Donnersberger Echo Bierkönig-Reise nach „Malle“: Wer selbst ohne Sünde ist ...

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Der Kerchemer Bierkönig will zum gleichnamigen Partylokal nach Malle – na, wenn das mal keine kritischen Stimmen auf den Plan ruft! Und tatsächlich, genau so ist es!

Kaum zu glauben, was für einen Wirbel die geplante Reise des Kerchemer Bierkönigs Ludwig I. alias Ernst-Ludwig Huy in den vergangenen Tagen gemacht hat! In der RHEINPFALZ hatten wir berichtet, dass er gemeinsam mit Stadtbürgermeister Marc Muchow, Landrat Rainer Guth und einer vielköpfigen Entourage den Bierkönig auf Mallorca besuchen will. Er plant, sein Alleinstellungsmerkmal als Bierkönig in Deutschland zu nutzen, um in der gleichnamigen Großraumdisco die Werbetrommel für Kerchem und die schöne Nordpfalz zu rühren.

Wohlgemerkt, es handelt sich nicht, wie böse Zungen auch schon gelästert haben, um eine aus dem Stadtsäckel finanzierte Gruppensause. Vielmehr bucht und bezahlt jeder Teilnehmer Anreise und Unterkunft selbst. Trotzdem hat das Vorhaben sofort viele Kritiker auf den Plan gerufen. Vor allem an dem Ruf des Lokals als Bierschwemme, in der besoffene Proleten Party bis zum Abwinken machen, haben sich zartbesaitete Seelen gestoßen. Und dann kommt noch der Umweltaspekt: Rund eine Tonne CO2 werde der Flug nach Mallorca ausstoßen – pro Teilnehmer, wohlgemerkt, rechnete ein Leserbriefschreiber aus – und sprach der Reise damit, ohne es explizit zu sagen, ihre moralische Berechtigung ab. Mit anderen Worten: Ballermann-Touristen sollten besser daheim bleiben.

So kann man auch Freunde gewinnen

Oha, kann man da nur sagen! Denn wer sowas von anderen fordert, der sollte ethisch und moralisch – respektive kultursensibel und klimagerecht – auf der ganz, ganz sicheren Seite unterwegs sein. Hut ab vor allen, die das von sich behaupten können. Ich für meinen Teil kann mir auch schönere Dinge vorstellen, als zu „Tussis, T***en und Tequila“ auf dem Tisch zu tanzen. Eine Zahnwurzelbehandlung zum Beispiel. Trotzdem würde ich nur ungern jemandem das Recht auf diese Art von Enthemmung absprechen.

Mal ganz davon abgesehen, dass es auch im Bierkönig durchaus Phasen geben soll, in denen es deutlich gesitteter zugeht. Wollen wir hoffen, dass Ludwig I. eine solche im Sinn hat, wenn es darum geht, die Bühne zu entern und die Besucher von den Vorzügen der schönen Nordpfalz zu überzeugen. Damit könnte er sogar Erfolg haben, denn gutgelaunte und erlebnisorientierte Menschen sind häufig durchaus offen für neue Angebote. „Hömma Karl-Heinz, dat klingt gut, und feiern können die am Donnersberg auch, wolln wir da nich ma hinfahrn mit dem Kegelclub?“, sagt dann die Roswitha aus Wanne-Eickel zu ihrem Angetrauten. Und schon haben wir ein paar neue Freunde gewonnen.

Es gibt kein „gutes“ Kohlendioxid

Auf dünnes Eis begibt sich auch, wer den Malle-Touristen ihren CO2-Ausstoß vorrechnet. Denn da greift dann der schöne und sehr kluge Bibelspruch von denen, die den ersten Stein werfen dürfen, weil sie ohne Sünde sind und selbst nie das Flugzeug als Transportmittel nutzen. Dem Klima ist es nämlich ausgesprochen egal, ob das Kohlendioxid auf dem Flug zum Ballermann auf Mallorca, zum Studiosus-Städtetrip in der Toskana oder zum veganen Ayurveda-Fasten im Öko-Retreat auf Sri Lanka in die Luft geblasen wird.

Den vorerst letzten Leserbrief zum Thema wollen wir Ihnen in diesem Zusammenhang übrigens nicht vorenthalten: „Dass der Bierkönig den Landrat mitnimmt, find ich richtig GUTH! Und noch besser wird’s, wenn beide dann dort bleiben“, schrieb uns Wolfgang Roller aus Teschenmoschel. Wir dürfen vermuten, dass der CO2-Ausstoß für diese Einschätzung eher eine geringe Rolle spielt.

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