er wirkte nach der Pause oft resigniert, rannte immer wieder in eine Sackgasse. „In der zweiten Halbzeit haben wir zehn Minuten total verpasst. Die Niederlage ist unglücklich, alle drei Tore waren vermeidbar“, resümierte TSV-Spielertrainer Lulzim Krasniqi. Sein 1:0-Abstauber, mit einer klasse Kombination hatten die Gäste die SGA ausgehebelt (26.), hatte 18 Minuten Bestand. Dann stolperte Patrick Stanczyk die Kugel irgendwie über die Linie (44.). Dem TSV fehlte das Powerplay, er griff nicht resolut durch. „Wir hatten hinten auch einen Kindergarten stehen, nur junge Kerlchen. Da spiegelt sich unser Verletzungspech wider“, so Krasniqi. Die meisten Angriffe seiner Elf waren zum Scheitern verurteilt. Beim exzellenten Stellungsspiel des SG-Bollwerks beißt die Liga auf Granit. „Unsere Innenverteidigung ist eine Bastion“, konstatierte Raab. „Da geht nichts durch“, sagte der emotionale Coach. Das nagende SGA-Pressing trug Früchte: Oliver Benz legte per Kopf, wie bereits bei Schneiders 2:1, auf Philipp Steitz, der athletische Rotschopf spritzte durch, hämmerte die Kugel flach an Torwart André Maurer vorbei (68.). 3:1. Fabrizio Haas’ Anschluss, ein abgefälschter Freistoß, kam zu spät (90.+2). Nicht mit spielerischem Glanz hat die SG Alsenztal den Bezirksliga-Gipfel gewonnen. Raab: „Läuferisch und kämpferisch war das ein Riesen-Spiel.“ Grobe Unermüdlichkeit siegte über Eleganz. Die SGA klettert, dank des Patzers von Spitzenreiter FSV Bretzenheim, an die Tabellenspitze. Raab übt sich weiter im kalkulierten Understatement... So spielten sie SG Alsenztal: Deiler - Steitz, Jeremias Raab, Camilleri, Weiss - Porr, Bauer (78. Cabral Borges) - Benz, Stanczyk (56. Schneider), Geyer (46. Müller) - Scheuermann TSV Lalo-Laubenheim: Maurer - Altvater, Scheel (60. Petry), Haas, Espenschied - Graffe (70. Ginzel), Richter, Horst, Schmitt - Krasniqi, Hahn Tore: 0:1 Krasniqi (26.), 1:1 Stanczyk (44.), 2:1 Schneider (57.), 3:1 Steitz (68.), 3:2 Haas (90.+2) - Gelbe Karten: Jeremias Raab, Cabral Borges - Rote Karte: Cabral Borges (89., Beleidigung) - Beste Spieler: Scheuermann, Camilleri, Raab, Deiler - Espenschied, Schmitt - Zuschauer: 220 - Schiedsrichter: Bank (Hoppstädten/Weiersbach).

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