Donnersbergkreis „Drei Grand-Prix-Pferde wären mein Wunsch“

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Kirchheimbolanden. Bewegte Monate liegen hinter Dressurreiterin Uta Gräf und ihrem Mann Stefan Schneider: Da wären Vorträge vor internationalem Publikum, sportliche Erfolge, aber auch Rückschläge – und die Verabschiedung eines großartigen Charakterpferdes. Ganz schön viel für ein Jahr. Eine kleine Bilanz auf Gut Rothenkircherhof:

„Very Good!“ Uta Gräf lächelt zufrieden. Die Dressurreiterin des Bundeskaders sitzt auf einer Bank auf dem Rothenkircherhof, ein Mikrofon in der Hand, und hat den Blick auf zwei ihrer Bereiterinnen gerichtet. Die beiden jungen Frauen sind bei der Arbeit. Immer wieder reiten sie an Gräf vorbei, feilen gemeinsam mit ihren Pferden an deren Bewegungsabläufen und Lektionen. Gräf gibt Ratschläge, verteilt Lob. „You must feel the – was heißt noch einmal Ellbogen?“, sagt sie – und muss lachen. Es ist Englisch-Tag auf Gut Rothenkircherhof. Nicht, weil die Reiterinnen, die auf dem Platz vor Gräf gerade ihr Runden drehen, kein Deutsch verstehen würden – im Gegenteil. Vielmehr steht für den Publikumsliebling auf sämtlichen Plätzen in Deutschland ein besonderes Ereignis bevor: das Global Dressage Forum kommende Woche in den Niederlanden. In diesem Jahr darf Gräf bei dem renommierten internationalen Seminar referieren und ihre Art der Ausbildung präsentieren – „eine Ehre“, wie Stefan Schneider betont. Der Vortrag aber soll auf Englisch sein. Also wird geübt. Die Einladung in die Niederlande ist für Gräf und Schneider einer von mehreren Höhepunkten in diesem Jahr. Ein anderer bringt beide auch Monate später noch zum Schwärmen. „Die Equitana war eine große Sache für uns“, sagt Uta Gräf: „Das war für mich wirklich ein Highlight.“ Bei der Weltmesse des Pferdesports in Essen durfte das Team vom Rothenkircherhof im März den Ausbildungsabend gestalten. Rund 4200 Zuschauer waren gekommen, um mehr über die Ausbildungsarbeit im Donnersbergkreis zu erfahren. „Ein super Publikum. Die sind toll mitgegangen“, erinnert sich Schneider. Als auf einer riesigen Leinwand dann noch Bilder aus der Heimat eingeblendet wurden, habe er Gänsehaut bekommen, gesteht er. Die Schneelandschaft am Donnersberg habe auch den Zuschauern gefallen: „Einige haben gesagt: Habt ihr es aber schön! So bergig!“ Einer kann diese schöne Donnersberger Landschaft nun ausgiebig genießen: Le Noir. Der 15-jährige Holsteiner hat sich in den Ruhestand verabschiedet – auch das ist ein Einschnitt, der das Jahr auf dem Rothenkircherhof geprägt hat. Über Jahre hinweg feierte Gräf mit dem schwarzen Hengst Erfolge auf höchstem Niveau. „Er war der Türöffner zum internationalen Sport“, sagen sie und ihr Mann heute. Von 2011 bis 2014 stand Le Noir mit Gräf im Bundeskader, 2012 wurde er sogar auf der Longlist für die Olympischen Spiele geführt. Ob nun Wehmut aufkommt? Uta Gräf schüttelt den Kopf. „Ich bin froh, dass wir die Zeit hatten. Ich bin dankbar, aber nicht traurig“, sagt sie. Zugegeben: Mit 15 Jahren ist Le Noir eher eine Art Frührentner, „wir hatten aber das Gefühl, wenn er jetzt einen Gang zurückschaltet, dann hat man noch viele schöne Jahre“. Es geht eben auch immer um das Wohl des Pferdes. Das ist Gräf und Schneider wichtig, die für möglichst artgerechte Haltung ihrer Tiere in der Szene geschätzt sind. In guter Gesellschaft ist der „Schwarze“ in jedem Fall. Zwischen 20 und 30 talentierte Pferde werden auf dem Rothenkircherhof ausgebildet. Die Nachfrage ist groß. Schließlich können sich auch die sportlichen Erfolge sehen lassen – und das in unterschiedlichen Disziplinen. Denn während Gräf sich der klassischen Dressur verschrieben hat, widmet ihr Mann Stefan Schneider sich der „Working Equitation“. Bei der aus Südeuropa stammenden Reitdisziplin sind Reiter und Pferde vielfach gefordert: beim Trail, Speed-Trail, der Rinderarbeit – und der Dressur. Bei Letzterem, gibt Schneider zu, könne er immer wieder von seiner Frau profitieren. „Sie ist da eine Perfektionistin“, erklärt er lächelnd. Mit seinem Lusitano Xinoca holte der Tierarzt zu Saisonbeginn bei einem internationalen Turnier in München den Sieg in der Rinderarbeit der Masterclass. Bei den deutschen Meisterschaften in Neu-Anspach reichte es für die beiden zu Rang sechs in dieser Disziplin. In Zukunft könnte es noch höher hinaus gehen. Denn mit seinem zweiten Lusitano, XL do Pinheiro, verrät Schneider, verfüge er über ein Pferd mit „richtig Luft nach oben“. Aus sportlicher Sicht war die grüne Saison für Uta Gräf „leider nicht so gut“. B-Kader-Pferd Dandelion war lange verletzt. Fast drei Monate dauerte es , bis der Oldenburger Wallach, ein De-Niro-Sohn in Kaiserslauterer Besitz, auskuriert war. Trotzdem: In Dortmund ritt das Duo zu Rang drei, beim Grand Prix Special in Mannheim gab’s den zweiten Platz, und nach Dandelions Genesung im August durften sich beide wieder über gute Platzierungen freuen. „Jetzt greifen wir noch einmal an“, kündigt Gräf an. Auf die Frage nach den Wünschen für kommendes Jahr und die Hallensaison muss sie nicht lange überlegen: „Dass Dandelion gesund bleibt. Und, dass er im Bundeskader bleibt.“ Den Sprung in den Grand Prix soll auch der zehnjährige Wallach Damon Jerome schaffen. Gemeinsam mit dem elfjährigen Wallach Lawrence wären das für Gräf „drei Grand-Prix-Pferde. Das wäre mein Wunsch“. Gut möglich also, dass Gräf 2016 auf der internationalen Bühne noch häufiger von sich reden machen wird. Sprachlich ist das kein Problem: Mit dem Englischen klappt’s ja ... (kth)

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