Donnersbergkreis Ensemble Kouté am Eiswoog

Ramsen. Der junge Flötist saß in einem Baum und sang mit seinem Instrument so wunderschön, dass Marion von Gienanth später zu ihm sagte: „Auf Sie habe ich Jahre gewartet: Ich möchte Sie einladen, am Eiswoog zu spielen.“ Am heutigen Donnerstag ist es soweit: Gregor Schulenburg kehrt mit seinem Ensemble Kouté zum Winterkonzert ins Seehaus Forelle ein. „Musiktradition trifft Improvisation“ ist das ungewöhnliche Konzert des Quartetts überschrieben.

„Die Idee ist“, sagt Marion von Gienanth, „diese hochprofessionellen, leidenschaftlichen Musiker aus Berlin nach Herzenslust spielen zu lassen, woran sie am meisten Freude haben.“ Und da Marion Haak-Schulenburg, Jan Melrose, Mathis Mayr und Gregor Schulenburg allesamt Künstler sind, die sich nicht mit dem einmal gefundenen Fach zufriedengaben, sondern immer wieder ihre Fühler ausstreckten – von der Alten Musik zu Experimentell-Zeitgenössischem, von der abendländischen Musiktradition zu den ganz anderen Musikpraktiken ferner Völker – erklingen Instrumente, die sonst nicht zusammen gespielt werden. So erwächst ein neuartiger Klang aus Melodien aus Armenien, Arabien, Schottland, Skandinavien, Japan sowie der klassischen und Neuen Musik. „Instrumente wie Duduk aus Armenien, die japanische Bambusflöte Kyotaku und die schottische Low Whistle, Rahmentrommel, verwirbeln sich mit Gesang, Querflöten, Cello, Gitarre, um dann wieder ihre eigene Klangfarbe allein erklingen zu lassen.“ Auf all das soll der Zuhörer sich einstimmen können: Schon um 17 Uhr knistert am See ein Lagerfeuer, ab 18 Uhr wird im Kaminzimmer ein Vier-Gang-Menü gereicht, um 20 Uhr beginnt das Konzert, und wer will, kann hernach mit den Musiker noch in gemütlicher Runde beisammenbleiben. Einige Auszüge aus den Musikerbiografien soll die Bandbreite der künstlerischen Interessen der Interpreten verdeutlichen: Marion Haak-Schulenberg studierte Gesang in Berlin, baute dann bei der Barenboim-Said-Stiftung in Ramallah auf der Westbank Kinder- und Jugendchöre auf, begann sich dort für arabische Musiktraditionen zu interessieren und verarbeitete diese im eigenen improvisatorischen Singen, das sie selbst mit der Rahmentrommel zu begleiten lernte. Wieder in Deutschland, arbeitet sie als freischaffende Chorleiterin. Für ihre Doktorarbeit erforscht und dokumentiert sie die Praxis internationaler Musikprojekte. Mathias Mayr studierte Cello in Sydney und München. Er spielt Improvisationskonzerte und begleitet Tanztheaterobjekte ebenso, wie er in den Konzerten Schumanns und Dvoraks zu Hause ist. Er jazzt, macht mit chinesischen Musikern Weltmusik und widmet sich dem traditionellen Liedgut der Alpen- und Mittelmeerregionen. Ebenso gilt sein Interesse experimenteller elektronischer Musik, historischer Aufführungspraxis und mikrotonaler Musik. Der Schotte Ian Melrose ist von Berlin aus schon lange einer der gefragtesten Akustik-Gitarristen der deutschen Musikszene. Geprägt wurde er von den Gitarristen der „britischen Schule“ wie Davey Graham oder John Martyn. Fünf Solo-CDs und diverse Tourneen haben Melrose weithin bekanntgemacht. Gregor Schulenberg lebt ebenfalls in Berlin und kollaboriert mit Künstlern der freien Szene zur Entwicklung gemeinsamer Projekte. Er spielt Querflöten, die armenische Duduk, die japanische Zenflöte Kyotaku und die schwedische Sälgflöjt (Obertonflöte). Beim Studium am Königlichen Konservatorium im Haag konzentrierte er sich auf Neue Musik und Improvisation und vertiefte sich in alte Musiktraditionen: zuerst in schwedische Folkmusik, dann in Oberton- und tuvanischen Kehlgesang und später in die armenische Duduk. Marion von Gienanth lernte Schulenberg übrigens im August 2013 bei der „Parkmusik“ der bekannten Musikerin Sigune von Osten im Park des Trombacher Hofs bei Bad Münster am Stein kennen. (hap)

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