Donnersbergkreis Bei Tierschützern ist Feuer unterm Dach

Für das Kirchheimbolander Tierheim trägt nun ein neuer Vorstand beim Tierschutzverein Donnersbergkreis die Verantwortung.
Für das Kirchheimbolander Tierheim trägt nun ein neuer Vorstand beim Tierschutzverein Donnersbergkreis die Verantwortung.

Der kleine Raum der Jahnstube reichte am Donnerstagabend nicht aus – zur Jahreshauptversammlung des Tierschutzvereins Donnersberg musste in die große Turnhalle ausgewichen werden. Als die rund 80 Personen dort Platz genommen hatten, wurde es recht schnell heftig: Schwere Vorwürfe gegen die bis dato Erste Vorsitzende Silvia Enders wurden in einem anonymen Brief vorgebracht, der von einem Vereinsmitglied verlesen wurde. Neue Mitglieder, die erst kurz vorher dem Verein beigetreten waren, tauchten auf, und fast der komplette Vorstand wurde im Zuge von Neuwahlen ausgetauscht. Die Begrüßung der Ersten Vorsitzenden Silvia Enders war das Einzige, was noch ruhig und geordnet ablief. Kaum hatte Enders ihre Begrüßungsrede abgeschlossen, begann eine hitzige Diskussion, bei der schwere Vorwürfe gegen sie in den Raum geworfen wurden. Enders und ein Teil des Vorstandes wollten mit der Tagesordnung fortfahren und die Anliegen der Mitglieder auf den Punkt „Verschiedenes“ verschieben. Die teils stark aufgebrachten Mitglieder ließen sich jedoch nicht abweisen. Anonyme Vorwürfe verlesen Anja Wagner las in der Versammlung einen anonymen Brief vor. Darin wurde Enders ein nicht sachgemäßer Umgang sowie „fahrlässiges und unprofessionelles Verhalten“ mit Tieren im Tierheim vorgeworfen. Zudem habe sie, so dieser Brief, Blanko-Spendenquittungen verteilt. Auch wurde ihr darin vorgeworfen, sie wohne in einer Wohnung des Vereins, für die sie 200 Euro Miete zahle und sich dafür Spendenquittungen ausstelle. Silvia Enders entgegnete Wagner: „Beweisen Sie eine dieser Aussagen!“ Wolf-Rainer Zeuner, der sich als Anwalt des Vereins vorstellte, verurteilte das Vorgehen einiger Mitglieder scharf: „Hier wird ein anonymes Schreiben zum Gegenstand gemacht. Der Verfasser ist hinterhältig und feige.“ Auch Vereinsmitglied Gerhard Jacob verurteilte die anonymen Beschuldigungen. Er forderte den Verfasser auf, sich zu den Vorwürfen zu bekennen. „Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler“, sagte er zudem. Wagner jedoch fuhr fort: „Die aktuelle Vereinssatzung hat keine Gültigkeit.“ Die 2. Vorsitzende Melanie Rottmann bestätigte dies und sagte: „Die Satzung ist nicht eingetragen, der Verein sind die Mitglieder, der Vorstand vertritt diese lediglich.“ Hier räumte Zeuner Fehler ein: „Die Satzung von 2007 wurde nicht beim Amtsgericht eingetragen.“ „Deshalb sind wir hier, um das heute nachzuholen“, merkte Enders dazu an. Weil die Satzung von 2007 nicht gültig sei, gelte immer noch die Satzung von 1997, führte ein Teil der Mitglieder ins Feld. Daraufhin sagte Enders, wenn der derzeitige Vorstand nicht rechtmäßig sei, bliebe sie alleine als rechtmäßige Vorsitzende noch übrig, da sie bereits unter der alten Satzung im Amt war: „Dann wäre ich der einzige Vorstand.“ Vereinsmitglied Anja Wagner bestand jedoch darauf, dass Melanie Rottmann „einzelvertretungsberechtigt“ sei, um damit die Aufnahme neuer stimmberechtigter Mitglieder nur wenige Tage vor der Versammlung oder gar am selben Tag zu rechtfertigen. Kritik an Umgang mit Tieren Vorwürfe betrafen auch den Umgang mit Tieren. Als einer dieser Vorfälle wurde das Einschläfern eines Hundes genannt, der gebissen habe. Laut Jürgen Broschk hätte man für das Tier eine andere Lösung suchen sollen: „Es gibt spezielle Tierheime für bissige Hunde.“ „In so einem Fall muss eine Kommission gebildet werden“, sagte Silvia Bertz, die sich als Mitglied des Landesverbands Rheinland-Pfalz des deutschen Tierschutzvereins vorstellte. Bertz forderte Kassenwartin Carina von Bassewitz außerdem auf, in ihrem Bericht keine ungefähren Werte sondern die genauen Zahlen – inklusive der Centbeträge – vorzutragen. Silvia Enders wurde als Vorsitzende nicht entlastet. In der Tagesordnung konnte dennoch nicht plangemäß weitergemacht werden: die aufgebrachten Mitglieder wehrten sich gegen den Beschluss einer neuen Satzung, die Einladung sei nicht rechtmäßig: „Die Satzung müsste mitgeschickt werden oder in Stichpunkten auf der Einladung stehen“, sagte Rottmann. So beschloss man, dass die Satzung in einer neuen Mitgliederversammlung geändert wird. Es folgte die Wahl des Vorstandes. Silvia Enders wollte hier Stimmen aus Vollmachten nutzen, wogegen sich die Mehrheit der Mitglieder wehrte: „Es steht dazu nichts in der Satzung von 1997. Und ein Stimmrecht kann nicht übertragen werden“, so Rottmann. Dass viele Mitglieder, manche erst am Tag der Versammlung, neu eingetreten und stimmberechtigt waren, führte bei Enders zu Unmut, jedoch konnte sie sich nicht dagegen wehren. Ralf Heieck, Vorsitzender des Tierschutzvereins Kindsbach, wurde kurzerhand zum Wahlleiter erklärt. Das Ergebnis: Der Vorstand wurde fast komplett ausgetauscht. „Ich bin sehr überrascht und freue mich auf die Arbeit mit den Tieren und auch über die Unterstützung im Verein“, resümierte Andrea Broschk, die neue Vorsitzende. Enders: „Abgekartetes Spiel“ „Das war ein abgekartetes Spiel“, sagte Silvia Enders, die die Veranstaltung vorzeitig verließ. „Wir werden versuchen, die Wahl anzufechten. Das Schlimme sind die Behauptungen, die haltlos sind“, fügte sie am Abend der Mitgliederversammlung gegenüber der RHEINPFALZ an. Gestern sprach Enders, die seit 1994 an der Spitze des Tierschutzvereins stand, von einer „feindlichen Übernahme“, nannte die Vorstandswahl unrechtmäßig, weil aus ihrer Sicht gewählt worden sei, ohne das Stimmrecht der Wählenden zu prüfen. Sie sei gerade dabei, gemeinsam mit Mitgliedern, die sich hinter sie geschart hätten, über rechtliche Schritte zu sprechen. . Der neue Vorstand 1. Vorsitzende: Andrea Broschk, 2. Vorsitzende: Melanie Rottmann, Kassenwart: Petra Schmitt, Schriftführer: Birgit Borchardt, Beisitzer: Jürgen Broschk, Josef Schwarwatz, Volker Fehl, Kevin Kaufmann, Gabriele Brand, Heidemarie Domke, Anja Wagner; Kassenprüfer: Ralf Heieck, Christel Schneickert.

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