Donnersbergkreis Beim Schwertkampf feuert die Familie an

Eine Reise in die Vergangenheit erlebten die zahlreichen Besucher an diesem Wochenende auf Burg Falkenstein beim traditionellen Mittelaltermarkt. Nach der Auflösung des Heimatvereins als bisheriger Ausrichter, übernahm die Ortsgemeinde Falkenstein die Verantwortung als Veranstalter. Unterstützung erhielt sie von Historica Vagantis, einer Organisation, die historische Veranstaltungen vorbereitet und durchführt.

Eindrucksvoll begann die zweitägige Veranstaltung: Nachdem Marktvogt Philipp von Falkenstein die einleitende Worte gesprochen hatte, präsentierten sich die Gruppen und hohen Herren von der Oberburg kommend und schritten über die Brücke in der Arena. Es war nur ein Teil des breit gefächertes Programms mit Gesang und Musik, Ausstellungen und Spielen, das die vielen Besucher erwartete. Das Konzept kam an: Nicht nur die Akteure erschienen in mittelalterlichen Gewändern, sondern auch viele Besucher. Mitmach-Angebote wie im Wikingerdorf lockten nicht nur Kinder an. Dort schien das Aufeinandertreffen der jungen Besucher beim Schwertkampf gegen einen „Mittelaltermenschen“ zum ungleichen Duell zu werden. Doch weit gefehlt: Die jüngere Generation hatte ihr Schwert fest im Griff und vertrieb so manches Mal den übermächtig wirkenden Kämpfer. Familienmitglieder feuerten die kleinen Schwertkämpfer dabei stimmgewaltig an. Viel ruhiger – aber noch spannender – ging es dagegen beim Armbrustschießen zu. Selbst Hand anlegen war auch beim Waffenbau angesagt. Kinder durften bei der Herstellung einer Streitaxt oder eines Schwertes anpacken. Sämtliche Werkzeuge stammten aus eigener Herstellung. So auch ein handbetriebener Bohrer, der über eine Leine am Bogen in Gang gesetzt wurde. „Ohne Strom wird hier gearbeitet – ganz im Zeichen des Mittelalters“, stellte ein Besucher fest. An Angeboten mangelte es auf dem Markt nicht. Die ehemaligen Ortsbürgermeister Josef und Andreas Fischer waren in Mönch-Kutten und sorgten für das kulinarische Angebot: Fleischfetzen mit Weck und gehutzelten Grumbeere. Viele Gäste schauten Michael Schlinck aus Waldrohrbach über die Schulter. Mit Leder, Nadel und Faden gestaltete der südpfälzische „Lederer“ zweckmäßige Umhängetaschen und bequeme Schuhe. Daneben versuchten sich einige Kinder beim Buchdrucken und pressten selbst gestaltete Bücher wie im Mittelalter zusammen. „Drachengeschirr“ aus Keramik fand ebenso Abnehmer wie in Ramstein-Miesenbach und nach alten Rezepten gebrannten Liköre. Leckere Naturgetränke aus verschiedenen Beeren und Früchten wie Schlehen, Himbeeren, Sauerkirchen, Eisminze und Brombeeren lockten zudem Käufer an. Wer sich nicht schlüssig war, konnte vor dem Kauf kosten. Auch handwerklich konnten sich die Gäste betätigen. Viele Besucher nutzten die Möglichkeit, ihren eigenen Talisman, ein Hufeisen, zu gießen und zu formen. Damit die Glut auch immer schön rot schien und entsprechend heiß war, setzten die „Schmiede“ den Blasebalg selbst in Bewegung. Beim am Abend entzündeten Lagerfeuer ließen Beschicker und Besucher den Tag ausklingen. Zuvor aber erklang aus dem Innern der Burg immer wieder mittelalterliche Musik. Gaukler beeindruckten ebenso wie die imposante abendliche Feuershow. Die Programmgestaltung übernahm die Organisation „Historica Vagantis“. Der Erlös des Festes wird für die Erhaltung und Gestaltung des Burgareals verwendet. Ortsbürgermeister Volker Demmerle zeigte sich erfreut darüber, dass die Tradition des Mittelaltermarkts nach dem Rückzug des Heimatvereins fortgesetzt wird. Der Ortsgemeinderat hatte sich dafür ausgesprochen. Die Ratsmitglieder griffen tatkräftig in das Geschehen ein. 25 Helfer seien täglich im Einsatz. Dass das Mittelalterspektakel stets bei gutem Wetter über die Bühne ging, mutmaßte Demmerle, habe mit dem hoch oben gelegenen Ort zu tun: „Dadurch sind wir näher am Himmel, wo das Wetter gemacht wird.“ (llw)

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