Donnersbergkreis Über Stock und Stein

Sicher: Linus M. fährt, Wolfgang Schmitt passt auf.
Sicher: Linus M. fährt, Wolfgang Schmitt passt auf.

„Hier müsst ihr schön weit ausholen, sonst kriegt ihr die Kurve nicht und bleibt am Baum hängen“, sagt der Vorsitzende des Automobil- und Motorradclubs Kerzenheim (AMC), Wolfgang Schmitt. Gerade schreitet er mit Fabian, Linus H. und Linus M. sowie Kianoush einen mit bunten Hütchen und rot-weißen Flatterbändern neu angelegten Parcours ab. Nachdem sie den kurzen Rundkurs auf dem Waldsportplatz zu Fuß erkundet haben, dürfen die vier Jungs ihn auf dem Motorrad entlangfahren. Im Gegensatz zu früher ist dabei aber kein lautes Knattern zu hören. Auch Benzingeruch hängt nicht in der Luft. Denn der Verein, der knapp 300 Mitglieder hat – darunter 60 unter 18-Jährige – und ein vom Motorsportverband Rheinland-Pfalz (MVRP) anerkanntes regionales Leistungszentrum für den Motorradtrialsport betreibt, setzt seit zwei Jahren auf Elektromobilität. Begonnen wurde mit einem strombetriebenen Bike. „Bei einem Wettbewerb des Landessportbundes für den Nachwuchs-Leistungssport haben wir dann 2500 Euro gewonnen und konnten weitere E-Motorräder anschaffen“, blickt Schmitt zurück. Beworben hatte sich der AMC mit dem Projekt „Nachhaltigkeit im Motorradsport“. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden für mehr Umweltbewusstsein. „Wir wollten gern drei weitere Zweitakt-Maschinen durch E-Bikes ersetzen“, erläutert der Vorsitzende die Investition von knapp 10.000 Euro. Die Hälfte davon hat der AMC aus Eigenmitteln finanziert. „Wir haben auch Zuschüsse vom MVRP und ADAC erhalten.“ Alle vier leisen, nicht stinkenden Motorräder sind in Schmitts Schnupperkurs-Gruppe im Einsatz. Der neunjährige Fabian strahlt. Soeben hat er eine Strecke absolviert, die im Vergleich zur vorherigen einige schwierigere Passagen umfasst. Die Sektion hat beispielsweise mehr Steigungen und Gefälle. Eine enge, feuchte Stelle lässt sich kaum passieren, ohne einen Fuß auf den Boden zu setzen, da das Laub sehr rutschig ist. Die E-Bikes seien gerade für Anfänger ideal, schwärmt Schmitt. Vor den lärmenden, mit rund 80 Kilogramm doppelt so schweren herkömmlichen Zweirädern hätten manche Kinder eine natürliche Scheu. „Außerdem ist die Bedienung der E-Bikes viel einfacher, da der Umgang mit den Gängen nicht vor der ersten Probefahrt erlernt werden muss. Und es lässt sich eine Maximalgeschwindigkeit einstellen, was die Sicherheit erhöht“, so Schmitt. Außerdem freut er sich, dass er nicht mehr gegen das laute Motorengeräusch anschreien muss. Um den großen Findling, der mitten im Weg liegt, lenken alle seine Schützlinge herum – mit Ausnahme von Linus H. Der siebenjährige Friedelsheimer traut sich als Einziger, den Stein zu überfahren. Das verwundert nicht, wenn man den familiären Hintergrund erfährt. „Ich habe als Fünfjähriger hier beim AMC mit dem Trialsport angefangen“, erzählt sein Papa Andreas Heck, der die Jugendarbeit des Vereins lobt. Auch sein jüngerer Sohn Lucas (5) absolviert gerade ein Schnuppertraining in einer der anderen beiden Gruppen. Diese leiten Jugend-Sportwart Hans Schmitt und Trainerin Katja Ohr. Heck, inzwischen 35 Jahre alt und nicht mehr im Motorsport aktiv, liebäugelt damit, selbst wieder Trial zu fahren. Mathias Peters aus Dannstadt-Schauernheim, der Vater von Fabian, ist früher Straßenmotorrad gefahren. Da sein Sohn sich auch dafür interessiert und gern Wheelies auf dem Fahrrad macht, wurde er mit dem Lehrgang beim AMC überrascht. Seine Frau Nicole Peters erzählt: „Tags zuvor hatte ich auf Facebook gesehen, dass hier noch ein Platz frei ist und habe Fabian spontan angemeldet.“ Die Eltern loben die Organisation und sind überzeugt, dass beim Trail-Jugendtraining alles für die Sicherheit getan wird. Marcel Meissel, der Vater von Linus (8), winkt auf die Frage nach der Verletzungsgefahr ab. „Das hier ist so gefährlich wie Radfahren oder Hockeyspielen, was Linus beides macht“, sagt der Frankenthaler, der ebenfalls übers Internet auf das Angebot aufmerksam wurde. So wie auch der Vierte im Bunde, der achtjährige Kianoush aus Quirnheim. Laut Schmitt bleiben nach jedem Schnuppertraining ein bis drei Kinder beim Trialsport hängen. „Wer Interesse hat“, erläutert er, „muss nicht sofort ein Bike erwerben und auch nicht gleich Mitglied im Verein werden“. An Versicherung und Ausleihgebühr seien dann 10 Euro pro Übungs-Doppelstunde (dienstags, 17.30 bis 19.30 Uhr) zu bezahlen.

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