Kirchheimbolanden Das Ensemble Postscript präsentiert Raritäten

Spielen in Kirchheimbolanden ein Programm mit Werken dreier Barockomponistinnen: die Musiker des Ensembles Postscript aus Amster
Spielen in Kirchheimbolanden ein Programm mit Werken dreier Barockomponistinnen: die Musiker des Ensembles Postscript aus Amsterdam.

Klänge des Barock vor barocker Kulisse: Mit seinem Konzert im Kelterhaus des Kirchheimbolandener Schlossgartens entführt das Ensemble Postscript am 6. August in ferne Musikwelten. Dabei stehen ein ganz besonderes Instrument und drei ungewöhnlich Komponistinnen im Mittelpunkt.

Das niederländische Barockquartett, das schon im Vorjahr in Kirchheimbolanden begeisterte, gastiert erneut in der Kleinen Residenz. Im vergangenen August waren die vier jungen Musiker bereits erfolgreich für zwei Konzerte der Reihe „Musiken in Kirchheimbolanden“ zu Gast.

Ein Cembalo verweist auf den „Garten der Lüste“

Sinnbildlich für den neuerlichen Konzertabend, angefüllt mit barocken Genüssen, dürfte das mit Szenen aus Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ bemalte Cembalo stehen, das bei dem Konzert zu Gehör kommen wird. Das einzigartige Instrument des Frankfurter Cembalobauers Christian Fuchs diene nicht nur als Augenweide, sondern verspreche zudem einmaligen Hörgenuss, kündigt Veranstalterin Lydia Thorn Wickert an. Auch sei mit dem Kelterhaus im Schlossgarten ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort in passendem Rahmen für das Konzert gefunden worden, ergänzt die Kulturmanagerin.

Gespielt wird das außergewöhnliche Tasteninstrument von Ensemblemitglied Artem Belogurov. Mit seinem besonderen Interesse für historische Klavierinstrumente feierte der gebürtige Ukrainer in der Vergangenheit sowohl als Solist als auch in Kammermusikensembles auf Clavichord und Fortepiano international bereits zahlreiche Erfolge. Gemeinsam mit Orchesterkollegin und Cellistin Octavie Dostaler-Lalonde ist er Mitbegründer des Musikquartetts. David Westcombe und Aysha Wills – jeweils an der Traversflöte – komplettieren das internationale Ensemble, die Mitglieder sind allesamt Absolventen des Amsterdamer Konservatoriums.

2022 gastierte das Ensemble im Westflügel der Orangerie.
2022 gastierte das Ensemble im Westflügel der Orangerie.

„Die Musik wieder lebendig machen“, lautet das Credo des Quartetts. Beim diesjährigen Konzert in Kirchheimbolanden steht jedoch noch ein weiterer Aspekt im Mittelpunkt: Das ausgewählte Konzertprogramm rund um Werke von Anna Bon di Venezia setzt weitestgehend auf weibliche Kompositionskraft.

Eine Herzogin und eine Königstochter

Neben Arbeiten der 1738 geborenen Italienerin Anna Bon di Venezia, die Tochter eines Opernkünstlerpaars war und selbst sang, komponierte und Cembalo spielte, fiel die Wahl dabei auf zwei weitere, dem Publikum bislang eher weniger als Komponistinnen des Barockzeitalters bekannte Frauen der Geschichte. Der unermüdlichen Suche der Postscript-Musiker und Musikerinnen nach vergessenen oder lange nicht gespielten Werken der Barockepoche ist es zu verdanken, dass nun Kompositionen von Herzogin Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel (1739-1807) und Wilhelmine von Preußen (1709-1758), Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, auch in Kirchheimbolanden zur Aufführung kommen.

Dass diese als Komponistinnen und damit als selbst Kulturschaffende nicht mehr nur als reine Musen der höfischen Gesellschaft dienten, ließe neue Interpretationen des Rollenverständnisses von Frauen an den Fürstenhöfen zu, erläutert Lydia Thorn Wickert. Die Komponistinnen würden damit als hochbegabte und gebildete Kultur-Akteurinnen ihrer Zeit neuentdeckt und wahrgenommen. Die Werkauswahl sei zudem nicht zuletzt eine Hommage an die fast zur gleichen Zeit wie Anna Bon die Venezia und Herzogin Anna Amalia lebende Fürstin Caroline, die musikalisch gebildete Herrin der Kirchheimbolander Residenz der Nassau-Weilburger Fürsten.

Die große Ausnahme

Im barocken Schlosspark wird das Quartett zwei Divertimenti sowie drei Sonaten aus der Feder der Venezianerin Anna Bon spielen. Aus den Werken von Herzogin Anna Amalia und Wilhelmine von Preußen kommen jeweils eine Sonate für Flöte und Basso Continuo zur Aufführung.

Aus einzig männlicher Komponistenhand stammt im Konzertprogramm Jakob Friedrich von Kleinknechts Komposition „Trio Sonate für zwei Flöten und Basso Continuo“, die als Abschluss in Kirchheimbolanden gespielt wird.

Termin

Barockmusik mit dem Ensemble Postscript aus den Niederlanden am Sonntag, 6. August, um 19 Uhr im Kelterhaus im Schlossgarten Kirchheimbolanden, Karten sind erhältlich über das Ticketportal der RHEINPFALZ und an der Abendkasse.

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