Kirchheimbolanden „Die Wilde Wutz“: Streetfood-Truck aus Philadelphia in Kibo unterwegs

Seit 2019 mit der „Wilden Wutz“ in Kibo unterwegs: Dominik und Julia Steinbrecher. Auch Sohn Ludwig ist manchmal mit dabei.
Seit 2019 mit der »Wilden Wutz« in Kibo unterwegs: Dominik und Julia Steinbrecher. Auch Sohn Ludwig ist manchmal mit dabei.

Ehe der knallgelbe Kleintransporter als „Die Wilde Wutz“ auf den Straßen der Kleinen Residenz auf sich aufmerksam machte, hatte er schon eine lange Geschichte als Streetfood-Truck in Philadelphia hinter sich. Das Ehepaar Steinbrecher, das den Wagen aufgemotzt hat, übt den Spagat zwischen Festanstellung, Großfamilie und Unternehmertum.

In einer alten Scheune, auf der Base in Rottweil, haben Dominik und Julia Steinbrecher den Truck im Jahr 2018 entdeckt – und beschlossen, ihn zu kaufen und wieder herzurichten. Das mittlerweile knallgelbe Gefährt hat schon so manches erlebt: Der Truck ist 1980 in den USA vom Band gerollt und wurde auch dort bereits als Foodtruck eingesetzt. Bevor er auf den Straßen von Kirchheimbolanden als rollende Essensausgabe diente – unter dem Namen „Die Wilde Wutz“ –, hatte er selbige Erfahrungen bereits in Philadelphia gemacht, in der 1,6-Millionen-Einwohnerstadt im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Erste Einnahmen für Tüv gebraucht

Dominik Steinbrechers Vater half dabei, den alten Foodtruck wieder herzurichten. Und dann wurde er in der Gasstraße in Kirchheimbolanden ausprobiert. Wie kocht es sich darin? Was kann man machen? Und natürlich: Gibt es genug Zuspruch? Den gab es. Mit den ersten Einnahmen brachte das Ehepaar den Truck über den Tüv, sodass er von da an auch auf Events, Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Veranstaltungen unterwegs sein konnte.

Als klassischer Foodtruck steht das Vehikel montags von 12 bis 22 Uhr in der Gasstraße. Eine wöchentlich wechselnde Speisekarte soll für Abwechslung sorgen. „Wir haben immer drei unterschiedliche Gerichte, normalerweise eins mit Rind, eins mit Wild und ein Vegetarisches“, berichtet Koch Dominik Steinbrecher. Wildschweinschaschlik, „Wilde Burger“ oder Entenbratwurst gibt es beispielsweise.

Selbstgemachte Soßen und Pommes

Da Dominik und Julia Steinbrecher „absolute Wild-Fans“ sind, stand das Thema für ihren Foodtruck schnell fest. Hinzu kam, dass Wild noch eher ein Schattendasein beim Streetfood führte. „Wir haben uns dann ein Netzwerk mit den Jägern hier aufgebaut und beziehen das Fleisch ohne Zwischenhändler direkt von ihnen“, berichtet Steinbrecher. Überhaupt achtet „Die Wilde Wutz“ auf die Nachhaltigkeit, auf regionale Produkte. „Wir wollen zeigen, dass auch Fast Food und Burger durchaus eine gute Mahlzeit sein können, wenn man weiß, woher die Produkte kommen.“

Die Speisekarten entwickelt mal Dominik, mal Julia Steinbrecher, Kreativität steht im Vordergrund. „Wir wollen auch mal mutiger sein, uns rauswagen.“ Da wird das Wildfleisch auch mal mit Zimt oder Safran gemischt. Die Barbecue- und Aioli-Soßen werden zuhause zubereitet, auch die Brötchen selbstgebacken. Die Pommes werden ebenfalls selbst geschnitten und dann im Truck frittiert. Das Fleisch für die Burger drehen die Steinbrechers von Hand durch den Fleischwolf.

Fünf Kinder halten Familie auf Trab

Die Arbeit im und am Foodtruck entwickele sich immer weiter, schildert Steinbrecher. Mittlerweile kocht auch seine Frau, macht alleine Events, wie zum Beispiel „Julias Friday“, der in unregelmäßigen Abständen freitagabends in Kibo stattfindet, und bei dem es mehr in Richtung Barbecue und Soulfood geht. Die Resonanz sei mal besser, mal schlechter, erzählt Dominik Steinbrecher.

Den Namen „Die Wilde Wutz“ hat das Unternehmerpaar gemeinsam mit einem Freund gefunden: „Er passt nach Kibo, und bei uns muss es auch wild sein“, sagt Steinbrecher. „Bei uns geht es sowieso meist recht turbulent zu, weil wir fünf Kinder haben.“ Zwei bis zehn Jahre ist der Nachwuchs alt. Zwischen Hauptberuf (Daniel Steinbrecher als Koch, seine Frau Julia arbeitet in der Hotellerie) und Foodtruck soll auch die Familie nicht zu kurz kommen. „Wir erinnern uns immer wieder daran, dass wir auch mal Nein sagen müssen, und probieren, uns Freiheiten zu lassen.“

Bald auch wildes Eis?

Die Kinder sind auch schon mal beim Verkaufen am Foodtruck mit dabei und kassieren. Außerdem sind sie natürlich zu Hause die Testesser. „Unsere meisten Gerichte sind erprobt“, berichtet Steinbrecher schmunzelnd. „Und von den Kindern kriegt man auch immer eine ehrliche, direkte Rückmeldung.“

Das nächste Projekt ist bereits geplant. Arbeitstitel ist „Wilde Gelateria“. Zu Beginn der Pandemie haben sich die beiden nämlich noch einen zweiten, größeren Foodtruck gekauft. „Unser erster Truck ist toll und solide, hat aber nur eine kleine Ausstattung und nicht so viel Arbeitsplatz“, sagt Dominik Steinbrecher. Der neue Truck hat nun eine sehr hochwertige Küche und wird gerade – wieder mit Steinbrechers Vater – aufbereitet. Thema, wenn der Truck fertig ist, was noch dauern kann, ist eher Süßes: Desserts wie Cheesecake oder gebackene Apfelringe, Kaffee und fünf bis sechs Sorten Eis sowie selbst kreiertes Eis am Stil. Vielleicht in Form einer wilden Wutz ...

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